Nichts verpassen!

KW 7 – die wichtigsten Neuerscheinungen der Woche

Musik
20.02.2021 06:00

Musik als Lebenselixier - besonders für das Wochenende, wo man hoffentlich auch Zeit dafür hat. Wir haben für euch wieder die besten Alben und Veröffentlichungen der Woche zusammengesammelt. Quer durch alle Genres ist hier garantiert für jeden was dabei. Viel Spaß dabei!

(Bild: kmm)

Ævangelist - Dream An Evil Dream III
Wer sich die Mühe macht zu googeln, dann wird über Ævangelist wenig Erbauliches im Internet finden. Aus dem einstigen US-Duo wurden mittlerweile zwei Bands, von denen die hier vorliegende finnisch-französische Abordnung seit gut drei Jahren aktiv ist, während die andere ruht. Dahinter stecken wechselseitige Vergewaltigungs- und Missbrauchsvorwürfe - mehr als ungustiös. Musikalisch ist das Talent des umstrittenen Multiinstrumentalisten Mathron Thorn über alle Zweifel erhaben. „Dream An Evil Dream III“ besteht aus einem einzigen, 46-minütigen Song, der in eine sinistre Hölle aus Death-, Black- und Industrial-Metal-Versatzstücken führt. Eine musikalische Albtraumvertonung mit unzähligen Twists, Tempiwechsel und unerwarteten Überraschungen. That’s what we call Extreme Metal. 7,5/10 Kronen

The Amenta - Revelator
Acht Jahre Pause sind wirklich nicht wenig, das muss man so sagen. Die australischen Industrial Death Metaller von The Amenta haben ihre Fertigkeiten in der Zwischenzeit aber ordentlich trainiert und hörbar auf das nächste Level gehievt. Auf „Revelator“ gibt es sehr viel Gefrickel, partielle Ausbrüche in den schwarzmetallischen Kosmos und eine vor allem für Genre-Puristen nach wie vor schwer zu akzeptierende Gemengelage aus progressiven Electro-Klängen und pulsierendem Death Metal. Easy Listening ist das freilich nicht, das merkt man schon nach den ersten zwei Nummern, doch wer sein Geschepper gerne atmosphärisch und modern hat, der greift hier gerne zu. In diesem Fahrwasser gibt es aber auch bessere und interessante Combos. Zwiespältig. 6/10 Kronen

Amoa - You
Einmal so richtig wegträumen und der harschen Realität entfliehen. Das würden die meisten wohl so gerne wie nie zuvor. Misslungene Impfstrategien, Lockdown-Chaos, der nicht enden wollende Winter. Wie tröstlich, dass man sich zumindest mit guter Musik salben kann. Wer bei seinen Träumereien keine Berührungsängste mit Melancholie hat, der ist bei Amoa goldrichtig. Die Schweizerin heißt eigentlich Andrea Thoma und eklektische Soundkaskaden, die prinzipiell zwar von Portishead oder Thom Yorke solo inspiriert sind, aber in ihrer Schwermütigkeit viel weiter hinausreichen. „You“ bedient sich nicht dem klassischen Stophe-Refrain-Strophe-Schema und ist trotzdem immer nachvollziehbar und wärmend. Ein sehr feines Kleinod, das Aufmerksamkeit verdient. 7,5/10 Kronen

Animal Collective - Crestone
Achtung, kein neues Studioalbum des Experimental-Gespanns Animal Collective. „Crestone“ ist der Name des Debüt-Spielfilms von Bandfreundin und Regisseurin Marnie Ellen Herztler aus Baltimore, für den Geologist und Deakin diesen - natürlich - experimentellen und ganz und gar verspielten Soundtrack beigetragen haben. Im Film lebt eine Gruppe von Soundcloud-Rappern in einer Wüstenstadt in Colorado, irgendwo zwischen Realität und Fiktion, zwischen Traum und Wirklichkeit. Dementsprechend luzide und ungreifbar sind auch die kurzen, meist elektronischen Songkapitel des Animal Collective, deren Genialität als Soundtrack alleine nur schwer zu fassen sind, im Gesamtkontext aber durchaus Sinn ergeben. Ohne Bewertung

Jack McBannon - True Stories
Wenn ein Musiker gleich einmal vollmundig „True Stories“ ankündigt, dann sollte man die Euphorie erst einmal in der Tasche stecken lassen. Doch was hier so geboten wird, hat musikalisch jedenfalls Hand und Fuß. Hinter der rauchigen Stimme und dem texanischen Cowboynamen Jack McBannon befindet sich weniger glamourös ein Deutscher, doch Stetson tragen, Rodeo reiten und aus der Pulle saufen kann er man in Wuppertal sicher gleich gut, wenn man möchte. Den BossHoss-Mief umkurvt McBannon durch seine ernsthaftere musikalische Auseinandersetzung mit dem Americana-Sound geschickt und die von seinen Reisen zwischen L.A. und Seattle inspirierten Songs würde man auch nicht in Europa verorten, wüsste man es nicht besser. Die Touren mit Revolverfeld und Johannes Oerding sorgen aber für ein „Geschmäckle“ - eine Country-Karriere kann man auch hierzulande wohl würdevoller planen. 6/10 Kronen

