4 Wochen nach Kurz
Corona-Warnung in Deutschland: „Es ist ernst“
Obwohl Deutschland - was die Zahl der Corona-Neuinfektionen betrifft - derzeit besser dasteht als Österreich, hat der Gesundheitsminister in unserem Nachbarland, Jens Spahn, zu Wachsamkeit aufgerufen, um so die Lage im Griff zu behalten. „Die Zahlen steigen wieder, es ist ernst“, warnte der CDU-Politiker am Freitag. Bereits vor vier Wochen ersuchte Österreichs Kanzler Sebastian Kurz die heimische Bevölkerung mit einem ähnlichen Appell, wieder vorsichtiger zu sein.
Der jüngste Anstieg auf mehr als 4000 Neuinfektionen binnen eines Tages sei laut Spahn besorgniserregend. In einem Interview mit der „Bild“-Zeitung betonte er, dass es zu verhindern sei, dass es mit schnelleren Zuwächsen zu einem Moment komme, „wo wir die Kontrolle verlieren“.
Höchstwert seit April
Er sagte zugleich: „Da sind wir noch nicht.“ Es komme nun aber auf die Balance aus Zuversicht und Achtsamkeit an. Dies betreffe auch alle Bürger - beim Einhalten von Schutzregeln wie Abstand und Masken sowie Vorsicht bei Feiern. Wie das Robert-Koch-Instituts (RKI) am Donnerstag mitteilte, meldeten die deutschen Gesundheitsämter 4058 neue Corona-Infektionen in den vorherigen 24 Stunden. Das sind gut 1200 mehr als am Mittwoch, als mit 2828 Neuinfektionen ein neuer Höchstwert seit April gemeldet worden war. Höher war der Stand zuletzt nur in der ersten Aprilhälfte gewesen.
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Entwicklung in Großstädten besorgniserregend
Als ein Schlüssel in Deutschland wird die Entwicklung in den Großstädten angesehen. Die Bundeshauptstadt Berlin, die Banken-Metropole Frankfurt sowie Bremen seien bereits Risikogebiete. In Berlin habe die sogenannte 7-Tage-Inzidenz den kritischen 50er-Wert bereits überschritten. In Frankfurt schnellte der Wert am Donnerstag sogar auf 59,1 hoch. „Es liegt an uns allen, ob wir es schaffen“, sagte Spahn. „Wenn 80 Millionen mitmachen, sinken die Chancen des Virus gewaltig.“ Diese Pandemie sei auch „ein Charaktertest für uns als Gesellschaft“, der nur gemeinsam zu bestehen sei.
Merkel: „Möchte nicht, dass sich Situation wie im Frühjahr wiederholt“
RKI-Präsident Lothar Wieler warnte: „Es ist möglich, dass sich das Virus unkontrolliert verbreitet.“ Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) sieht bereits den Beginn einer sogenannten zweiten Welle. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will trotzdem einen zweiten Lockdown vermeiden. „Ich möchte nicht, dass sich eine Situation wie im Frühjahr wiederholt“, sagte sie am Donnerstag. Der Lockdown sei für die Bevölkerung ein folgenschwerer Einschnitt gewesen.
„Derzeit steckten sich vor allem jüngere Menschen an“
Spahn erläuterte, derzeit steckten sich vor allem jüngere Menschen an - aber nicht nur. Gerade sie hielten sich oft für unverletzlich. „Das sind sie aber nicht.“ Covid-19 sei eine ernsthafte Erkrankung. Spahn äußerte Verständnis für Corona-Vorgaben bei Urlaubsreisen innerhalb Deutschlands im Herbst. Wichtig für die Akzeptanz sei aber ein möglichst einheitlicher Rahmen der Länder. Entscheidend sei eine rasche Eindämmung von Ausbrüchen in betroffenen Kommunen. Dies sei „die viel bessere Variante“ als Beherbergungsverbote in der Folge.
Mehr Schnelltests ab Mitte Oktober
Die deutschen Bundesländer hatten am Mittwoch mehrheitlich beschlossen, dass Reisende aus Gebieten mit sehr hohen Infektionszahlen nur dann beherbergt werden dürfen, wenn sie einen höchstens 48 Stunden alten negativen Corona-Test haben. Greifen soll dies für Reisende aus Gebieten mit mehr als 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohnern binnen sieben Tagen. Spahn bekräftigte, dass ab Mitte Oktober auch Schnelltests eingesetzt werden sollen, vor allem in Pflegeheimen und Kliniken. Durch eine Bundesbeteiligung an Verträgen seien vorerst bis zu neun Millionen Schnelltests pro Monat für den deutschen Markt gesichert.
Kurz: „Wir haben erlebt, wie schnell es gehen kann“
„Es wird wieder ernst“, sagte bereits Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) vor vier Wochen auf einer Pressekonferenz und ersuchte die Österreicher, wieder vorsichtiger zu sein. „Wir haben erlebt, wie schnell es gehen kann.“ Kurz geht davon aus, dass die getroffenen Corona-Maßnahmen uns „während des gesamten Winters und womöglich darüber hinaus“ begleiten werden.
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