Am Samstag informierte das Land Tirol erstmals offiziell über Infizierte im Zillertal. Recherchen der „Krone“ zeigen jedoch, dass es schon früher Verdachtsfälle gab. Wurde hier etwas vertuscht? Und vor allem: Was wusste Nationalrat und Hotelier Franz Hörl (ÖVP)?
Mehr als 30 positive Corona-Fälle gibt es im Zillertal, das teilte das Land Tirol am Samstagabend mit. „Doch bereits seit Wochen sind Fälle bei uns bekannt, niemand hat bisher etwas dagegen unternommen“, betonen Einheimische. Die „Tiroler Krone“ hat sich diese Fälle genau angesehen:
Nun offiziell: Betroffene Mitarbeiter in Gerlos
Während im Skiort Ischgl am 7. März der erste Corona-Fall bekannt wurde und es wenige Tage darauf zur Quarantäne des Paznauntals kam, hat man im Zillertal erst am 19. März, mit der totalen Isolation aller 279 Tiroler Gemeinden, offiziell gehandelt. Der Aufruf vom Land erfolgte wiederum erst zwei Tage später. Es liegt somit nahe, dass sich in diesem Zeitraum zahlreiche andere Personen angesteckt haben.
Interessant im Aufruf ist auch diese Passage: „Zudem waren in Gerlos Mitarbeiter von der ,Milchbar’ und dem Hotel ,Gaspingerhof’ betroffen.“ Letztgenanntes gehört dem Nationalratsabgeordneten Franz Hörl (ÖVP). Inoffiziell bekannt war das Anfang März, kommuniziert wurde es erst am Samstag. Haben die Behörden nun zu spät reagiert oder nicht?
Interview: „Es erinnerte mich an einen Zombie-Film“
Charles Rowland war in einem Après-Ski-Lokal in Mayrhofen tätig. Er wurde - wie drei Arbeitskollegen - positiv getestet. Im „Krone“-Interview erzählt er, wie es ihm ergangen ist.
Wann traten bei Ihnen die ersten Symptome auf?
Am Donnerstag, dem 12. März, fühlte ich mich erstmals nicht richtig wohl. Da es nicht besser wurde, habe ich am Sonntag bei 1450 angerufen und wurde am Montag ins Spital Kufstein geschickt, wo sie mich getestet haben. Es erinnerte mich an einen Zombie-Film. Überall waren Securitys, die Ärzte trugen Schutzausrüstung. Es war völlig surreal.
Wann haben Sie Ihr Testergebnis erhalten?
Am Mittwoch, dem 18. März, rief die Polizei an und teilte mir mit, dass ich am Coronavirus erkrankt bin und mich in Quarantäne begeben muss. Auch die BH Schwaz meldete sich.
Haben Sie jemals Medikamente erhalten?
Nein, ich habe aber auch nicht wirklich welche benötigt. Das hängt wohl damit zusammen, dass ich jung, fit und sehr sportlich bin.
Wie fühlen sich Ihre drei Arbeitskollegen?
Auch sie wurden positiv auf das Virus getestet, aber es geht ihnen relativ gut. Wir wohnen zusammen in Mayrhofen, sind also nach wie vor hier. Daher fällt uns die mindestens 14-tägige Isolation „zu Hause“ nicht sonderlich schwer.
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