Edie Brickell & New Bohemians - Hunter And The Dog Star
Wer sich gerne verzaubern oder in eine nostalgische Kindheit zurückversetzen lassen will, der wird schon beim gezeichneten Cover-Artwork glücklich werden. Edie Brickell & New Bohemians gelingt auch mit „Hunter And The Dog Star“, dem zweiten Werk seit dem 2017er-Comeback nach zwölf Jahren kreativer Schaffenspause, ein formidables Album, das sich bewusst zwischen unterschiedlichsten Stilen von Folk-Rock über Country und Americana bis hin zu sanftem Blues und märchenhaftem Singer/Songwritertum bewegt. Obwohl die Songs in bekömmlicher Länge geschrieben sind, wirken sie unangestrengt ausufernd und einnehmend. Highlights: „I Don’t Know“, „Tripwire“ und das luzide „I Found You“. Schöne, handgemachte Musik aus den USA. 7/10 Kronen

Carcolh - The Life And Works Of Death
Gott, ist das zähflüssig. Aber klar, soll natürlich auch so sein. Hinter Carolh stecken unterschiedliche Kapazunder aus dem weitreichenden Feld des Doom Metal, die sich schon mit Bands wie Sweven, Pozor, Sun Preacher oder Dead Toys einen Namen gemacht haben. Das Gemeinschaftsprojekt der Franzosen versammelt nicht nur die Vorlieben der einzelnen Bandmitglieder, sondern geht direkt zurück in die goldenen Genre-80er, als Candlemass, Solitude Aeternus oder Trouble für bewusste Zeitlupenmagie gesorgt haben. Große Innovationen darf man sich freilich nicht erwarten, doch sowohl Gesangsleistung, als auch bleischweres Riffing und das prägnante Drumming wissen auf allen Linien zu überzeugen. „The Life And Works Of Death“ ziert zudem ein mehr als schmuckes Artwork - und rinnt Genre-Freunden somit allgemein runter wie Öl. Gut gemacht! 7/10 Kronen

Isaac Dunbar - Evil Twin EP
17 zarte Jahre jung und schon extrem fett im Pop-Game unterwegs. Isaac Dunbar veröffentlicht mit „Evil Twin“ bereits seine dritte EP und wird seinen ohnehin schon guten Ruf eines heißen Eisens noch intensiver schmieden. Die rapide Weiterentwicklung zu seinen ersten musikalischen Gehversuchen ist immens, schon das eröffnende „Pink Party“ begeistert mit einer Mischung aus Cloud-Rap mit Trap-Elementen, Ghostemane-Gestus und popkultureller Anarchie. Auf „Rendezvous“ oder „Intimate Moments“ geht er mehr Richtung R&B und führt die feine Klinge, während „Kissy Kissy“ astreiner Pop ist. Isaac Dunbar hat eine große Karriere vor sich - hoffen wir nur, dass die Pandemie ihm nicht zu viel Wind aus den Flügeln nimmt. Ohne Bewertung

Ian Fisher - American Standards
Nach einem neuerlichen Ausflug Richtung Theater kehrt der österreichisch/amerikanische Workaholic Ian Fisher mit „American Standards“ wieder zu seinem herkömmlichen Handwerk zurück. Das bedeutet, wundervolle Songs zwischen Folk, Singer/Songwritertum und pathoslosem Americana mit wundervollen Geschichten, die durchaus polit- und gesellschaftskritisch ausfallen können, aber in erster Linie die Zwischenmenschlichkeit und das Miteinander propagieren. Zehn Jahre Europa feiert der Vollblutmusiker nun würdig - Produzent Rene Mühlberger hat er ursprünglich 300 Demos ins Studio getragen. Kaum zu glauben, dass er diese Quantität auf zwölf Songs reduzieren konnte. Mit hemdsärmeligem Country hat Fisher zum Glück nichts zu tun, der feine Nashville-Sound funktioniert vor allem bei „Be Thankful“ und „AAA Station“ herausragend. Ein gleichermaßen zeitloses wie zeitgemäßes Album, das einmal mehr zu überzeugen weiß. 7,5/10 Kronen

Grandaddy - The Sophtware Slump… On A Wooden Piano
Es ist so sicher wie das Amen im Gebet, dass Musik der kalifornischen Indie-Rocker Grandaddy über alle Zweifel erhaben ist. Fans und Genreliebhaber merken natürlich sofort - das ist kein brandneues Werk. „The Sophtware Slump“ erschien 2000 und verfolgte Mastermind Jason Lytle nun in der Gegenwart. Also entschied er sich dazu, dem famosen Werk zum 20-Jahre-Jubiläum eine reduzierte Version auf den Leib zu schreiben, was sich als mehr als gute Idee erwies. Vom Countryfizierten Rock mit elektronischen Elementen ist im Rohkorpus nichts mehr übrig, aber das stört zu keiner Zeit. Lytles fragile Stimme wird - Nomen est Omen - nur von fein ziselierten Holzpianoklängen getragen und haben somit noch mehr Raum zur Entfaltung. Wie prägend und zeitgeistig das Werk auch nach 20 Jahren ist, wird einem hier deutlich gewahr. Ein untergegangenes Meisterwerk. Ohne Bewertung

David Gray - Skellig
Sein 1998er-Meisterwerk „White Ladder“ pendelt wie ein Damoklesschwert über den famosen Manchester-Songwriter David Gray, der sich trotz gutklassiger bis großartiger Alben nie vom Schatten seines Megaerfolgs befreien konnte. Auf seinem letzten Album „Gold In A Brass Age“ experimentierte er gar kokett mit Elektronik, kehrt auf „Skellig“ aber schnell wieder zu den bodenständigen Wurzeln des Singer/Songwriter-Folk zurück. Das Album trägt seinen Namen von einer Formation schroffer Felsinslen im westirischen Kerry und spiegelt Grays Sehnsucht nach Einsamkeit und Ruhe gleich gut wider, wie seine bekannte Nähe zu Irland. Schroff und unzugänglich ist Gray dabei aber nicht. Vielmehr suhlt er sich in traumwandlerischer Melancholie, was basische Songs wie „Accumulates“, „Skellig“ oder „Deep Water Swim“ wundervoll aufblühen lässt. Durchaus ein Werk voll pandemischer Schönheiten. 7,5/10 Kronen

