Sieg für Lukaschenko?

Weißrussland-Wahl: „Ergebnis fern jeder Realität“

Ausland
09.08.2020 22:26

Nach einem Wahltag voller Manipulationsvorwürfe, unzähligen Festnahmen und Polizeigewalt auf den Straßen soll Amtsinhaber Alexander Lukaschenko laut offiziellen Prognosen die Präsidentschaftswahl in Weißrussland klar gewonnen haben. Laut der am Sonntagabend veröffentlichten Prognose errang Lukaschenko 79,7 Prozent der Stimmen. Seine wichtigste Rivalin Swetlana Tichanowskaja kam demnach auf 6,8 Prozent, doch sie will das Ergebnis nicht anerkennen. 

„Es kann keine Anerkennung eines solchen Wahlergebnisses geben“, sagte Tichanowskajas Sprecherin Anna Krasulina der Deutschen Presse-Agentur am Sonntagabend. Es sei damit zu rechnen gewesen, dass die staatlichen Meinungsforscher Lukaschenko rund 80 Prozent der Stimmen zuschreiben würden. „Das ist fern jeder Realität.“ Tichanowskaja und ihre Mitstreiterin Maria Kolesnikowa wollten am Abend bei einer Pressekonferenz über die Protestlage in Belarus informieren.

Auslandsprognose mit 80 Prozent für Tichanowskaja
Aus dem Ausland gab es weißrussischen Medien zufolge Prognosen, nach denen Tichanowskaja teils mehr als 80 Prozent der Stimmen erhalten habe. In Minsk rief die Wahlleiterin Lidija Jermoschina dagegen die vier Gegenkandidaten von Lukaschenko dazu auf, ihre Niederlage anzuerkennen. „Das wichtigste ist, eine Niederlage eingestehen zu können“, sagte sie.

Die Massen dürften nicht angestachelt werden, zu Protesten auf die Straße zu gehen. Jermoschina verwies auf die staatlichen Meinungsforscher, die Lukaschenko für seine sechste Amtszeit einen haushohen Sieg von 79,7 Prozent der Stimmen prognostizierten. Tichanowskaja soll den so bezeichneten Exit Polls zufolge 6,8 Prozent der Stimmen eingesammelt haben.

Zu wenig Stimmzettel für wartende Bürger
Am Sonntagabend musste die Wahlleiterin allerdings auch zugeben, dass viele der Bürger ihre Stimme nicht abgeben konnten, da die Anzahl der Stimmzettel nicht ausreichte. Niemand habe mit so einer hohen Beteiligung gerechnet, betonte sie.

Experten hielten die staatlichen Zahlen für frei erfunden - angesichts der schweren Wirtschaftskrise in dem Land und der seit Wochen auffällig großen Proteststimmung gegen Lukaschenko. Die Opposition rief die Bürger zu Protesten gegen die Wahlfälschung auf.

Massenhafte Festnahmen in Minsk
In Minsk und anderen Städten versammelten sich nach Bildern in sozialen Netzwerken trotz eines Großaufgebots von Sicherheitskräften viele Menschen. Die Behörden hatten gedroht, gegen die Versammlungen vorzugehen. Medien berichteten von massenhaften Festnahmen am Abend und Polizeigewalt gegen friedliche Bürger. In Minsk bezogen Militärfahrzeuge Stellung an den Zufahrten zum Stadtzentrum, um die Menschen an den Protesten zu hindern.

Die Sicherheitskräfte sperrten demnach auch Teile des Zentrums der Hauptstadt Minsk ab. So sei etwa der Unabhängigkeitsplatz nicht mehr zu erreichen gewesen. Außerdem wurden Metro-Stationen geschlossen

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