Intensivfälle steigen

Statistiker stellt klar: Hätte man wissen können!

Österreich
27.03.2021 17:45

Binnen 24 Stunden sind in Österreich 3498 Neuinfektionen mit dem Coronavirus und ein deutlicher Sprung um 41 weitere belegte Intensivbetten hinzugekommen. Die Zahl der schwerkranken Spitalspatienten stieg damit von 463 auf 504, zeigen die Samstags-Zahlen. Für Erich Neuwirth ist das „dramatisch“. Und der Statistiker geht mit Österreichs Politik hart ins Gericht: „Ich möchte von keinem Politiker hören, dass man das nicht wissen konnte.“

Laut Neuwirth steige die Inzidenz seit mehr als fünf, die Intensivfälle in Wien, Niederösterreich und im Burgenland seit mindestens drei Wochen dramatisch. „Darauf nicht schon vor mindestens zwei Wochen reagiert zu haben, ist ein schlimmes Versäumnis. Ich finde, ein schuldhaftes Versäumnis“, ergänzte er auf Twitter. In den drei Bundesländern mit der höchsten Inzidenz (Burgenland, Niederösterreich, Wien) würden die Intensivfallzahlen mit einer Verzögerung nach den Inzidenzen steigen.

„5000 Neuinfektionen zu Ostern wird wahrscheinlicher“
Die Probleme hätten sich laut Neuwirth bereits vor längerer Zeit angekündigt. „Insbesondere waren die 7-Tage-Inzidenzen vom 28. Jänner bis 4. Februar viel zu hoch.“ In Tirol steige die Inzidenz ihm zufolge „erst“ seit 12. März, in vielen anderen Bundesländern schon seit 15. Februar.

Auch in Vorarlberg, wo mit 15. März Öffnungsschrite gesetzt wurden, steigen die Zahlen seit einer Woche bereits wieder leicht. Seine vor mehr als einer Woche publizierte Abschätzung, dass es zu Ostern vielleicht sogar 5000 Neuinfektionen geben könnte, werde wahrscheinlicher.

Intensivmediziner: „Situation bald dramatisch“
In dieselbe Kerbe schlug der Leiter der Intensivstationen am Wiener AKH, Thomas Staudinger. Er sprach am Freitagabend in der „ZiB 2“ von einer „Situation, die im Moment so an der Grenze zu dem steht, was man vielleicht mit dem Wort dramatisch bezeichnen könnte.“ Das scheine mit der sogenannten britischen Virus-Mutation zusammenzuhängen, erläuterte der Mediziner. Eine Ausweitung des Ost-Lockdowns auf die restlichen Bundesländer hält er für eine „logische Schlussfolgerung“.

In Wien müssen bereits geplante Operationen verschoben werden
Staudinger fügte hinzu: „Mittlerweile ist es klar, dass die Wahrscheinlichkeit für einen schweren Krankheitsverlauf um über 60 Prozent erhöht ist. Und was wir sehen, ist, dass diese Patienten einfach viel, viel schneller auf die Intensivstation kommen.“ Hinzu kommen auch Nicht-Covid-Patienten auf Intensivstationen. Hier müssen in Wien bereits planbare Operationen verschoben werden, um Intensivbetten freizubekommen. 


Der bisherige Höchststand bei der Belegung der Intensivbetten mit Corona-Patienten waren 709 österreichweit am 25. November des Vorjahres. Der Anstieg der schweren Fälle innerhalb der vergangenen Woche und seit Freitag wird jedoch auch im Vergleich mit der Infiziertenzahl in den Spitälern insgesamt deutlich. Diese stieg mit 16,9 Prozent weniger dramatisch an als der Anteil auf den Intensivstationen. Am Samstag waren insgesamt 2156 Krankenhausbetten mit Covid-Patienten belegt, fünf mehr als am Vortag.

Anschober: „Nicht auf Osterruhe warten!"
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) richtete am Samstag einen eindringlichen Appell an die österreichische Bevölkerung, sich an die im Osten bevorstehende „Osterruhe“ zu halten. „Jetzt müssen wir alle ein Teil der Lösung werden. Die Ärzte und Pfleger in den Intensivstationen leisten Großartiges, aber es braucht jede Einzelne und jeden Einzelnen von uns, damit sie weiter Leben erhalten können“, so Anschober.

Rendi-Wagner: „Diese Krise erfordert kein mutloses Warten“
SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner forderte dagegen Entschlossenheit und Handeln: „Beides muss man wollen und können“, so die SPÖ-Chefin auf Twitter. Zudem kritisierte sie das „mutlose Warten“ der Regierung. Bereits am Donnerstag erklärte sie in der „ZiB 2“, dass es aus ihrer Sicht nicht bei diesen sechs Tagen Lockdown in den Ostregionen bleiben könne. Für eine höchst notwendige Trendwende müssten die Maßnahmen für mindestens zwei Wochen in Kraft bleiben. „Die gute Nachricht ist: Es wurde der Ernst der Lage erkannt. Er wurde aber zu spät erkannt“, kritisierte die SPÖ-Chefin abermals die Regierung.

Platter gegen Lockdown in Tirol
Auch Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) appellierte am Samstag an die Bevölkerung, über Ostern vorsichtig zu sein. Er spricht sich für sein Bundesland, aber gegen einen Lockdown aus. „Wieder alles zuzusperren ist nicht die richtige Ansage“, sagte Platter dem ORF-Tirol.

Diese Aussage kritisierte Neuwirth auf Twitter scharf. „Da Tirol bei der Zunahme ,nachhinkt‘, ist es eine plausible Vermutung, dass auch in Tirol die Intensivfallzahl bald steigen könnte. Herr Platter will keinen Lockdown. Welche Maßnahmen will er setzen, um die drohende Gefahr stark steigender Intensivfallzahlen abzuwenden?“

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