Abgeschriebene Abschlussarbeit und fragwürdige Notenvergabe: Der Fall der steirischen Ex-Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) beschert der gesamten Bildungsbranche einen Imageschaden. Zu Recht?
Mit dem Rücktritt der steirischen ÖVP-Ministerin sind sie nun wieder in aller Munde: Plagiate, also gefälschte wissenschaftliche Arbeiten. Dass so etwas auffliegt, scheint übermäßig oft Politiker zu treffen. Aber in totalen Zahlen kommt es äußerst selten zu Plagiatsvorwürfen: „An der Universität Graz gibt es wenige, vielleicht ein bis zwei pro Jahr“, weiß eine Sprecherin. Etwa gleich verhält es sich an der Technischen Uni in der steirischen Landeshauptstadt: Dort registriert man vielleicht einen Verdachtsfall jährlich, „bis dato gab es bei uns jedoch noch keinen einzigen nachgewiesenen, schwerwiegenden Fall“, wird auf Anfrage betont.
Dass ein akademischer Titel als härteste Konsequenz tatsächlich aberkannt wird, kommt noch seltener vor. „Den letzten derartigen Sachverhalt hatten wir im Jahr 2017“, heißt es von der Uni Graz. Auf der TU sei so etwas „überhaupt noch nie“ vorgekommen.
Erst auf Anzeige erfolgt die genaue Überprüfung
Davor steht ein langer Prozess. Nach einer Anzeige werden Gutachten erstellt, teilweise ziehen Universitäten die Österreichische Agentur für wissenschaftliche Integrität (ÖAWI) zur unabhängigen Prüfung hinzu. „Sollte sich der Verdacht erhärten, wird die Beurteilung der wissenschaftlichen Arbeit für nichtig erklärt und gegebenenfalls ein akademischer Grad aberkannt“, so das Prozedere an der Uni Graz.
Was tun aber steirische Hochschulen, damit es gar nicht so weit kommt? Sie setzen bei den Studenten an! Dazu die TU Graz: „Unsere Studierenden werden in Lehrveranstaltungen auf gutes wissenschaftliches Schreiben sensibilisiert.“ In jedem Wissenschaftszweig gelten andere Regeln, wie man mit Literaturquellen umzugehen hat. Das erlernt man schon in den ersten Semestern - und teilweise auch schon bei den vorwissenschaftlichen Arbeiten für die Matura.
Schulungen uns Spezial-Software
An der TU Graz gibt es außerdem einen Kurs für Lehrende namens „Wissenschaftliche Arbeiten betreuen: Schreibdidaktik und Plagiatsprävention“. Jede Master- und Diplomarbeit sowie Dissertation wird von einem Lehrenden betreut und überprüft. Und: Bei beiden großen Grazer Unis hilft dabei auch eine Software zur Plagiatsprüfung. „Das Ziel ist, Studierende an ein sauberes wissenschaftliches Arbeiten heranzuführen“, so eine Sprecherin der Uni Graz.
Auch an der Montanuniversität Leoben, die von ihrem ausgezeichneten Ruf lebt, setzt man auf Computer-Überprüfungen, noch mehr aber auf die Betreuer: „Jede wissenschaftliche Arbeit wird bereits in der Abgabephase aufs schärfste kontrolliert“, weiß Sprecher Erhard Skupa. Letztendlich - da sind sich alle befragten Verantwortungsträger einig - wäre es aber vor allem eine Frage der Ehre, wie man zu seinem akademischen Titel kommt
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