Abschiedstournee

Fettes Brot live in Wien: Knusprig geht anders

Musik
13.12.2010 10:09
Ja, natürlich, es ist immer leicht zu granteln. Und früher war sowieso alles besser. Aber alle, die das Konzert von Fettes Brot am Sonntagabend im Wiener Gasometer sahen, werden wissen, dass diese platte Meckerei manchmal einfach zutreffend ist. Denn der Abschieds-Gig der Hamburger vor ihrer selbstverordneten Kreativpause war bestenfalls solide.
(Bild: kmm)

Tschüss, Fettes Brot! Das war es also - zumindest vorerst. Denn das Trio verabschiedet sich auf unbestimmte Zeit in eine künstlerische Pause. Prall gefüllt war die Planet.tt-Konzerthalle im Gasometer, die österreichischen Fans wollten sich den Abschiedsgig der Hip-Hop-Nordlichter aus Hamburg nicht entgehen lassen.

Aber das erwartete Feuerwerk der größten Hits blieb aus. Dabei war der Anfang durchaus vielversprechend: Mit "Nordisch by Nature", dem ersten kommerziellen Erfolg der Band, startete der Abend. Und gleich als nächstes feuerten die "Brote" den Skihütten-Hit "Bettina" in die unendlichen Weiten des Gasometers. Doch dann setzte eine merkwürdige Lethargie ein, die sich fast durch den gesamten restlichen Abend ziehen sollte.

Denn das, was das Trio früher ausgezeichnet hat, kam diesmal viel zu kurz. Witzige Sprüche? Kreative Einlagen? Spontane Aktionen? All das war Mangelware. Stattdessen regierte so etwas wie eine professionelle Routine. Natürlich, andere Bands machen das auch. Aber die Konzerte der "Brote" waren bislang immer Garant für einen Abend, an dem nichts vorhersehbar war. Genau das machte den Charme der Band aus, zusammen mit einem fetten Hit-Repertoire.

2010 wurde die Setlist aber unerklärlicherweise mit übermäßig vielen kraftlosen und weitgehend unbekannten Songs gefüllt. "Kontrolle", "Totzdem", "Schlecht und Ehrlichmann"? Nie gehört. Und das völlig zu Recht. Denn es hätte ja auch noch Mittanz-Klassiker wie "Kuba", den "Ein-Euro-Blues", "Ruf mich an" oder "Automatikpistole" gegeben. Selbst potenzielle Hits wie das Rio-Reiser-Cover "Ich bin müde" wurden durch merkwürdige Arrangements verhunzt. Tiefpunkt der Show war die Ballade "Yasmin", die wohl auch wegen der miesen Gasometer-Akustik gnadenlos absoff.

Viel zu selten zeigte die Band, was sie draufhat, etwa bei "Emanuela", "Jein" oder beim Rausschmeißer "Schwule Mädchen". Da wirbelten die drei Burschen, die mittlerweile stramm auf die 40 zugehen, über die Bühne und ließen es krachen. Denn bei Live-Konzerten zeigten die "Brote" bislang eigentlich immer, dass sie ein Rock-'n'-Roll-Herz haben und kein Stunt zu gewagt, kein Spruch zu flach und keine Geste zu peinlich ist. Aber dieses Talent blitzte am Sonntagabend viel zu selten auf.

Nur 90 Minuten dauerte der Abschied des Hamburger Trios dann auch. Immerhin 22 Songs brachten die Nordlichter in dieser Zeit unter. Doch am Ende des Abends war wohl allen klar, dass die Kreativpause vielleicht einfach nur konsequent ist. Denn diese abgebrühte und weitgehend schlaffe Show war sicherlich nicht das, was sich die Fans erwartet hatten. Vieleicht findet die Band ja irgendwie, irgendwo, irgendwann neue Energie und kehrt dann mit altem Elan und Esprit auf die Bühne zurück. Dann werden die drei Burschen am Ende eines Gigs sicherlich auch wieder in erschöpfte, aber freudestrahlende Gesichter blicken können.

von Tobias Pusch
Fotos: Andreas Graf

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