Hand Habits - Dirt EP
Meg Duffy beherrscht ihr Handwerk, so viel ist klar. Die New Yorkerin brilliert als Studiomusikerin von The War On Drugs, Weyes Blood und Wiliam Tyler, live hat sie schon den großartigen Kevin Morby unterstützt. Unter dem Banner Hand Habits überzeugt Duffy auch als Solokünstlerin - etwa zuletzt mit dem sehr persönlichen und eindringlichen „placeholder“ vor etwa eineinhalb Jahren. Bis zum nächsten vollen Studiorundling wird es zwar noch dauern, aber mit „Dirt“ gibt es ein feines Indie-Rock-Häppchen für Zwischendurch zu bestaunen. Die einzigen Neukomposition, „4th Of July“ ist dabei gleich ein Volltrefer, das Neil-Young-Cover „I Belive In You“ sehr geschmackvoll. Dazu remixt Katie Dey den letzten Albumsong „What’s The Use“ - das steigert die Vorfreude aufs neue Album ins Unermessliche. Ohne Bewertung

Tim Hart - Winning Hand
Es ist niemals einfach, wenn man sich als Mitglied einer bekannten Band solo inszenieren will, doch Tim Hart gelingt das scheinbar mühelos. Der Boy-&-Bear-Musiker aus Australien legt mit „Winning Hand“ schon sein drittes Soloalbum vor und zeigt, dass er auch als Singer/Songwriter reüssieren kann. Wie aus dem Effeff des Genre-Liederbuchs bekannt, singt er über Liebe, Verlust, Herzschmerz und Zwischenmenschlichkeit. Nicht fehlen dürfen natürlich Schlenker zum frischgebackenen Vaterglück und Erzählungen von den vielen Reisen und Erlebnissen, die derzeit allgemein Wehmut aufkommen lassen. Hart nützt übrigens auch seine neugewonnene Freizeit speziell - er schreibt händisch Postkarten und verschickt sie an Menschen, die besonders am Lockdown leiden. Was für ein gutes Herz. 6,5/10 Kronen

The Hold Steady - Open Door Policy
Manchmal ist es schon erstaunlich, wie mühelos es manchen Bands zu gelingen scheint, die eigene Vergangenheit und die Stärken der frühen Tage auch nach vielen Jahren zu reproduzieren. Die New Yorker The Hold Steady haben noch nie wirklich Schlechtes veröffentlicht, aber aus den glänzenden Spuren der Frühtage kamen Craig Finn und Co. doch hie und da ab. Und dann 2021. „Open Door Policy“, ein Corona-Album, das so frisch, unverbraucht und hungrig klingt, als würde die Band nicht schon 17 Jahre über den Planeten schwirren. Die bereits vor der Pandemie eingespielten Songs drehen sich um harte Themen wie Sucht, Kapitalismus und psychische Probleme, werden aber ungemein leichtfüßig und flott dargeboten. Ein freudiger Ritt durch zeitlosen Indie-Rock mit Americana-Anleihen. Beneidenswert, wie frisch und unverbraucht das Album klingt. 7,5/10 Kronen

Katy Kirby - Cool Dry Place
Ehrliche, feinsinnige und in sich ruhende Songs mit weiblicher Stimme und Indie-Instrumentierung erfreuen sich seit längerem großer Beliebtheit und angesichts der Menge an hochqualitativen Künstlerinnen kann man hiervon noch länger zehren. Die nächste Genre-Perle trägt den Namen „Cool Dry Place“ und ist das Debütalbum der Texanerin Katy Kirby. Darin arbeitet sie in besten 90s-Gitarrenklängen ihre christlich-konservative Erziehung auf, ohne aber zu viel Pathos oder Dramatik in die Lebensrückschau zu legen. Selbst sanft eingefügte Autotune-Passagen wie im rührend „Traffic!“ passen perfekt in das sanfte Soundgebräu, dass gerade ob seiner offen zur Schau gestellten Unaufgeregtheit besonders interessant klingt. Irgendwo zwischen Phoebe Bridgers, Haim, Soccer Mommy oder Lucy Dacus wird auch Katy Kirby ihren Platz finden. Der Boden dafür ist bereitet. 7,5/10 Kronen

Kool Savas - Aghori
Er ist in der Rap-Szene seit mehr als 20 Jahren verrufen und wurde für seine homophoben und frauenfeindlichen Texte angefeindet. Er war der „Pimplegionär“ und hat den Battle-Rap in Deutschland nicht nur miterfunden, sondern über die Jahre auch perfektioniert - Kool Savas kann man durchaus als Vater des Deutschraps bezeichnen und während sich die heutige Jugend irgendwo zwischen Dancehall, Cloud und Trap orientiert, liefert der mittlerweile 46-jährige Altmeister mit einer fetten Old-School-Kante ab. „Aghori“ wurde mehrere Male verschoben, aber das Warten hat sich mehr als gelohnt. Savas rechnet im Spätsommer seines Lebens mit seiner Vergangenheit ab und lässt in Songs wie „Spinjitzu“ mit derben Lines und Kritik an die Generation YouTube aufhorchen. Wie heißt es so schön in „DRIMB“? „Deuter Rap ist meine Bitch“ - Mission accomplished. 7/10 Kronen

