Was für ein Tausch: Den strahlend-schönen Wintertag lassen wir hinter uns, um in das Reich der Fledermäuse einzudringen. Wir, das ist ein sechsköpfiges Team rund um Harald Polt vom Landesverein für Höhlenkunde. Und das dunkle Reich ist der Römersteinbruch im südsteirischen Aflenz. Es ist eine von fast 4.300 dokumentierten Höhlen in der Steiermark.
130 Fledermäuse überdauern Winter im Steinbruch
Einmal pro Jahr durchwandern Laien, unterstützt von Wissenschaftlern, eine Auswahl der unterirdischen Winterquartiere - und zählen. Im Aflenzer Römersteinbruch überdauern heuer an die 130 Fledermäuse die kalte Jahreszeit. Platz haben sie hier genug: Die verzweigten Stollen und Gänge sind länger als drei Kilometer.
Die Ehrenamtlichen brauchen neben geschulten Augen auch Ortskundigkeit, denn die Tiere schlagen ihr Winterdomizil gerne an der Stollendecke, in den Seitennischen oder in Bohrlöchern auf. Ebenfalls nötig ist es, die einzelnen Arten unterscheiden zu können: Großes Mausohr, Wimperfledermaus, Kleine und Große Hufeisennase, Wasserfledermaus - letztere erstmals in der Gemeinde Wagna.
"Wichtig, dass jedes Tier am Leben bleibt"
In Gruselfilmen spielen diese Tiere zumeist eine unheimliche Rolle. "Das ist grundlegend falsch", versichert aber Friederike Spitzenberger, die Präsidentin des Vereins "Batlife Österreich" und auch mit von der Partie, entschieden. Fledermäuse sind auch keine vampirartigen Blutsauger, sondern ernähren sich ausschließlich von Insekten. "Es ist wichtig, dass jedes Tier am Leben bleibt", appelliert Spitzenberger. Dazu gehört auch ein geordneter Winterschlaf von Mitte Oktober bis Mitte März. Störungen können den Tod bedeuten.
Mensch als größte Gefahr für "Batman"
Die größte Gefahr geht dabei aber nicht von den natürlichen Feinden Eule und Steinmarder aus, sondern vom Menschen. Die Tiere stehen daher auf der Roten Liste. Manche Arten verschwinden dennoch für immer. Nach knapp drei Stunden hat uns der schöne Wintertag wieder. Die Fledermäuse sind gezählt. Wir lassen sie weiterschlafen in ihrem dunklen Reich...
von Josef Fürbass, "Steirerkrone"
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