Kombinierer Jarl Magnus Riiber entscheidet es oft im Sprint, Landsfrau Therese Johaug geht über die Ausdauer. Die Langläuferin hat ebenso ihre ersten zwei Bewerbe bei den Weltmeisterschaften in Oberstdorf gewonnen, das in beeindruckender Manier. Im 15-km-Skiathlon war sie am Samstag trotz Sturz in der Anfangsphase 30 Sekunden Vorsprung herausgelaufen, über 10 km Skating waren es am Dienstag gar 54,2 Sek. Die Konkurrenz um die jeweils Zweite Frida Karlsson (SWE) war geschockt. „Wie ein Duracell-Haserl“, staunte auch Teresa Stadlober.
Fast eine Minute Vorsprung nach nur rund 23 Minuten Laufzeit ist selbst für Johaug nichts Alltägliches. „Ich denke, ich hatte meinen besten Tag in dieser Saison“, sagte sie nach ihrem Triumph. „Ich habe mich unglaublich stark und frisch gefühlt und muss mich auch riesig bei unserem Wachs-Team bedanken. Sie testen Tag und Nacht, um die beste Option für das Rennen zu finden. Ihnen widme ich dieses Gold und ich bin wirklich glücklich, meinen Titel verteidigt zu haben.“
Zwölfmal WM-Gold zählt Johaug, wobei sie in Oberstdorf um eine Position auf Rang vier der ewigen internationalen Bestenliste vorgerückt ist - in diesem Ranking ist Ex-Skispringer Thomas Morgenstern als Zehnter der Beste abseits des Langlaufs. Holt die Norwegerin in der Staffel am Donnerstag und in den 30 km mit Massenstart am Samstag zumindest je einmal Gold und Silber, würde sie an ihrem Landsmann Petter Northug vorbeiziehen. Spitzenreiterin Marit Björgen (NOR) hält bei 18 Gold.
Stadlober: „Das ist sicher alles Genetik“
Teresa Stadlober - mit den Rängen vier und neun bisher auch mit guter WM-Zwischenbilanz - hat keinen Zweifel, dass Johaug noch näher an ihre Landsfrau heranrückt. „Sie ist einfach die Beste im Damen-Langlauf momentan und wenn man eine Minute vorne ist, sind da Welten dazwischen.“ Die Salzburgerin hat eine Vermutung, warum Johaug so überlegen ist: „Ich kenne ihre Werte nicht, aber das ist sicher alles Genetik. Sie kann die Frequenz gehen, grad wenn es so schwere Strecken sind.“
Von daher kommen Johaug eben die Loipen in Oberstdorf besonders entgegen. Stadlober: „Wenn es auf die Ausdauer geht, dann bringt sie das einfach. Ich schätze auch, dass sie die meisten Schritte macht. Wie ein Duracell-Haserl ist sie. Doch mich wundert schon, dass der Vorsprung so groß ist. Das ist schon extrem“, bezog sich die 28-Jährige auf den 10-km-Bewerb. Ende Jänner hingegen beim Weltcup in Falun auf leichterer Strecke musste Johaug mit den Plätzen zwei und drei vorlieb nehmen.
Zweimonatige Weltcup-Pause
Dabei ist freilich auch zu berücksichtigen, dass die Norwegerin erst die Woche davor aus einer fast zweimonatigen Weltcup-Pause zurückgekehrt war, da alle Norweger wegen Corona-Bedenken gepasst hatten. Allerdings hielt sie sich in dieser Phase mit sechs Rennen in der Heimat in Schwung. Beim Weltcup-Comeback in Lahti reichte es dann gleich zu zwei Siegen. Wegen der langen Pause holte Johaug 2020/21 nur drei ihrer 67 Weltcup-Erfolge, 2019/20 zertrümmerte sie die Konkurrenz aber mit 17 Siegen.
Die dreifache Junioren-Weltmeisterin von 2008 sammelt schon seit 2007 WM-Medaillen, damals in Sapporo gab es für die 18-Jährige Bronze über 30 km klassisch. 2009 reichte es bei vier Top-Ten-Plätzen zu keinem Podestplatz, 2011 und 2013 aber zu je zweimal sowie 2105 und 2017 zu je dreimal Gold. Die Lahti-WM 2017 verpasste Johaug wie Olympia 2018 wegen einer positiven Dopingprobe auf Clostebol - angeblich unwissentlich über eine Lippencreme eingenommen. Sie wurde 18 Monate gesperrt.
Olympia-Einzelgold fehlt ncoh
Was Johaug noch fehlt, ist ein Olympia-Einzelgold. 2010 in Vancouver hatte sie mit der Staffel zugeschlagen, Einzel-Silber und -Bronze folgten 2014 in Sotschi. Peking 2022 sollten ihre dritten Spiele werden. Um im ewigen WM-Ranking Landsfrau Björgen von der Spitze zu verdrängen, muss Johaug auf jeden Fall noch bis zu den Heim-Titelkämpfen in Trondheim 2025 fleißig weiter anschreiben, sofern sie sich nicht in Planica 2023 auch in Sprints versucht und da reüssiert.
Auch als Leichtathletin top
Johaug bewies sich übrigens auch als Leichtathletin. Im August 2019 wurde sie norwegische 10.000-m-Meisterin und qualifizierte sich mit der Zeit von 32:20,86 Min. für die letztlich für 2020 wegen Corona abgesagten Europameisterschaften in Paris.
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