Lake Of Tears - Ominous
Die Geschichte der Schweden von Lake Of Tears ist eine ganz besondere. Nicht nur musikalisch schlug die Band aus Skandinavien mehrere Richtungswechsel ein, als bei Mastermind und - mittlerweile - Alleinunterhalte Daniel Brennare vor 13 Jahren chronische Leukämie diagnostiziert wurde, verarbeitete er diesen Schock 2011 im Album „Illwill“. Seitdem sind zehn lange Jahre ohne neues Werk vergangen, was aber mit Brennares Perfektion als mit seiner Krankheit zu tun hat. Die eklektische Mischung aus sehr viel Dark Rock, zahlreichen Gothic-Zitaten, viel Theatralik und sehr fein eingewobenen Black-Metal-Referenzen gelingt wunderbar, auch wenn man für den eher mürben Sound samt großer Melancholie in der richtigen Stimmung sein muss. Gerade der Doppelschlag „Ominous One“ und „Ominous Two“ in der Albummitte reißt wirklich mit. Starkes Teil! 7,5/10 Kronen

SG Lewis - Times
Kaum jemand ist in der britischen Musikszene besser vernetzt als Simon George Lewis, der als Songwriter oder Produzent mit weltbekannten Größen wie JP Cooper, Raye, Bruno Major oder LANY zusammenarbeitete. Nun ist es längst an der Zeit für den Soundtüftler, selbst ins Rampenlicht zu treten. Sein Debütalbum „Times“ strotzt natürlich nur vor Features und großen Namen. Rhye, Lucky Daye, Nile Rodgers oder Frances finden sich unter der illustren Gästeschar, doch das Name-Dropping dient maximal zur Verkaufsmaximierung - die Tracks an sich würden auch so für Kurzweil sorgen. Geschickt changiert er klanglich zwischen warmem 80er-Disco-Feeling, moderneren Elektronik-Klängen und der Leichtfüßigkeit des Yachtrock, ohne den Terminus „Rock“ überzustrapazieren. Im Prinzip folgt „Times“ perfekt dem Disco-Retro-Prinzip des Mainstreams und weiß deshalb mühelos gute Laune zu vermitteln. Der Dancefloor ist eröffnet. 7,5/10 Kronen

Lizzard - Eroded
Das Liebhaberlabel Pelagic Records konzentriert sich offenbar verstärkt um eine gewisse Breitenwirkung, denn mit den zweifellos großartigen, aber extrem verschrobenen Bands, die man sonst von dort kennt, haben die Franzosen Lizzard wenig gemein. Auf ihrem vierten Album präsentieren die Echsenliebhaber eine bekömmliche Mischung aus Alternative Metal rund ums Millennium, feinen Akustik-Einsprengsel und eine trockene, aber nicht austrocknende Wüsten-Stoner-Atmosphäre. Die einzelnen Songs ergehen sich nicht in mühsamer Überlänge und sind zudem wunderbar fein produziert, ohne damit offensichtlich zu klotzen. Queens Of The Stone Age-Fans ist „Eroded“ vielleicht doch zu harmlos, aber wer Maynard James Keenan ohne Exzentrik mag, der ist hier gar nicht schlecht aufgehoben. Die zwingenden Highlights fehlen aber. 6,5/10 Kronen

Mars Era - Oniro
Italiener suhlen sich bekanntlich besonders gerne im gediegenen Stoner Rock und werfen sich dabei allerhand psychedelische Substanzen ein, um auch den richtigen Gemütszustand dafür zu erreichen. Mars Era aus Florenz sind da keine Ausnahme, denn auf „Oniro“ wird Elegie zelebriert, allerdings nicht im kriecherischen Faultier-Bremsverhalten, sondern zersetzt mit einer eindringlichen Liebe für psychedelische Klänge und die späten 60er-/frühen 70er-Jahre. Die klangliche Flucht in progressive Sphären, die Songs wie „Into The Pyramid“ oder „The Chicken’s Wardrobe“ (WTF?) vermitteln, sind aber meist eher bemüht als gelungen. Im Endeffekt eine kurzweilige, aber auch leidlich unspannende Sache, die mehr wiederkäut als kreiert. Kann ja aber noch werden. 5/10 Kronen

Austin Meade - Black Sheep
Bekanntlich heißt es, die aktuelle Generation wäre spießiger als die vorherige. Wenn man das auf Musik ummünzt, landet man in gewisser Weise bei Austin Meade. Dessen Vater war nämlich ein Metalhead, der den Sohnemann schon früh zu Konzerten von Whitesnake bis Judas Priest mitschleppte, doch klein Austin sieht sein klangliches Heil trotz der eindeutigen Erziehung in wesentlich bekömmlicheren Klanglandschaften. Das ist freilich nicht schlecht, denn Meade borgt sich Einflüsse vom Songbuch eines Tom Petty, vom Gestus R.E.M.s und verknüpft das Ganze mit der Hemdsärmeligkeit und der Outlaw-Optik diverser Country- und Americana-Heroen. Manchmal zieht auf dem dritten Werk Meades auch der große und verkannte Pete Droge seinen Hut im Geiste. Das macht Spaß und beweist, dass dieser Familie die Musik einfach im Blut liegt. 7/10 Kronen

