Der „Krone“-Überblick

Hochspannung! 20 steirische Gemeinden im Wahlfokus

Steiermark
28.06.2020 07:00

Enge Rennen, neue Spitzenkandidaten, lange Listen, harte Konflikte: Die Ausgangslage ist bei der Gemeinderatswahl in vielen weiß-grünen Gemeinden äußerst spannend. Die „Krone“ rückt 20 von ihnen in den Fokus.

Schladming: Die ÖVP hat gepokert, heute ist der Tag der Wahrheit. Neuer Spitzenkandidat (und seit Kurzem auch Bürgermeister) ist Siegfried Keinprecht. Der frühere Ortschef von Pichl-Preunegg wandte sich im Zug der Gemeindefusion 2015 von der Volkspartei ab, wurde Teil der Liste „Schladming neu“ - und kehrte nun wieder zur ÖVP zurück. Großer Herausforderer ist sein ehemaliger Listen-Kompagnon Hermann Trinker, bis zur Fusion Ortschef von Rohrmoos.

Ramsau: Einen Erdrutschsieg feierte Ernst Fischbacher mit seiner Namensliste 2015 am Fuß des Dachsteins. Nun will er das Amt verteidigen. Mit der kurzfristigen Sperre der Gemeinde für Tagesausflüger am Höhepunkt der Corona-Krise sorgte Fischbacher für Schlagzeilen - und einen Rüffel aus Graz.

Bad Aussee: Otto Marl ist zurück! Der langjährige Bürgermeister der Kurstadt hat die Politik-Pension beendet und ist neuerlich SPÖ-Spitzenkandidat. Amtsinhaber Franz Frosch (ÖVP) hat es derzeit also nicht leicht, gibt es zudem seit Jahren mit einer Gruppe Konflikte rund um den Sommersbergsee und einen Parkplatz.

Rottenmann: Nirgendwo ist der Widerstand gegen die Leitspital-Pläne größer als in Rottenmann, wo man bekanntlich um das lokale Krankenhaus zittert. Bürgermeister Alfred Bernhard (ÖVP) stellt sich in dieser Frage gegen seine eigene Landespartei. Der Sprecher der Bürgerinitiative für das Spital tritt übrigens für die Liste „Wir“ an.

Teufenbach-Katsch: Die politischen Wendungen der vergangenen Jahre in der kleinen Gemeinde im Bezirk Murau zu beschreiben, würde das Format sprengen. Die ÖVP sieht sich hier jedenfalls mit gleich zwei Abspaltungen konfrontiert, aktuell im Bürgermeisteramt ist mit Lydia Künstner-Stöckl aber eine Sozialdemokratin.

Zeltweg: Nirgendwo in der Steiermark haben die Bürger eine größere Auswahl: Acht Listen stehen auf dem Stimmzettel in Zeltweg. Eine spannende Ausgangslage für Günther Reichhold, der seit dem Vorjahr Bürgermeister ist. Ein großes Thema in der Gemeinde ist das geplante Verhüttungswerk, die Gegner befürchten eine zu hohe Asbestbelastung - Reichhold hat mit anderen Ortschefs eine Studie beauftragt.

Leoben: Was war das für ein Schock für die SPÖ im September 2019. Bei der Nationalratswahl holte sich die ÖVP in der eigentlich tiefroten Montanstadt den ersten Platz. Eine Schmach! Bürgermeister Kurt Wallner wird heute zwar sicher Erster werden, die große Frage ist aber, ob er die absolute Mehrheit halten kann. Die Kritik der Oppositionsparteien war in den vergangenen Jahren jedenfalls heftig.

Kapfenberg: Wer in Kapfenberg Bürgermeister ist, hat in der SPÖ Gewicht. Fritz Kratzer, der diesmal die erste Wahl als Nummer 1 schlägt, ist kein Polterer. Auf sein Ergebnis wird genau geschaut: 2015 gab es in Prozenten keine absolute Mehrheit mehr, in Mandaten gerade noch.

Bruck an der Mur: Die „Absolute“ für die SPÖ in Bruck war bereits vor fünf Jahren Geschichte, die Partei ging danach eine (gut funktionierende) Koalition mit der ÖVP ein. Die Chemie mit der FPÖ, die seit Jahren harte Oppositionspolitik betreibt, passt hingegen nicht. Bürgermeister Peter Koch tritt wie sein Kollege in Kapfenberg erstmals als Spitzenkandidat an.

Mariazell: 2015 wurde Mariazell, bis dato eine Hochburg der ÖVP, um drei Umlandgemeinden erweitert, bei der darauffolgenden Wahl gewann die SPÖ im Wallfahrtsort. Bei ihr gibt es mit Johann Kleinhofer, bis vor Kurzem Tourismus-Chef, einen neuen Spitzenkandidaten. Spannend!

