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Jedes Schriftl … | Wien im Lockdown

Jedes Schriftl a Giftl, hieß es früher einmal: Heikles kommunizierte man niemals schriftlich, sondern ausschließlich mündlich. Heute ist das etwas komplexer. Jede WhatsApp-Nachricht, jedes SMS kann toxisch sein, wie der 320 Seiten dicke Auswertungsbericht der Korruptions-Staatsanwaltschaft zeigt. „Ich liebe meinen Kanzler“, ist da wie schon weit bekannt zu lesen, „dich zu haben ist so ein Segen.“ Und der Kanzler schrieb: „Du kriegst eh alles, was du willst!“ Könnte alles auch ganz anders aufgefasst werden. Vor allem, wenn noch gewisse Emojis im Spiel sind. Gabriela Spiegelfeld, die während der schwarz-blauen Koalition für die Staatsholding ÖBAG weibliche Vorstände suchen sollte, verfasste auch so ein „Schriftl“. „Mir gehen die Weiber so am Nerv. Scheiß Quote!“, beschwerte sich die Netzwerkerin über ihresgleichen. Das alles wirft ein bezeichnendes Licht auf die Politik, die Postenschacherei in diesem Land - und die Blauäugigkeit der handelnden Personen, analysiert heute Conny Bischofberger in ihrer Kolumne. Zu glauben, es gebe heutzutage noch Nachrichten, die privat bleiben, ist schon erstaunlich. Daten werden eben nicht für immer gelöscht, wenn Geräte auf Werkseinstellung zurückgesetzt werden, sondern hinterlassen Spuren und können wiederhergestellt werden. Als „Giftl“ bringen sie ihre Urheber und Urheberinnen heute zu Recht in die Bredouille. Der Satz vom „Schriftl“ wird übrigens dem ehemaligen Wirtschaftskammer-Präsidenten Rudolf Sallinger zugeschrieben. Ihm wären diese „Giftl“ nicht passiert. Aber macht diese gesicherte Erkenntnis dieses erschütternde Sittenbild besser? Wir denken nicht. 

Wien im Lockdown. Jetzt ist es also fix: Die schon arg strapazierte „Osterruhe“ wird in Wien bis 11. April dauern - länger als geplant. „Die Lage in den Spitälern ist ernst“, so Bürgermeister Michael Ludwig, „wir behandeln in Wien auch viele Patienten aus den Bundesländern, und nicht nur Corona-Patienten, sondern auch viele, die eine Intensivbehandlung etwa nach einem Schlaganfall oder Herzinfarkt benötigen. Deshalb ist es notwendig, besonders auf die Intensivstationen achten.“ Es wäre auch wichtig, Maßnahmen über die Bundesländergrenzen hinaus zu treffen. Doch was machen die Mitbeteiligten? Niederösterreich und das Burgenland wollen noch die weitere Entwicklung abwarten und fordern einen gemeinsamen Gipfel aller Landeshauptleute am Ostermontag. Was vor allem im Burgenland seltsam anmutet: Die Spitäler der KRAGES (Burgenländische Krankenanstalten-GmbH) gehen nämlich schon in den Notbetrieb. Um zusätzliche Intensivbetten für Covid-19-Patienten zu schaffen, werden Aufwachbetten im OP-Bereich umfunktioniert. Operiert werde „nur mehr in akut lebensnotwendigen Fällen“, so KRAGES-Geschäftsführer Hubert Eisl. Sollten die Zahlen weiter steigen, könne man auch nicht mehr ausschließen, dass dringende Eingriffe, etwa Tumor-OPs, nicht mehr durchgeführt werden können. Osterruhe im eigentlichen Sinne klingt da verdammt anders … 

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