Monet192 - Four Seasons
In der Schweiz wird Rapper Monet192 längst wie ein absoluter Superstar gefeiert. Zahlreiche Erfolgssingles und eine mediale Omnipräsenz sorgten dafür, dass man eigentlich kaum glauben kann, dass mit „Four Seasons“ erst jetzt das Debütalbum des MCs ansteht. Der Erfolgsgarant ist die weithin bekömmliche Mixtur aus smoothen R&B-Versatzstücken, deutschsprachigem Rap und einer kräftigen Portion Dancehall, der auch RAF Camora und Co. in lichte Erfolgshöhen führte. Für den Musiker aus St. Gallen ist „Four Seasons“ jedenfalls der nächste große Schritt auf der Karriereleiter und ein breitflächiger Erfolg außerhalb seiner Landesgrenzen scheint überhaupt keine Frage zu sein. Auch wenn hier wirklich nichts geboten wird, was im Mainstream nicht ohnehin schon die letzten drei Jahre für Aufruhr sorgt. 6,5/10 Kronen

Lael Neale - Acquainted With Night
Lael Neale kann man durchaus als Perfektionistin bezeichnen. Seit ihrem feinen Debütalbum vor knapp sechs Jahren hat die Songwriterin unzählige Albumversionen aufgenommen und immer wieder aufs Neue verworfen. Trial and Error mit ganz viel Error sozusagen, denn die Songs waren ihr zu überladen. Plötzlich aber entdeckte sie ein Omnichord, ein eher unbekanntes Instrument, das ihre lyrischen Visionen ihrer Dichtungen und Geschichten perfekt in Szene zu setzen wusste. So entstand plötzlich keine Opulenz, sondern fein ziselierte Kammermusik mit einem Grammophon-Chic aus längst vergangenen Tagen, was Neale wesentlich besser zu Gesicht stand. Feinfühlig, filigran, poetisch und vor allem entschlackt erklingt „Acquainted With Night“ und beweist auch einmal mehr, dass Sub Pop stets den richtigen Riecher für gute Musik besitzen. 7/10 Kronen

Nothing, Nowhere - Trauma Factory
Hinter dem Pseudonym Nothing, Nowhere steckt der 28-jährige Joseph Edward Mulherin aus Vermont, der auf seinen bisherigen beiden Alben wunderbar den Trend vorebnete, der jetzt gerade aus den USA herüber durchstartet: die Vermischung aus herzergreifenden und persönlichen Texten verknüpft mit einem musikalischen Emo-Gestus, Nu-Metal-Gitarren und einer Pop-Punk-Unerzwungenheit. Nur die Trap-Beats, deren fette Zeiten endgültig vorbei scheinen, hat Mulherin auf seinem Drittwerk „Trauma Factory“ gewaltig zurückgeschraubt. Musikalische Genres sind im genauso fremd wie Grenzen dessen, wie weit er aus seinem persönlichen Leben erzählt. Doch gerade das macht Künstler wie ihn, Machine Gun Kelly und Co. so greif- und nahbar. Hatten wir zwar alles schon so oder ähnlich vor 20 Jahren, aber es gab schon schlimmere Wellenbewegungen. „Trauma Factory“ wird Nothing, Nowheres Popularität definitiv noch steigern. 7,5/10 Kronen

Perihelion Gnosis - Syzygial Summoning EP
Im Extreme Metal verkaufen sich physische Produkte aus Loyalitätsgründen so gut, dass man als Einstand auch mit zehn Minuten Musik durchkommt. Hinter Perihelion Gnosis steckt der Kanadier Caleb Simard, der sein (ultratrue!) auf Kassette veröffentlichtes Debüt „Syzygial Summoning“ bewusst kurz hält. Im Prinzip reicht das auch, denn sein Old-School-Death-Metal schmückt sich in den raueren Passagen mit dem Finnland-Gestus á la Demilich, schlurft aber auch gerne doomig im Zeitlupentempo durch die Gehörgänge, damit das Schmalz darin auch garantiert bröckelt. Liebhaber des Derben freuen sich jedenfalls - und auch schon auf hoffentlich mehr in naher Zukunft. Perihelion Gnosis‘ Ansatz ist jedenfalls kein schlechter. Ohne Bewertung

Philm - Time Burner
Philm sind ein ganz besonderes musikalisches Kollektiv, das hierzulande den Großteil seiner Berühmtheit Dave Lombardo zu verdanken hat. Die Slayer-Drummer-Legende hat sich dort immer wieder ausgetobt, schlussendlich aber 2016 Reißaus genommen, um sich auf andere Herzensprojekte zu konzentrieren. Ohne das fette Name-Dropping ist die krude Truppe auf „Time Burner“ natürlich ganz anders aufgestellt. Musikalisch ist diese obskur anmutende Mixtur aus Free Jazz, Heavy Metal, Alternative Rock, Progressive-Referenzen und Maynard-James-Keenan-Wahnsinn nämlich wirklich nur sehr offenen Geistern zu empfehlen. Zwar fühlt sich die Band ohne Lombardo ein Stück weit freier und ungezwungener an, außerhalb sehr eingeschränkter Liebhaberkreise wird aber auch „Time Burner“ keine großen Runden ziehen. Irgendwie schade, denn Grenzenlosigkeit wird von kaum einer anderen Band in einer derart kompromisslosen Stringenz zelebriert. 6,5/10 Kronen

