Mensch und Raubtier

„Der Wolf ist da, und er wird nicht verschwinden“

Vorarlberg
26.06.2021 06:55

Die Rückkehr des Wolfes sorgt immer wieder für hitzige Diskussionen. Doch eine Koexistenz von Mensch und Raubtier wäre mit entsprechenden Maßnahmen durchaus möglich.

Dieser Sommer wird etwas verändern. Davon ist WWF-Wolfsexperte Christian Pichler überzeugt. Denn bis Mitte Mai diesen Jahres wurden österreichweit bereits in sieben Bundesländern insgesamt 27 Wolfsnachweise verzeichnet - drei davon in Vorarlberg. Auf der Suche nach neuen Lebensräumen machen sich die Tiere aus den umliegenden Nachbarländern auf den Weg und legen mitunter weite Strecken zurück, um ein geeignetes Revier zu finden. 

Die Zeit drängt zum Handeln
Auf das Ökosystem habe der Wolf als natürlicher Räuber einen positiven Einfluss, hebt Pichler hervor. Für Nutztierhalter gäbe es aber mitunter auch negative Folgen, räumt er ein. Denn zwischen „erlaubter“ und „unerlaubter“ Beute - sprich Schafe, Ziegen und Co - kann Isegrim nunmal nicht unterscheiden. „Der Wolf ist wieder da, und er wird nicht mehr verschwinden, auch wenn sich das manch einer wünscht“, stellt der Experte klar. Deshalb müsse endlich etwas geschehen in Sachen Herdenschutz. „Österreich ist in diesem Punkt sehr spät dran, über Jahre hinweg wurde nur diskutiert, jetzt muss man endlich ins Tun kommen“, findet Pichler klare Worte.

Hilfe könnte man sich beispielsweise aus den Nachbarländern holen: In Italien ist das Raubtier nie gänzlich von der Bildfläche verschwunden - Hirte und Landwirte wissen seit jeher mit dem „Risiko“ Wolf umzugehen. In Deutschland laufen bereits erfolgreich Pilotprojekte - und in der Schweiz kann man auf 25 Jahre Erfahrung in Sachen Koexistenz von Wolf und Mensch zurückblicken.

Schweiz hat Vorbildcharakter
Davon hat sich auch Herbert Strolz überzeugt. Er und seine Frau betreiben eine Nebenerwerbslandwirtschaft mit 40 Schafen. Den Sommer verbringen die Tiere in den Bergen. Im Jahr 2014 kam es auf der Alpe Schadona zum ersten Riss durch einen Wolf. „Wir haben den zerfressenen Kadaver auf der Weide entdeckt. Seit Jahren ist bekannt, dass Wölfe nach Österreich zurückkehren und wir uns vorbereiten müssen. Doch ein Umdenken findet nur langsam statt.“ Zu langsam. Aus diesem Grund reiste Strolz auf eigene Initiative mehrmals in die Schweiz, um dort zu erfahren, wie die Arbeit mit Herdenschutzhunden funktioniert und welche sonstigen Maßnahmen sinnvoll wären.

Die Verantwortlichen des WWF fordern von Seiten der Politik rasches Handeln sowie stärkere Förderungen für Schutzmaßnahmen und einen unbürokratischen Ausgleich im Schadensfall. Kontraproduktiv sehen sie die ständigen Rufe nach - europarechtswidrigen - Abschüssen. „Am strengen Schutzstatus des Wolfes wird sich nichts ändern. Zudem werden immer wieder Tiere aus den umliegenden Ländern nach Österreich streifen. Herdenschutz und traditionelles Hirtenwesen sind hingegen langfristige Lösungen“, betont Christian Pichler. Ein gutes Beispiel hierfür sei die Schweiz. Dort steige zwar die Anzahl der Wolfsrudel, gleichzeitig sinke aber die Zahl gerissener Schafe pro Beutegreifer.

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