"Jedes Lokal hat seine Geschichte, aber das U4 ist seit den 1980ern eine Kultstätte", erzählte Conny. Damals hatte sich die gesamte Subkultur der Stadt in der Disco gesammelt und ein eigenes U4-Lebensgefühl kreiert. Und die Szene war hart im Nehmen. "Falco hat gesagt, wer sich an die 80er-Jahre erinnern kann, der hat sie nicht richtig erlebt", so der erste Betreiber Ossi Schellmann. Im U4 sei es aber eher darum gegangen, sie zu überleben.
Türsteher Conny: "Wollte ja immer alle hereinlassen"
Das U4 betreibt mittlerweile eine tolerante Einlasspolitik. "Früher war es strenger", erinnerte sich Conny. Gnadenlos musste er auswählen, wer cool genug für das Szenelokal war. "Ich wollte ja immer alle hereinlassen, aber der Chef wollte das nicht", so der Türsteher. Dafür hört er noch heute von inzwischen erwachsenen Frauen, dass es das Größte für sie war, wenn Conny sie aus der Masse auswählte, um sie in die heiligen Hallen lotste.
Die Abgewiesenen beugten sich nicht immer kampflos ihrem Schicksal. Ein Gast ging einmal mit einer Axt auf den Türsteher los, ein anderer steckte eine Pumpgun durch die Türe und drückte ab. Gottlob war niemand in der Schussbahn. "Ich habe die Gäste, die gehen wollten, in Sicherheit gebracht", erinnerte sich der Türsteher.
Keine Furcht mehr vor der Türe
Die Kids von heute sind ihren Vorgängern nicht unähnlich. "Sie wollen trinken, rauchen und Party machen", sagte Conny. Obwohl das U4 aufgrund der strengeren Tabakgesetze heute teilweise rauchfrei ist. Vor der Türe braucht sich keiner mehr zu fürchten: "Alle kommen rein, wenn sie nicht betrunken oder auf Drogen sind", so Conny.
Wie lange er selbst noch an der Türe des U4 stehen wird, weiß Conny nicht. "Das U4 ist Teil meines Lebens. Ich habe dadurch viele Stars kennengelernt, wofür mich viele beneiden", meinte er. Für sein Wirken in der Disco wurde er sogar mit dem silbernen Ehrenzeichen der Stadt Wien ausgezeichnet.
Das Buch "30 Jahre U4" (Echomedia Buchverlag) zeigt auf 313 Seiten reich illustriert die bunte Geschichte der Disco - von den Anfangstagen voller Gruftis und Subkultur-Helden bis hin zum heutigen modernen Tanz-Tempel für jedermann. U4-Ikonen wie Falco oder Hansi Lang sind ebenfalls verewigt.
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