07.05.2020 06:00 |

Abstand bleibt wichtig

Das Coronavirus macht keine Sommerferien

Mit Entspannung in der Coronavirus-Situation darf zwar weiter gerechnet werden, Voraussetzung dafür ist allerdings, dass wir die Sicherheitsregeln beibehalten. Warme Temperaturen sind keinesfalls ein Garant für Krankheitsrückgänge.

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In den Ferien das Coronavirus hinter sich lassen - leider nur ein frommer Wunsch. Gegen die Hoffnung, Sommerwetter könne SARS-CoV-2 zum Verschwinden bringen, spricht etwa das massive Auftreten in Afrika und tropischen Regionen Asiens. Infektiologe und Tropenmediziner Heinz Burgmann aus Wien ist durchaus der Meinung, wir können unser soziales Leben langsam wieder aufnehmen. Aber eben unter Wahrung aller Sicherheitsmaßnahmen, die wir uns bis jetzt angewöhnt haben sollten (siehe Interview unten).

Zerstört Hitze das Virus?
Nach Angaben von Melanie Brinkmann, Genetikerin an der TU Braunschweig, kann es auf (metallischen) Oberflächen bei direkter Sonneneinstrahlung nicht überleben. Die Verbreitung findet aber vor allem durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch statt. Im Freien nimmt die Viruskonzentration in der Luft ab, wird sozusagen „verdünnt“. Wichtig trotzdem: Wo immer es möglich ist, Abstandsregeln einhalten!

Ob Virus verschwindet, hängt von Dauer der Immunität ab
Mit dem Herbst kommt höchstwahrscheinlich auch eine weitere Krankheitswelle auf uns zu. Laut Daten schottischer und US-amerikanischer Wissenschaftler dürften Coronaviren eine starke Vorliebe für die kalte Jahreszeit haben. Vier dieser Erreger wurden analysiert, drei davon zeigten sich zwischen Dezember und April besonders aktiv.

Wie die Zukunft aussehen könnte, untersuchte ein Team der Harvard-Universität in Boston, USA. Forscher Stephen Kissler: „Entscheidend wird die Dauer der über eine Infektion erworbenen Immunität sein. Hält sie nur 40 Wochen an, ist mit jährlichen Ausbrüchen zu rechnen. Bei längerer Immunität hingegen könnte SARS-CoV-2 nach rund fünf Jahren ganz verschwinden.“

Infektiologe rät: Virus als Teil des Lebens annehmen
Was uns im Sommer bezüglich der Ansteckungsgefahr erwartet, berichtet Infektiologe Heinz Burgmann.

„Krone“: Werden die wärmeren Temperaturen das neue Coronavirus eindämmen?
Heinz Burgmann: Ja, die Fälle werden wohl zurückgehen. Aber nicht, weil Wärme auf den Erreger Einfluss nehmen würde - immerhin überlebt er ja auch im menschlichen Körper bei etwa 37 Grad Celsius -, sondern weil das Ansteckungsrisiko im Freien geringer ist. Außerdem haben wir mittlerweile die Abstands- und Hygieneregeln erlernt.

Heißt das, wir können nun so weitermachen wie vor dem Ausbruch?
Ganz klares Nein, es geht jetzt vermehrt darum, eigenverantwortlich mit der Infektionsgefahr umzugehen und individuelle Risikoabwägung zu betreiben. Das Virus wird uns weiter begleiten, und wir müssen dieses Wissen in den Alltag integrieren. Auch etwa in Hinblick auf verstärkte Reisetätigkeit und die Urlaubszeit.

Was heißt das für das weitere Vorgehen?
Testung, Rückverfolgung jedes neuen Falles (Contact Tracing) mit Quarantäne aller wahrscheinlich Betroffenen, um die Verbreitung zu verhindern. Wir haben jetzt die Möglichkeit zu agieren, anstatt nur zu reagieren!

Und im Herbst?
Mit beginnender Grippesaison werden die Corona-Zahlen steigen. Dann müssen wir die Maßnahmen konsequent einhalten.

Kronen Zeitung

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