Für den Eintrag von Noten und Schuldaten benötigen Lehrer nun eine ID Austria. Einige fürchten Missbrauch und sträuben sich – das hat Folgen.
Tausende Lehrkräfte fehlen österreichweit, die Generation der Babyboomer geht Schritt für Schritt in die Pension. Und: „Viele stehen vorm Burnout oder werfen gleich das Handtuch. Für viele ist eine volle Lehrverpflichtung psychisch nicht mehr zu ertragen“, schreiben mehrere Lehrer in einem Offenen Brief. Und schon bald könnte noch mehr Lehrpersonal fehlen.
Umstellung des Systems
Auslöser dafür ist die Umstellung des Schulsystems Sokrates. Darin werden unter anderem Schülerdaten verwaltet und Schulnoten eingetragen. Bis vor einiger Zeit sind die Lehrer mit Benutzernamen samt Passwort eingestiegen, seit März gehe dies aus Sicherheitsgründen ausschließlich mit der ID Austria – ein digitaler Identitätsnachweis in Behördenqualität, der künftig auch verpflichtend für den Zugang zu FinanzOnline ist.
Und genau das stößt Lehrkräften wie der Wiener Professorin Elisabeth T. sauer auf: „Bis jetzt hat es als Lehrkraft gereicht, im Dienst zu erscheinen und mit den zur Verfügung stehenden Mitteln zu unterrichten. Jetzt braucht man plötzlich eine private ID, um auch in Sokrates einsteigen zu können. Meint das Ministerium allen Ernstes, dass es über den Datenschutzgesetzen steht?“
T., die an einem Wiener Gymnasium unterrichtet, hat bereits die zweite Kündigungsdrohung von ihrem Direktor erhalten (siehe Ausriss), weil sie sich bislang dagegen gewehrt hat.
„Höchste Ansprüche an Datensicherheit“
„Mit Sokrates werden Bescheide und Zeugnisse nach einheitlichen Vorgaben bundesweit erstellt. Zeugnisse sind amtliche Dokumente. Es ist daher auch eine behördliche Software, die höchste Ansprüche an den Datenschutz und an die Datensicherheit stellt“, heißt es dazu aus dem Bildungsministerium.
Daher brauche es eine Zwei-Faktor-Authentifizierung beim Login, und das gehe eben mit der ID Austria. Und weiter: „Eine Weigerung stellt eine Dienstpflichtverletzung dar.“
T. kontert: „Bei der ID Austria handelt es sich um eine private ID, deren Anschaffung freiwillig zu sein hat – laut Datenschutzgesetzen.“
„Private Daten werden nicht gespeichert“
Die betroffenen Lehrer befürchten Datenmissbrauch. Das Ministerium versucht zu beruhigen: „Private Daten werden nicht gespeichert, die ID dient lediglich wie ein Ausweis beim Login ins System.“
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