Das Forschungsinstitut „Brenner-Archiv“ präsentiert ab nun seine zweite Online-Reihe zum Buch „Petras Aufzeichnungen“ von Paula Schlier, das 2018 durch die beiden Literaturforscherinnen Ursula A. Schneider und Annette Steinsiek neu aufgelegt wurde. Die dreiteilige, sehr feinfühlig und spannend produzierte Videoreihe schließt zeitlich an die vor einigen Wochen online gestellte Trakl-Reihe an.
Erstes investigatives Werk
Das 1926 erschienene Erstlingswerk der 1899 in Neuburg geborenen Paula Schlier, „Petras Aufzeichnungen oder Konzept einer Jugend nach dem Diktat der Zeit“, wird heute als eines der ersten Bücher der „Neuen Sachlichkeit“ gesehen und es ist zudem eines der ersten Werke des investigativen Journalismus in deutscher Sprache. Mit 16 Jahren meldete sie sich als freiwillige Kriegspflegerin beim bayerischen Roten Kreuz.
Undercover bei Nazi-Zeitung
Nach Ende des Ersten Weltkrieges ging sie nach München, wo sie als Stenotypistin arbeitete. 1923 ließ sie sich als Sekretärin im Nazi-Blatt „Völkischer Beobachter“ anstellen. Und zwar „undercover“ - um, wie sie sagte, zu prüfen, „ob eine solche Volksbegeisterung wirklich jeder tieferen Berechtigung entbehren könne“. In der Redaktion zeichnete sie alles auf, was sie hörte und sah. So auch den Putsch-Versuch Hitlers 1923 in München.
Arbeit in Innsbruck
Diese investigativ gemachten Aufzeichnungen erschienen 1926 in Schliers Erstlingswerk „Petras Aufzeichnungen oder Konzept einer Jugend nach dem Diktat der Zeit“. Laut Anette Steinsiek wollte Schlier als Sekretärin beim „Brenner“ arbeiten, Herausgeber Ficker vermittelte ihr aber eine Stelle als Chefsekretärin bei der Wagnerschen Druckerei, die sie 1925 antrat. Paula Schliers Ziel war aber weiterhin, als Journalistin oder Schriftstellerin zu arbeiten.
Von Gestapo verhaftet
Wegen ihrer Kritik am Nationalsozialismus folgte 1942 die Verhaftung. Dass sie nicht in ein KZ gebracht wurde, verdankte sie einer Psychiatrie-Einweisung, aus der sie entfloh, um sich bis Kriegsende zu verstecken. Paula Schlier verstarb 1977. Ihr Leben jedoch kann man nun virtuell auf der Homepage des „Brenner-Archiv“ Revue passieren lassen.
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