Masha Qrella - Woanders
Die Ostberlinerin Masha Qrella hat Stillstand schon immer als Rückschritt betrachtet und nicht nur ihre Fans, sondern auch sich selbst stets mit neuen Herangehensweisen an Sound und Inhalt überrascht. „Woanders“ ist nun selbst für sie ein gewaltiger Schritt, denn es nicht nur das erste deutschsprachige Album der 45-Jährigen, sondern auch eines, auf dem sämtliche Texte vom 2001 verstorbenen Schriftsteller und Dramatiker Thomas Brasch stammen. Den entdeckte sie vor knapp zehn Jahren durch ihre Schwester in Form des Romans „Ab jetzt ist Ruhe“. So machte sie sich ans Werk und vertonte insgesamt 17 Gedichte Braschs und kleidete sie in ihre ganz eigenen Electropop-Sound, der angenehm ungezwungen und keine Berührungsängste vor Eingängigkeit zeigt. Ein ambitioniertes und gelungenes Vorhaben, das durchaus Raum für mehr lässt. Bleibt spannend. 7/10 Kronen

Smith & Burrows - Only Smith & Burrows Is Enough
Indie-Fans erinnern sich bestimmt noch an die Weihnachtszeit 2011 zurück. Damals fanden Editors-Frontmann Tom Smith und der von We Are Scientists und Razorlight bekannte Andy Burrows zusammen, um mit „Funny Looking Angels“ ein Weihnachtswerk der anderen Art einzuspielen. Corona und damit erzwungene Tourpausen sei Dank fanden sich die beiden Kumpel nun knapp zehn Jahre später wieder zusammen, um mit dem überraschenden Zweitwerk „Only Smith & Burrows Is Enough“ für Freude und Leichtigkeit zu sorgen. Britpop trifft auf Ami-Großspurigkeit und manchmal doch allzu fröhliches Gedudelt paart sich mit einem Gute-Laune-Feeling, das Smith etwa bei den Editors niemals ausspielen kann. Zwei Freunde, die sich im Sommer sechs Wochen lang in Nashville vergnügt haben. Natürlich macht das großen Spaß. Pop ohne Zwang und Hintergründe. 7/10 Kronen

Pauline Anna Strom - Angel Tears In Sunlight
Unter dem Pseudonym Trans-Millenia Consort erlangte Pauline Anna Strom in der Elektronikszene Kultstatus. Am 13. Dezember 2020 verstarb die Visionärin im Alter von 74, doch gerade in den 80er-Jahren sorgte sie mit ihren paralysierenden, für den Mainstream ganz und gar untauglichen Preziosen für Aufsehen. Die zeit ihres Lebens blinde Komponistin verband ihre Liebe zu Klassik mit Synthesizern, brachte aber seit 1988 kein neues Album mehr auf den Markt. Erst eine Re-Release-Kollektion brachte sie 2017 wieder ins Gespräch zurück und nun erscheint posthum „Angel Tears In Sunlight“, das erste Werk nach mehr als drei Dekaden. Darauf vermischt sie eklektische Klänge mit harmonischen Mutationen und einem bunten Strauß an klanglichen Electronica-Versatzstücken, die von spirituell bis gediegen reichen. Auch der deutsche Krautrock findet hier Einlass. Ein würdevoller Abschied einer zu Unrecht verkannten Visionärin. R.I.P. 7/10 Kronen

Suffering Hour - The Cyclic Reckoning
Wenn man dem Colorado-Kollektiv in den letzten Jahren gefolgt ist, hat man die anfangs nuancierten, dann immer heftigeren Veränderungen leibhaftig mitgenommen. Begann der Spaß mit einer Mischung aus Technical Death Metal mit Thrash-Versatzstücken, hat sich der Sound des Trios mittlerweile zu etwas ganz Einzigartigem entwickelt. In den meist überlangen Songs auf „The Cyclic Reckoning“ vermischen sich Moll-Melodien mit Grabesstimme und technische Ausritte mit gruftiger Atmosphäre. Ein Mahlstrom des vertonten Negativismus, aber immer getragen von kundigen Musikern, die in einer sanften Welt wohl auch adäquaten Jazz präsentieren könnten. So verspielt und eindringlich war im extremen Black-/Death-Segment schon lange kein Album mehr. „The Cyclic Reckoning“ wird man später einmal als bahnbrechendes Meisterwerk sehen. Well done! 8,5/10 Kronen

Szary Wilk - Wrath
Die bedrohlichen Werwölfe auf dem graumelierten Albumcover samt in Schutzstellung befindlichem Opfer und einem aufgeknüpften Torso im Hintergrund stellt die Aufmerksamkeitsantennen von Black-Metal-Fans schon einmal senkrecht, doch die Musik kann den Spannungsbogen nicht halten. Drei Jahre haben sich die Polen von Szary Wilk seit ihrem Demo für das Debüt Zeit gelassen, dafür ist das Ergebnis leider leidlich dünn ausgefallen. Auf dem schlicht „Wrath“ betitelten Erstwerk legt man den Fokus ganz auf den traditionellen 90er-Sound und versetzt das rohe Treiben mit melancholischen Moll-Melodien und einer Mischung aus Keif- und Growl-Vocals. Das klingt in der Theorie gut, scheitert aber doch am etwas beliebigen Songwriting, das nur in den seltensten Fällen Spannung aufkommen lässt. Angesichts der breiten Konkurrenz ist das etwas wenig. 5/10 Kronen

