Helfer ausgetrickst
Delfin will Lagune in Venedig nicht mehr verlassen
Schon seit Juni ist „Mimmo“, ein junger Tümmler von fünf bis sechs Jahren, regelmäßig in der Lagune vor dem Markusplatz zu sehen und weigert sich offenbar, zurück ins offene Meer zu schwimmen. Trotz eines großangelegten Rettungsversuchs am Samstag kehrte er nur wenige Stunden nach seiner erfolgreichen „Ausleitung“ zurück – sehr zur Freude von Touristen, die mittlerweile eigens organisierte Bootsfahrten unternehmen, um den akrobatischen Meeressäuger vor die Kamera zu bekommen.
Die Hafenbehörde, Wissenschaftler der Universität Padua und Rettungskräfte von Feuerwehr, Polizei, Küstenwache und Finanzpolizei hatten „Mimmo“ mithilfe von sogenannten „Pingern“ – akustischen Geräten, die für den Delfin unangenehme, aber harmlose Töne erzeugen – ins offene Meer locken wollen.
Sechs Stunden lang schien die Aktion zu funktionieren: „Mimmo“ schwamm zunächst in Richtung Canale dell’Orfano und wurde zuletzt nahe der Insel Le Grazie gesichtet. Doch danach tauchte er wieder im Bacino di San Marco auf.
Rückkehr hat wohl eindeutigen Grund
Die Wissenschaftler begründen Mimmos hartnäckige Anwesenheit mit einem einfachen Grund: Nahrung. Die Lagune ist reich an Wolfsbarschen, und der junge Delfin frisst fast ununterbrochen. „Praktisch jedes Mal, wenn wir ihn beobachtet haben, war er am Fressen“, erklärt Meeresbiologe Sandro Mazzariol vom CERT der Universität Padua gegenüber dem „Corriere del Veneto“.
Das Verhalten sei typisch für einen „Teenager-Delfin“, der sich von seiner Familie getrennt habe und nun sowohl Nahrung als auch soziale Interaktion bei Menschen suche.
Warnung an Touristen
„Mimmo“ ist nicht nur ein Star für Touristen: Er trägt auch zwei Verletzungen an seiner Rückenflosse, vermutlich verursacht durch Schiffsschrauben. Die Hafenbehörde und die Forscher mahnen, dass der Delfin durch den Schiffsverkehr stark gefährdet ist. Zudem warnen sie vor dem Füttern durch Menschen: Obwohl es bisher keine Hinweise auf gezielte Fütterung gibt, könne das Tier so an „kostenloses Futter“ gewöhnt werden – eine Praxis, die in Südafrika und anderen Regionen bereits zu riskantem Verhalten bei Haien geführt habe.
Für die nächste Rettungsaktion planen die Wissenschaftler modernste akustische Abschrecksysteme, gesteuert durch künstliche Intelligenz, die sich nur aktivieren, wenn „Mimmo“ den Bereich passiert. Ziel ist es, den jungen, sozial sehr kontaktfreudigen Delfin sicher ins offene Meer zu führen, ohne ihn weiter zu stressen oder zu gefährden.
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