Künstler: Was assoziieren wir nicht alles mit ihnen. Sie sind die Avantgarde, Vordenker, Freigeister. Für viele auch Vorbilder. Nun haben sich 50 Schauspieler aus dem deutschen Sprachraum zusammengetan und haben ihre Kampagne unter dem Titel „#allesdichtmachen“ mit großem Getöse an die Öffentlichkeit gebracht. 50 Videos bekannter Persönlichkeiten, die sich darin vermeintlich satirisch-sarkastisch zu den Corona-Maßnahmen äußern. Dabei die österreichische Schauspielerin Nina Proll mit der Ansage: „Das Leben kann tödlich sein, bleiben Sie für immer zu Hause, und unterstützen Sie die Corona-Maßnahmen“. Der einst lustige Herr Roland Düringer meldet sich mit dem sinnigen Spruch: „Der Tod ist lediglich ein Fehler der Schöpfung“. Ulrich Tukur fordert sogar, endlich alle Supermärkte zu schließen. Denn sobald alle Menschen verhungert seien, könne sich das Virus nicht mehr verbreiten. Doch der Applaus für die Initiative der Schauspieler - er kam hauptsächlich aus dem extremistischen, größtenteils rechten Lager, bei dem die meisten Künstler ansonsten so gar nicht anstreifen wollen. Während sich einige Teilnehmer der Aktion angesichts des Shitstorms umgehend distanzierten und ihre Videos zurückzogen reagierten viele weitere Künstler mit harscher Kritik. Man schäme sich für die Kollegen, hieß es da unter anderem, mit Zynismus sei doch keinem geholfen und diese Schauspieler könnten sich „ihre Ironie gerne mal tief ins Beatmungsgerät schieben“. Und der schräge Vogel Jan Böhmermann brachte es voll auf den Punkt - er startete als Gegenaktion zu „#allesdichtmachen“ einfach „#allenichtganzdicht“. Applaus!
Schlag ins Gesicht. Mit der Initiative und der Gegeninitiative setzt sich heute auch „Krone“-Kolumnistin Conny Bischofberger auseinander. Sie schreibt: „Ich bin wohl zu blöd, um das Anliegen von #allesdichtmachen zu verstehen. Den Hohn und Zynismus, den die Internet-Videos von Rubey, Ofczarek & Co. verströmen, kapiert aber wirklich jede(r). Da tun prominente Schauspieler so, als forderten sie noch strengere Corona-Maßnahmen, machen sich aber in Wahrheit über die Regelungen - und natürlich die Regierung und deren “Untertanen„ - lustig.“ Bischofberger erinnert daran, dass bis gestern allein in Österreich bereits 10.055 Menschen an Covid-19 gestorben sind. Was, so fragt sie, denken sich jene, die Nahstehende verloren haben? Die täglich Sterbende auf den Intensivstationen begleiten oder selber gegen das Virus kämpfen? Der „unsägliche Sarkasmus dieser Damen und Herren“ müsse für all diese Menschen ein Schlag ins Gesicht sein. Wie wahr!
Einen schönen Tag!
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