Temperance - Melodies Of Green And Blue EP
Italiener haben nicht nur eine sehr spannende Black-Metal-Vergangenheit und sind heutzutage gut in Stoner-Gefilden unterwegs. So richtig ausleben können sie sich meist dann, wenn es melodisch bis kitschig wird. Damit fahren Temperance schon einige Jahre gut und das letztjährige Album „Viridian“ krönte die bisherige Karriere, die auch schon Touren mit Nightwish oder Tarja beinhaltet. Weil man auch in Zeiten der Pandemie nicht leblos bleiben will, gibt es als Zwischenhäppchen nun eben die Akustik-EP „Melodies Of Green And Blue“, die mit den beiden neuen Songs „Evelyn“ und „Paint The World“ verstärkt wird. Die dreistimmigen Melodien und das Rückbesinnen auf das Wesentlich steht Temperance nicht schlecht zu Gesicht. Vielleicht gar besser, als der Bombastschmonz des Bandalltags… Ohne Bewertung

Upon The Altar - Absid Ab Ordine Luminis
Noch einmal Polen. Noch einmal Black Metal. Noch einmal Debütalbum. Doch die Unterschiede zwischen den zuvor vorgestellten Szary Wilk und Upon The Altar könnten größer nicht sein. Das hier bolzende Trio sitzt nicht in der Vergangenheit fest, sondern versucht seine satanischen Botschaften möglichst zeitgemäß unters Volk zu bringen. Schon allein wie die Bassdrum beim Opener „Crown Of Weakness“ hämmert lässt schnell vermuten, dass Aggression und akustische Gewalttätigkeiten eine wichtige Rolle im Camp der Band spielen. Ohne Unterlass bolzen die Schergen sich mit einer Mischung aus Death- und Black Metal durchs Unterholz, kreuzen dabei auch den belächelten Bestial War Black Metal und versuchen - natürlich erfolglos - die Atmosphäre von Bölzer heraufzubeschwören. „Absid Ab Ordine Luminis“ kennt keine Gnade - und das ist am Ende vielleicht doch etwas zu viel des Guten. 6/10 Kronen

Vandemonian - Xenophilia
Xenophobie haben wir auf dieser Welt in der Tat schon mehr als genug. Umso besser, wenn uns die Progger Vandemonian auf ihrem neuen Album mit „Xenophilia“ begegnen. Drei Jahre haben die Hamburger rund um Frontmann Nick Braren an dem Werk geschraubt und mit viel Feuereifer und Herzblut an ihrer klanglichen Vision geschraubt. Das Ergebnis ist eine sehr breitflächige Auseinandersetzung mit dem Terminus Prog, denn die Songs sind den 80er-Helden wie The Smiths und Konsorten in punkto Gitarrenarbeit wesentlich näher als den großen Prog-Monstern aus den 70er-Jahren. Post-Rock-Zitate fließen unerlässlich in den Gesamtsound ein und halten die klangliche Auseinandersetzung mit dem weltenumspannenden Thema meist kurzweilig. Ein schönes Werk für Flickensakkoträger und Musiknerds mit wichtiger Message. 6/10 Kronen

Vøidwomb - Altars Of Cosmic Devotion EP
Im Black/Death-Bereich gibt es momentan Projekte zum Sau füttern, wie man hierzulande gerne sagt. Um da wirklich herausstechen zu können, muss man schon auch ordentlich was vorlegen. Im Fall von Vøidwomb ist aber doch noch viel Luft nach oben. Auf ihrem Einstandswerk können sich die Portugiesen nicht zwischen US-Death-Metal und nordischem Black Metal entscheiden. Dass sie Letzterem meist den Vorzug geben, ist vielleicht doch ein Fehler, denn die Stimme von Frontmann M.S.Vøid und die akkurat-stumpfe Gitarrenarbeit lässt vermuten, dass man mehr Talent zum Todesmörteln hätte. Man wird wohl bald sehen, wie der innere Widerspruch ausgeht. „Altars Of Cosmic Devotion“ ist ein netter, aber nicht sonderlich berauschender Einstand. Ohne Bewertung

Die Wallners - Prolog 1 EP
Familienbanden haben im Musikbusiness schon immer ziemlich gut reüssiert, das ist kein Geheimnis. Gleich vier Geschwister stecken hinter den Wallners aus Wien, die auf ihrer ersten EP „Prolog 1“ ganz und gar ohne Kelly-Family-Mief auskommen. Musikalisch ist das gemischtgeschlechtliche Kollektiv eher in Dreampop-Sphären mit schwerer Indie-Schlagseite einzuordnen. Interessant, dass die heimischen Majorlabels (hier Universal) in diesen Gefilden wildern. Songs wie „All Again“ oder das fast Crescendo-artige „Too Far“ wissen absolut zu überzeugen und sind auch fett produziert. Den luziden Klängen fehlt es vielleicht an bisschen an Ecken und Kanten, da könnten die Wallners noch ein bisschen nachschärfen, aber internationale Qualität ist sicher gegeben. Ohne Bewertung

Wallows - Remote EP
Sommer, Sonne, Kalifornien - noch nicht einmal diese Aussichten können uns so richtig trösten, wenn wir uns die aktuelle Situation vergegenwärtigen. Dabei machen die Wallows alles, um uns das Leben zumindest musikalisch zu versüßen. Ihr Erfolgsdebüt „Nothing Happens“ liegt mittlerweile wieder zwei Jahre zurück und seitdem ist ganz schön viel passiert. Unter anderem eine EP namens „Remote“, die mit drei neuen Songs nun noch einmal erweitert als Deluxe-Version veröffentlicht wird. Vor allem die Single „Quarterback“ lässt uns von Vanilleeis, Sonnenbrand und Strandspaß träumen, aber das dauert noch. Die Wallows machen das Winterfinish mit ihren kurzweiligen Alternative-Rock-Songs aber kurzweiliger und das ist schon viel wert. Ohne Bewertung

