53 Personen angeklagt

Korruptionsaffäre um Wiener Wohnen

Wien
03.09.2021 06:00

Just kurz vor den Festlichkeiten zum Tag des Wiener Wohnbaus am Freitag platzte die Bombe: eine Korruptionsanklage gegen 53 Personen. Bei 43 von ihnen handelt es sich um Mitarbeiter von Wiener Wohnen, die restlichen Beschuldigten arbeiten bei Baufirmen. Es geht um Schmiergeld bei der Vergabe von Aufträgen.

Am Freitag soll sozialen und leistbaren Wohnens bei einer Feier in Wien-Favoriten gedacht werden. Eine Leistung, auf die Wien grundsätzlich stolz sein kann, gäbe es da nicht schwarze Schafe. Laut Anklage der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) haben einige von Schlampereien profitiert.

Glasbruch: Nicht vorhandene Schäden vorgetäuscht
Hauptsächlich wird es bei dem Prozess um Reparaturen in Gemeindebauten gehen, vor allem bei Glasbruch. Laut Vorschrift soll ein Schaden nur von Mitarbeitern von Wiener Wohnen festgestellt und der Reparaturauftrag dann an eine Firma weitergeleitet werden. Laut Anklage lief es aber in den Jahren 2011 bis 2013 teilweise anders: Mitarbeiter von Firmen stellten selbst die „Schäden“ an den Fensterscheiben fest, vor allem in Stiegenhäusern, Dachböden oder Kellerabteilen. Manchmal sollen diese aber gar nicht bestanden haben.

Austausch von Scheiben nur vorgetäuscht
Ein Zeuge der Anklage behauptet gar, dass der Austausch von Glasscheiben nur vorgetäuscht wurde, indem man die Scheiben putzte und die Silikonfugen erneuerte. Laut WKStA wurden die für manche Gemeindebauten zuständigen Werkmeister mit drei Prozent an den Aufträgen beteiligt und mit Tankgutscheinen belohnt. So sollen manche Mitarbeiter mit bis zu 7000 Euro von den Schmiergeldzahlungen profitiert haben.

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Ich fand die Idee, dass die Fenster nicht getauscht, aber verrechnet wurden, nicht gut. Es störte mich. Ich glaube, deshalb wurde ich gekündigt.

Der Kronzeuge

Die Behörde ermittelte ursprünglich gegen 93 Personen, 53 scheinen in der Anklage auf. Die Beschuldigten verweigerten großteils die Aussage oder ließen durch ihre Anwälte knappe Stellungnahmen verfassen. Alle bestreiten die Vorwürfe.

Doch werden sie vor allem von Aussagen eines früheren Mitarbeiters einer Firma belastet, weiters von Gutscheinlisten, die bei Hausdurchsuchungen gefunden wurden. Und es gibt auch aufgezeichnete Gespräche, die im Prozess noch für Heiterkeit sorgen werden. Wie der Monsterprozess in Corona-Zeiten verhandelt werden kann, steht noch nicht fest.

Peter Grotter
Peter Grotter
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