Experte gegen Öffnung

Scharfe Kritik an Österreich: „Mit Leben bezahlen“

Politik
02.03.2021 10:37

Der deutsche SPD-Abgeordnete Karl Lauterbach hat scharfe Kritik an Österreichs Corona-Lockerungen geübt. „Das werden dort viele mit dem Leben bezahlen, wenn man es ehrlich beschreiben darf“, schrieb der Gesundheitsexperte auf Twitter. Dies sei kein Beispiel für Deutschland.

In Österreich haben seit drei Wochen Schulen, Handel und körpernahe Dienstleister wieder geöffnet. Am Montag einigten sich Bundesregierung und Bundesländer darauf, dass die Schanigärten mit Beginn der Osterferien am 27. März unter strengen Regeln wie Corona-Tests und Abstandhalten ihre Pforten wieder öffnen dürfen. Kultureinrichtungen dürfen ab April wieder aufsperren. In Vorarlberg, wo die Inzidenzen landesweit am niedrigsten sind, soll es bereits ab dem 15. März Öffnungsschritte im Bereich Sport, Kultur und Gastronomie geben. Darüber hinaus wurde beschlossen, das Jugend- und Schulsport ab Mitte März wieder möglich sein soll.

Video: Gastgärten öffnen am 27. März

Lauterbach warnt: „Zum Schluss wird wieder ein Lockdown kommen“
Das alles stößt Lauterbach sauer auf und er sprach auf Twitter eine eindringliche Warnung aus: „Österreich lockert in die B.1.1.7.-Welle hinein. Zum Schluss wird dann wieder ein Lockdown kommen, für den sich die Verstorbenen nichts kaufen können ... Kein Beispiel für uns.“ Lauterbach verwies auch auf den aktuell sehr hohen Wert Österreichs bei der Sieben-Tage-Inzidenz. Der liegt derzeit bei 159, in Deutschland bei 65,4. Bei dem Wert handelt es sich um die durchschnittliche Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb dieses Zeitraums.

Bund und Länder waren sich vor einem Monat in Deutschland einig: Erst bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von 35 sollte es mehr Freiheiten geben. Dennoch werden die Skepsis und Kritik am Verharren im Lockdown in unserem Nachbarland immer größer, zumal ein spürbarer Rückgang der Corona-Zahlen ausbleibt. Eine Statistik zeigt sogar: Trotz hartem Lockdown seit 16. Dezember verzeichnet Deutschland eine höhere Todesrate als Österreich.

In Deutschland werden Rufe nach Lockerungen lauter
Am Mittwoch soll ein Gipfel zwischen Bund und Länder Klarheit bringen, welche Schritte Deutschland als Nächstes setzen wird. Schon am Dienstag warb Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) für Lockerungen. „Die Menschen sind nach dem Lockdown erschöpft“, sagte der amtierende Bundesratspräsident den Zeitungen der „Funke Mediengruppe“. Es müsse verhindert werden, dass „vieles in den illegalen Bereich wandert“. Sonst breite sich das Virus noch stärker aus.

Laschet für „kontrollierte Öffnungsschritte“
Auch Nordrhein-Westfalens Regierungschef Armin Laschet (CDU) sprach sich für kontrollierte Öffnungsschritte ohne Fokussierung auf Inzidenzwerte anstatt eines langen Corona-Lockdowns aus. „Jetzt gilt konzentrierte Sicherheit statt dauerhaftes Schließen“, sagte Laschet dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Die sozialen, wirtschaftlichen und psychischen Schäden der Pandemie müssten sorgfältig abgewogen werden. Er forderte eine vorsichtige Öffnung mit einer ganzen Breite von Schutzmaßnahmen und den besseren Einsatz digitaler Möglichkeiten.

Deutsche Ärzte warnen
Die Klinikärzte vom Marburger Bund, dem größten deutschen Ärzteverband, warnen hingegen: „Wenn die dritte Welle ungebremst auf die Millionen noch ungeimpften Jüngeren mit höherem Krankheitsrisiko trifft, würden mehr von ihnen zu Covid-19-Intensivpatienten.“ Auch Deutschlands Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mahnte: „Wir würden es uns allen nicht verzeihen, wenn wir jetzt zu schnell lockern und auf einmal in vier oder sechs Wochen wieder vor ganz anderen Fragen stehen.“

Deutschland startet erst jetzt mit breiter Teststrategie
Was in Österreich längst gang und gäbe ist, soll in Deutschland erst ab der kommenden Woche so richtig anlaufen: eine breite Teststrategie. Alle Bürger sollen in Testzentren, Apotheken oder Praxen laut Konzept des Gesundheitsministeriums zweimal wöchentlich kostenlos einen Antigen-Schnelltest machen lassen können. Eine erste Drogeriemarktkette nennt den 9. März als Verkaufsstart.

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