Ricky Warwick - When Life Was Hard And Fast
Die Nostalgie ist ein Hund, das wissen die meisten von uns. Black Star Riders-Sänger und Thin Lizzy-Neufrontmann Ricky Warwick erinnert sich auf seinem ersten Solowerk nach sechs Jahren nur allzu gerne an jene Zeiten zurück, als irgendwie alles spannender, lebhafter und verruchter war als jetzt. Die inhaltliche Rückbesinnung ruft natürlich auch beim Hörer Wehmut hervor, denn wenn die meist wild rockenden und nur selten balladesken Songs von Schnaps und Bühnenaction erzählen, dann kommt einem schon einmal unweigerlich eine Träne hervor. Besondere Innovationen oder neuartige Zugangsweisen lassen sich natürlich nicht erkennen, dafür ist „When Life Was Hard And Fast“ doch zu gewöhnlich ausgefallen, aber wenn Rockmusik irgendwo zwischen irischem Pub und US-Glambude einfach Spaß machen soll, dann schlägt man hier fix zu. Party on! 7/10 Kronen

Whitesnake - The Blues Album
Die patriotische „Red, White and Blue“-Farbenlehre der Hard-Rock-Legenden Whitesnake tritt nun in seine finale Phase ein. Auf dem roten Alben feierten sie ihre Love-Songs, auf dem weißen Album die Rocksongs und das blaue Album ist natürlich das große Highlight, denn wer sich mit Whitesnake vor Mitte der 80er-Jahre befasst hat weiß - der Blues-Rock stand nicht nur der Band an sich gut zu Gesicht, sondern vor allem Frontmann David Coverdale. Dass die Band hier trotzdem erst 1984 anfängt und die Göttergabe „Ain’t No Love (In The Heart Of The City)“ außen vorlässt, ist trotz allem unverzeihlich. Der Rubel wird natürlich trotzdem rollen und in Zeiten der erzwungenen Livepause muss sich Davy auch das exzentrische Leben in Los Angeles finanzieren. Fans greifen ohnehin zu, der Rest kann aber auch einen großen Bogen um das Werk machen. Ohne Bewertung

Lainey Wilson - Sayin‘ What I’m Thinkin‘
Während sich das Rock-Business mit sinkenden Verkaufszahlen, wenig Kreativität und zunehmender Bedeutungslosigkeit im Kanon der Popkultur rumschlagen muss, herrscht im US-Country ein Überangebot an großen Talenten. Zu den zukunftsträchtigsten und besten Stimmen der Zukunft gehört die aus Louisiana stammende Lainey Wilson, die über dem großen Teich in den Himmel gehypt wird. Das durchaus zurecht, denn Wilson überzeugt auf ihrem Zweitwerk „Sayin‘ What I’m Thinkin‘“ nicht nur wieder mit einer großartigen Stimmleistung, sie hat ihr kompositorisch geschicktes Händchen auch beim Kreieren der Songs dabei, was nicht selbstverständlich ist. Auch eine Taylor Swift fing einmal so hemdsärmelig an… wobei Wilson doch zu wünschen ist, nicht in den Mainstream-Pop abzurutschen. Wäre schade für die Country-Szene. 7,5/10 Kronen

Wizard - Metal In My Head
Blutende Schwerter, Totenschädel, Streitäxte und Blitze - das Cover-Artwork hat eigentlich alles, was man für die Standard-Heavy-Metal-Klischeekiste braucht. Wizard sind eine deutsche Power-Metal-Institution, die seit gut 30 Jahren dem ehrlichen Teutonenstahl huldigt und sich so gut wie nie aus der sorgsam eingesessenen Kuhle erhob. Das tun die Bocholter freilich auch auf „Metal In My Head“ nicht, denn hier wird in einfach in bester Manier drauflosgeholzt und mit billigsten Riffs und größtmöglichem Gepose bei Manowar, Hammerfall oder Accept geklaut. Das gehört freilich zur Show, aber das hier offen zur Schau gestellte Testosteron muss man erst einmal vertragen. Wer sich nicht an endlosen Klischeeplattitüden der Marke „Metal Feast“, „We Fight“ oder „Firesword“ stört, der kann hier ungestört headbangen. Ich frage mich schon, wie man mit der immergleichen Masche noch immer so gut durchkommt… 5/10 Kronen

XIXA - Genesis
Wenn hochmotivierte Pressemitarbeiter eine Band als „Gesamtkunstwerk“ verkaufen wollen, dann sollte man auf jeden Fall die Antennen spitzen und vorsichtig sein. „Genesis“ von XIXA sollte ein solches sein, denn die Mischung aus lateinamerikanischen Rhythmen, Indie-Psych-Rock, Western-Feeling und sanftem Goth-Feeling ist tatsächlich ziemlich einzigartig, aber auch gewöhnungsbedürftig. Das Sextett aus Tucson, das einen Metal-Background hat, versucht auf diesem Album ein bisschen viel auf einmal reinzupacken und schrammt oft schon gefährlich nahe am Abgrund des „zu viel“ vorbei. Im Endeffekt muss man sich in XIXA reinfühlen und sollte sich im Sound der Amerikaner zerfließen lassen. Das ist zwar nicht einfach, aber lohnt sich. Gesamtkunstwerk? Naja. Großartiges Album? Durchaus! 7,5/10 Kronen

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele