„Leben gefährdet“

Afghaninnen schicken verzweifelten Brief an Merkel

Ausland
08.09.2021 11:16

Die Machtübernahme der Taliban hat das Leben für viele Menschen in Afghanistan zur Hölle auf Erden gemacht. Vor allem Frauen haben es unter der Herrschaft der Islamisten besonders schwer. Die Scharia - das drakonische islamische Strafrecht - sieht schon für vergleichsweise harmlose Delikte Strafen wie Auspeitschen, Hand- und Fußamputation oder Steinigung vor. Nun haben sich 31 Afghaninnen in einem dramatischen Appell an die deutsche Kanzlerin Angela Merkel gewandt.

Ihr tragisches Problem: Als unverheiratete Frauen können sie keine Familienangehörigen nach Deutschland ausfliegen lassen, obwohl sie für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) gearbeitet haben, berichtet die „Bild“-Zeitung am Mittwoch.

Vor allem Frauen sind von der Machtübernahme der Taliban und der damit verbundenen Einführung der Scharia besonders schwer betroffen. (Bild: AFP)
Vor allem Frauen sind von der Machtübernahme der Taliban und der damit verbundenen Einführung der Scharia besonders schwer betroffen.

Nur Kernfamilie hat Anspruch auf Rettung
Denn nur die Kernfamilie von Ortskräften hat Anspruch darauf, gerettet zu werden - also Kinder und Partner. „Obwohl wir unverheiratet sind und keine Kinder haben, sind einige von uns die alleinigen Ernährer und Kümmerer unserer Familien“, schreiben die Frauen in dem Brief an die deutsche Kanzlerin. Viele der Frauen müssen Familienangehörige versorgen. Unter den Taliban dürfen Frauen allerdings ohne männliche Begleitperson erst gar nicht das Haus verlassen.

„Wenn ich in Afghanistan bleibe, wird es gefährlich“
Eine der Frauen schreibt etwa: „Mein Vater ist arbeitslos, meine Mutter Hausfrau. Meine drei kleinen Geschwister gehen zur Schule. Wenn die GIZ mich ohne meine Familie rettet, werden sie Hunger leiden. Aber wenn ich in Afghanistan bleibe, wird es für mich selbst gefährlich.“ Die Frauen schreiben, dass sie über mehrere Jahre hinweg „Seite an Seite“ mit der deutschen Regierung gearbeitet hätten - in der Hoffnung auf ein „friedlicheres, wohlhabendes Afghanistan“.

Demonstrationen für Frauenrechte in Kabul
Diese Hoffnungen dürften sich mit dem Abzug der US-Truppen und der Machtübernahme der Taliban nur sehr schwer erfüllen. Erst am vergangenen Wochenende hatten einige besonders mutige Frauen gegen die radikalislamischen Taliban demonstriert. Bei der Demonstration für Frauenrechte kam es zu Zusammenstößen, einige Frauen erlitten auch Verletzungen.

(Bild: AFP)
Frauen-Demo in Kabul gegen das Taliban-Regime (Bild: The Associated Press)
Frauen-Demo in Kabul gegen das Taliban-Regime

Die afghanischen Frauen appellieren eindringlich an Merkel, die Einreiseregeln für afghanische Ortskräfte zu ändern: „Bitte geben Sie uns die Chance, uns ein Leben mit unseren Familien in Deutschland aufzubauen. Wir werden Sie nicht enttäuschen.“

Bisher ist noch nicht bekannt, ob die deutsche Regierung aufgrund des verzweifelten Briefs ihre Einreiseregeln ändern wird.

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