37 „Günstlinge“

In Pflegeheim: Geheime Impf-Liste sorgt für Ärger

Oberösterreich
06.02.2021 06:00

Im Pflegeheim Hartkirchen (OÖ) herrscht seit Wochen dicke Luft. Den Beschäftigten dort stößt sauer auf, dass 37 Hausfremde in den „Genuss“ einer Corona-Impfung gekommen sind. Es kursiert sogar eine geheime Liste. Bezirkshauptmann Christoph Schweitzer versucht zu beruhigen. Die meisten „Günstlinge“ seien Ehrenamtliche.

110 Impfdosen wurden am 7. Jänner um 17 Uhr bestellt, 22 Ampullen wurden zwischen 13. und 15. Jänner verimpft. Die Verteilung erfolgte laut Bezirkshauptmann Christoph Schweitzer, der auch Obmann der Sozialhilfeverbände Grieskirchen und Eferding ist, wie folgt: 58 der 59 Bewohner bekamen die ersehnte Immunisierung, nur eine Seniorin überlegte es sich in letzter Minute anders.

Auch 37 hausfremde Personen geimpft
46 Mitarbeiter sowie fünf weitere Berechtigte wurden geimpft – insgesamt 109 Personen. Doch weil sich aus fast allen Fläschchen zwei zusätzliche Dosen ergaben, kamen auch 37 Hausfremde zu einer Impfung. Der „Krone“ liegt eine geheime Liste der Namen vor: Im Umfeld von Heim, Sozialhilfeverband und Behörden wurden unter anderem der „Ex“ einer Führungskraft, eine relativ frisch pensionierte Mitarbeiterin, der etwa 40-jährige Ehemann einer Chefin sowie der Gatte einer Angestellten geimpft. Sogar ein 30-Jähriger war dabei.

Detail am Rande: Mit diesem „Schnellschuss“ wurde dann auch noch am Skilift geprahlt. Jedenfalls wurde am Donnerstag und Freitag in Hartkirchen auch bereits die zweite Impfung verabreicht.

„Sehe keinen Verstoß“
Bezirkshauptmann Christoph Schweitzer: „Unter den zusätzlich Geimpften befinden sich Mitarbeiter der BH, des Sozialhilfeverbands sowie Ärzte und viele Ehrenamtliche, die in unseren beiden Generationen-Cafés tätig sind. Und mehrere Hochrisikopatienten.“ Nachsatz: „Dass auch mein Vorzimmer bereits geimpft ist, wusste ich bisher nicht.“

Zitat Icon

Dass auch schon mein Vorzimmer geimpft worden ist, wusste ich ehrlich gesagt bis zum „Krone"-Anruf nicht.

Bezirkshauptmann Christoph Schweitzer

Nach genauer Durchsicht der Liste meinte Schweitzer: „Bei einer Handvoll Personen war es vielleicht grenzwertig, dass sie schon drangekommen sind. Ich halte es aber nicht für problematisch und sehe keinen Verstoß gegen die damalige Empfehlung, wie man beim Impfen vorgehen soll.“ Schweitzer selbst ist noch ungeimpft.

Impfungen nicht optimal gelaufen
Landes-Impfchef Franz Schützender erklärt: „Das Problem war, dass die Heime anfangs selbst beim Bund bestellen durften. Dass die Impfungen dadurch nicht optimal gelaufen sind, ist hinlänglich bekannt. Aber seit dem Wirbel in Eberschwang wurden ganz klare Richtlinien eingeführt, wer drankommt. Und die Bestellungen laufen nun alle über uns.“ Aktuell sind 53.863 Oberösterreicher geimpft.

Christoph Gantner, Kronen Zeitung

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