Anstalten überfordert?

21 Beamte in Gefängnis Stein in Quarantäne!

Österreich
26.03.2020 17:00

Nun zieht das unsägliche Corona-Virus auch in Österreichs Gefängnissen seine Kreise. Nachdem, wie berichtet, schon in Innsbruck ein Insasse erkrankte und sich in der Grazer Karlau und in Garsten (OÖ) jeweils Beamte infizierten, schrillen jetzt ausgerechnet im Hochsicherheits-Häfen Stein in Niederösterreich die Alarmglocken. Ein Krankenpfleger aus dem Kremser Spital hat sich angesteckt, 21 Justizwachebeamte wurden in häusliche Quarantäne geschickt.

Laut „Krone“-Informationen wurden die Beamten, die vermutlich mit dem Pfleger in Kontakt waren, vorsorglich in ihren Wohnungen unter Quarantäne gestellt. Völlig unklar ist hingegen noch, ob Gefangene von dem Infizierten behandelt und womöglich auch einige der gesamt 320 Justizwachebeamten angesteckt wurden. Auch ob die Häftlinge, die sich auf der gesperrten Abteilung des KH Krems befinden, in Quarantäne sind, ist ebenso nicht klar.

Keine einheitliche Regelung in Haftanstalten
Wie schlecht Österreichs Gefängnisse auf etwaige Ausbrüche des Corona-Virus vorbereitet sind, war Insidern schon länger bekannt. Mangelnde koordinierte Vorgaben von Ministeriumsseite führten dazu, dass die Anstalten in der Entscheidungsgewalt hinsichtlich zu setzender Maßnahmen weitgehend überfordert scheinen. Wie Gruppen getrennt werden sollen, welche Schutzbekleidung wo und wann zu tragen ist - einheitliche Regelungen gibt es trotz Tausender Infizierter noch immer nicht. Zusätzlich fühlen sich die Beamten im Stich gelassen, was Schulungen für den Umgang mit der Lungenkrankheit betrifft.

Im Justizministerium verweist man indes auf umfangreiche Vorkehrungen, die getroffen wurden. Einschränkungen wie Besuchsverbote für Häftlinge, gestrichene Freigänge, Gesundheitschecks, Isolierungsabteilungen und Vorbereitung von Quarantänestationen würden bei den Betroffenen auf Verständnis stoßen.

Innsbruck: Insasse infiziert
Ein positiv getesteter Häftling, der seit Mitte März in der Justizanstalt Innsbruck sitzt, habe sich laut Miniserium „zuvor im Gebiet Ischgl aufgehalten“. Entsprechend vorgesehener Maßnahmen sei er die ersten 14 Tage auf der Zugangsabteilung gewesen. „Die erkrankte Person war zu jeder Zeit isoliert und hatte nur mit geschützten Mitarbeitern Kontakt. So konnten wir einen Ausbruch in der Justizanstalt verhindern“, sagt Sprecherin Christine Ratz. Man arbeite intensiv daran, eine große Zahl an Corona-Tests für alle Strafvollzugs-Mitarbeiter zu organisieren. Ob sich Beamte oder andere Inhaftierte in Quarantäne befinden, ist unbekannt. Der Anstalt wurde, wie Ratz bestätigt, erst jetzt das Testergebnis mitgeteilt.

Graz-Karlau: E-Mail sorgt für Verwirrung
Auch im Hochsicherheitsgefängnis Graz-Karlau hat, wie berichtet, das Virus zugeschlagen. Dort wurde die Belegschaft bereits am Dienstag in einem E-Mail von der Anstaltsleitung über eine positive Testung einer Justizwachebeamtin unterrichtet. Auf Anfrage der „Krone“ bei Ressortsprecherin Ratz am Mittwochvormittag hieß es Stunden später, dass lediglich eine Testung auf das Coronavirus durchgeführt worden sei und sie sich in Quarantäne befinden würde. Ehe man schließlich am Donnerstag über die APA ausrichten ließ: Testung positiv!

Stefan Steinkogler, Jasmin Steiner und Monika Krisper, Kronen Zeitung

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