krone.at-Kolumne

Wie freiwillig kann der Massentest sein?

Österreich
25.11.2020 14:28

Die Bundesregierung sucht Wege aus dem Lockdown. Der geplante Massentest könnte ein solcher sein - könnte, wenn sich genügend Menschen daran beteiligen. Deswegen ist Freiwilligkeit zwar prinzipiell schön und gut, aber nur bedingt sinnvoll.

Nach dem Lockdown ist vor dem Massentest. Ab dem nächsten Wochenende sollen erst die Lehrer und Polizisten, dann anschließend die gesamte Bevölkerung auf Covid-19 getestet werden. Das ist grundsätzlich eine gute Sache. Immerhin könnte so - indem man die unentdeckten Virusträger in der breiten Bevölkerung identifiziert - in der Weihnachtszeit etwas mehr Entspannung einkehren. Und das ist ja das erklärte Ziel von uns allen.

Test ist unangenehm, aber Empörung darüber ist unangebracht
Jene, die schon jetzt aufheulen und vollmundig ankündigen, sich nicht beteiligen zu wollen, finden nur mit großem Mühsal Argumente, was an diesem Vorstoß schon wieder schlecht sein soll. Es sei zwar jedem unbenommen, den Test zu verweigern, aber wegen eines Stäbchens in der Nase Hysterie und Empörung vom Zaun zu brechen, hat etwas Kleinkindliches. Der Test mag vielleicht für einige Millisekunden unangenehm sein, aber: Daran ist noch keiner gestorben. Nicht daran.

Nur Normalität wollen geht nicht, ohne auch etwas zu tun
Besonders spannend ist auch, dass sich nun ausgerechnet jene gegen den Test stellen, die ansonsten immer die mangelnde Datenbasiertheit der Maßnahmen der Bundesregierung kritisieren. Diese Logik geht sich nicht ganz aus und hat das Gerüchle von willkürlichem Geraunze. Denn klar muss sein: Wer ein Mindestmaß an Normalität herbeisehnt, der muss auch seinen Beitrag zum Kollektiv leisten. Nur zu wollen und selbst nichts zu tun ist zu einfach.

Massentest ersetzt keinen Babyelefanten
In einer faktenbasierten Diskussion gibt es aber freilich auch beim Massentest Punkte, die man kritisch sehen kann. Klar muss sein, dass der Test kein Freifahrtschein dafür sein darf, beim Weihnachtseinkauf auf den Babyelefanten oder die Maske zu pfeifen. Ein negatives Ergebnis könnte in falscher Sicherheit wiegen und unvorsichtig machen. Die Virusausbreitung ist durch den Test nicht völlig gebannt. Maßnahmendisziplin gilt trotzdem - gerade in der kuschelig-hektischen Vorweihnachtszeit.

Reine Freiwilligkeit wird wohl nicht reichen
Sowohl die Slowakei als auch Südtirol setzten bei ihren Tests auf sanften Druck. Dort musste jeder, der nicht an den Testungen teilnahm, stattdessen in Quarantäne oder ins Home-Office. Dieses Kleingedruckte in Sachen Freiwilligkeit sorgte für eine entsprechend hohe Beteiligung in den Vorreiterländern. Warum soll es bei uns Österreichern ganz ohne Konsequenzen funktionieren, dass genügend Menschen sich am Test beteiligen? In dieser Pandemie ticken wir doch alle gleich.

Katia Wagner, krone.at

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