Feuergefecht vor Haus

Vater: „Als würden sie ihn vor meinen Augen töten“

Salzburg
26.06.2020 08:15

Blutige Szenen vor einem Einfamilienhaus in Leopoldskron in Salzburg Donnerstagfrüh: Ein 36-Jähriger soll einem Polizisten dessen Dienstpistole entrissen und ihn angeschossen haben. Ein weiterer Beamter feuerte auf den Verdächtigen. Für dessen Vater ist klar: Der Einsatz lief aus dem Ruder, sein Sohn sei einfach niedergestreckt worden.

Johann L. hat die Einfahrt seines Hauses im Salzburger Stadtteil Leopoldskron so gut es geht gesäubert. Auch der Regen hat Donnerstagmittag einen Teil der Blutlachen bereits weggespült. Und doch ist es noch klar zu sehen: Stunden zuvor haben sich hier unfassbare Szenen abgespielt. Sein Sohn wurde bei einem Schusswechsel schwer verletzt und musste notoperiert werden. Der Schütze war ein Polizist. „Es war so, als würden sie ihn vor meinen Augen töten“, sagt der Vater.

Unterschiedliche Ansichten über den Tathergang
Was genau gegen 5.30 Uhr passiert ist, darüber gibt es höchst widersprüchliche Angaben. Klar ist: Der Bruder des Verletzten hatte die Einsatzkräfte gerufen. Sein Bruder sei ausgerastet. „Er hat mich zunächst wegen eines kaputten Wasserhahns geweckt“, sagt der 73-jährige Vater. Der geschiedene ehemalige Schlosser lebt mit seinen beiden Söhnen in dem großzügigen Einfamilienhaus.

Sein Sohn sei dann aus dem Fenster geklettert und über das Vordach in die Einfahrt gesprungen. „Dann hat er sich einen Pflasterstein genommen und ein Fenster im Erdgeschoß eingeschlagen“, sagt das Familienoberhaupt. Daraufhin tätigte der Bruder des Verletzten den Notruf. „Er hat zuvor wohl etwas genommen, das er absolut nicht vertragen hat“, sagt L. Sein Sohn hätte sich in der Vergangenheit noch nie so eigenartig benommen wie an diesem Morgen.

Polizist Dienstwaffe entrissen und in den Arm geschossen
Die weiteren Ereignisse stellt die Polizei folgendermaßen dar: Zwei Beamte seien zu dem Wohnhaus gefahren. Vor der Garage hätten sie den 36-Jährigen angetroffen. Es kam offenbar zu tumultartigen Szenen samt einem handfesten Streit. Im Zuge der Rauferei habe der 36-Jährige einem Polizisten die Dienstwaffe entrissen, auf diesen geschossen und ihn am Arm verletzt. Der zweite Uniformierte habe darauf zurückgeschossen und den 36-jährigen Salzburger getroffen. Er dürfte sich schwer am Oberkörper verletzt haben.

„Mein Sohn hat niemanden verletzt“
Dem widerspricht L. vehement: „Mein Sohn hat in die Luft geschossen, aber niemanden getroffen. Der Polizist hat vom Gehsteig aus auf beide Personen geschossen.“ Er habe dabei sowohl seinen Sohn als auch den Beamten erwischt. „Das war einfach grauslich zum Ansehen“, sagt L. Die Situation sei komplett eskaliert. „Wie kann es sein, dass mein Sohn an die Dienstwaffe kommen kann?“

Die Polizei will die Angaben des amtsbekannten 73-Jährigen nicht bestätigen. „Die persönliche Wahrnehmung ist in so einer Situation manchmal eine ganz andere“, sagt Polizeisprecher Hans Wolfgruber.

Nun sind die Ermittler aus Vorarlberg am Werk
Wie viele Schüsse sind tatsächlich gefallen? Wer hat auf wen geschossen? All diese Fragen soll nun ein Sonderermittlerteam der Polizeidirektion Vorarlberg klären. „Das soll Objektivität und Unbefangenheit sicherstellen“, sagt Wolfgruber. Die Ermittler trafen am Nachmittag in Salzburg ein.

Der 36-jährige Salzburger liegt nach seiner Notoperation weiter im Salzburger Landeskrankenhaus. Sein Gesundheitszustand ist stabil, heißt es vonseiten des Spitals am Donnerstagnachmittag. Der verletzte Polizist musste im Unfallkrankenhaus operiert werden. Ihm geht es den Umständen entsprechend gut, sein Zustand ist nicht kritisch.

Karina Langwieder
Karina Langwieder
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