Voitsberg: Ein Wechsel sorgte für Aufsehen: Bernd Osprian war bis zum Vorjahr Bürgermeister in Bärnbach, nach gescheiterten Fusionsplänen führt er nun die Nachbarstadt Voitsberg. Ein gefundenes Fressen für die Opposition. Die SPÖ verteidigt eine knappe absolute Mehrheit.

Köflach: 70 Jahre lang war die weststeirische Stadt von der SPÖ dominiert, 2015 gab es nach innerparteilichen Querelen herbe Verluste - die ÖVP schnappte sich mit Hilfe der FPÖ und der roten Abspaltung SBK den Bürgermeistersessel. Den will Helmut Linhart diesmal verteidigen, vor wenigen Tagen hat er Pläne für ein Luxus-Hotel beim Gestüt Piber präsentiert. SPÖ-Spitzenkandidat Bernhard Jammernegg strebt hingegen ein rotes „Comeback“ an.

Lieboch: Wie in Köflach holte 2015 auch in Lieboch die SPÖ die meisten Stimmen, das Bürgermeisteramt eroberte aber danach die ÖVP. Das „Duell“ lautet diesmal Amtsinhaber Stefan Helmreich (ÖVP) gegen den jungen SPÖ-Herausforderer Simon Gruber. Sie führen einen Wahlkampf ohne Untergriffe.

Hart bei Graz: Härtere Bandagen gibt es hingegen in Hart. Auch hier verloren die Sozialdemokraten 2015 - nach Misswirtschaftsvorwürfen - das Bürgermeisteramt. Ortschef ist seitdem Jakob Frey von der Bürgerliste. Die SPÖ will die Verhältnisse wieder in ihrem Sinne zurechtrücken.

Wildon: Anzeigen, Intrigen, Streitereien: In Wildon ging es in der vergangenen Legislaturperiode rund. Mit der Eröffnung der Neuen Mittelschule zwei Tage vor der Wahl konnte SPÖ-Bürgermeister Helmut Walch noch einen Prestigeerfolg verbuchen. Stärkste Kraft war zuletzt die ÖVP, auch die Freiheitlichen sind nicht zu unterschätzen.

Mureck: Nach außen hin blieben sie gelassen, doch die Genossen in Graz kochten: Ihr ehemaliger Landesgeschäftsführer Anton Vukan, der 2015 für die SPÖ das Bürgermeisteramt in Mureck eroberte, tritt diesmal gemeinsam mit dem ÖVP-„Vize“ mit einer eigenen Liste an. 2018 sprach sich in einer Befragung eine Mehrheit der Murecker für einen Wechsel in den Bezirk Leibnitz aus, die Landesregierung lehnt das aber ab.

Bad Gleichenberg: So idyllisch der Kurort, so hart ist die politische Auseinandersetzung. Mit Hilfe der einzigen grünen Gemeinderätin wurde nach der Fusion 2015 Christine Siegel (ÖVP) Ortschefin, SPÖ und FPÖ fahren seitdem einen harten Oppositionskurs. Zuletzt entbrannte gar ein Streit, ob die Zerstörung des Mammutbaums im Kurpark durch einen Blitz zu verhindern gewesen wäre.

Feistritztal: 2016 schied er als Bürgermeister aus der Politik aus, nun kehrt er mit einer eigenen Liste zurück: Josef Lind, ein Kritiker der Gemeindefusion, greift seine frühere Partei, die ÖVP, an. „Wir müssen nach fünf Jahren endlich die Vision einer gemeinsamen Gemeinde leben, das ist bisher nicht der Fall.“

Weiz: Hochspannung in der Bezirkshauptstadt: Seitdem sich die ÖVP und das Team Franz Rosenberger um den ehemaligen Bürgermeister von Krottendorf zusammengetan haben, müssen die Sozialdemokraten noch stärker kämpfen. Auf der Habenseite stehen viele umgesetzte Innenstadt-Projekte, zuletzt sorgte ein Hacker-Angriff auf die Stadtverwaltung aber für unangenehme Schlagzeilen.

Hartberg: Eines muss man Marcus Martschitsch jedenfalls zugute halten: Er hat Durchhaltevermögen. Obwohl sich bereits 2017 eine Mehrheit im Gemeinderat gegen den ÖVP-Bürgermeister formierte, ist er weiterhin im Amt und pariert viele Angriffe. Diesmal tritt auch eine Bürgerliste an, die von früheren ÖVP-Mandataren dominiert wird.

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