35-Stunden-Woche

Gewerkschafterin hält WKO-Chef für „ahnungslos“

Politik
23.02.2020 18:19

Die Vorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA), Barbara Teiber, hat Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer (ÖVP) in Sachen Kollektivvertragsverhandlungen in der Sozialwirtschaft „völlige Ahnungslosigkeit“ attestiert. Mahrer, der sich klar gegen eine 35-Stunden-Woche ausgesprochen hatte, habe sich nicht mit den Hintergründen der Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung im Sozialbereich auseinandergesetzt.

70 Prozent der Beschäftigten im Pflegebereich arbeiteten Teilzeit, so Teiber: „Genau diese Gruppe der Teilzeitbeschäftigten würde von einer Verkürzung der Arbeitszeit in Form von mehr Gehalt profitieren, und der Beruf würde insgesamt attraktiver werden.“ Bei voller Arbeitszeit könne diesen nämlich „kaum jemand“ länger ausüben.

Im Übrigen sei die WKO die in diesem Bereich nicht zuständige Arbeitgeberinteressenvertretung, so Teiber. „Alle Betroffenen und zahlreiche ExpertInnen unterstützen unsere Forderungen im SWÖ-Bereich. Die WKO soll ihre ideologisch motivierten Interventionen in laufende KV Verhandlungen lieber sein lassen.“

„Jobvernichtungsmaschine“
Aus seiner Sicht wäre die 35-Stunden-Woche eine „Jobvernichtungsmaschine“, hatte Mahrer am Sonntag in der ORF-Pressestunde gesagt. Und zwar sowohl in der Pflege als auch allgemein in der österreichischen Wirtschaft

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Wir werden in Österreich mit einer generellen Arbeitszeitverkürzung das Licht abdrehen. Dann können wir uns alle weiße Leintücher umhängen und geordnet zum wirtschaftspolitischen Friedhof marschieren.

Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer

Können zum wirtschaftspolitischen Friedhof marschieren“
„Wir werden in Österreich mit einer generellen Arbeitszeitverkürzung das Licht abdrehen. Dann können wir uns alle weiße Leintücher umhängen und geordnet zum wirtschaftspolitischen Friedhof marschieren“, so Mahrer über die von der Gewerkschaft in den Kollektivvertragsverhandlungen in der Sozialwirtschaft geforderte Reduktion der Arbeitszeit auf 35 Wochenstunden.

Ausgaben an Einnahmen anpassen
Zum drohenden ÖGK-Defizit meinte Mahrer, dass Vorschauen „immer sehr pessimistisch“ gerechnet würden. In den vergangenen Jahren habe es wiederholt Negativprognosen gegeben, „die dann ganz anders ausgefallen sind“. Ausgaben müssten an Einnahmen angepasst werden.

In den sozialen Medien werden Mahrers Äuerßungen heiß diskutiert.

Ungleichgewicht am Arbeitsmarkt
Doch auch andere Themen wurden in der Pressestunde aufs Tapet gebracht. Angesichts des Personalmangels im Tourismus stellte Mahrer ein Ungleichgewicht am heimischen Arbeitsmarkt fest. Es gebe in Wien zu viele Arbeitslose, während im Westen in den Skigebieten Arbeitskräfte fehlten. An der Bezahlung in der Tourismusbranche liegt es laut Mahrer nicht: Jeder wisse, dass die Betriebe über dem Kollektivvertrag bezahlen.

Corona: „Wir tappen alle im Dunkeln“
Auch zum Coronavirus und damit verbundenen Auswirkungen auf die Wirtschaft („Wir tappen da alle im Dunkeln“) sowie die Erderwärmung äußerte sich Mahrer. Investitionen in Forschung, Energieeffizienz und intelligente Mobilität seien förderlich. Er warnte aber davor, durch eine CO2-Bepreisung dem Wirtschaftsstandort zu schaden. Mit Mineralölsteuer, Normverbrauchsabgabe (NoVA), Maut und anderen Posten gebe es in Österreich schon viele CO2-Steuern. Die Umstellung der öffentlichen Fuhrparks auf Elektroautos begrüßte er.

Auch Opernball-Sager Thema
Die Kritik an einem Video aus der Opernball-Loge der Wirtschaftskammer nimmt Mahrer nicht ernst. Diese stuft er als „Wahlkampfgetöse“ ein. Mahrer stellt sich mit seinem ÖVP-Wirtschaftsbund Anfang März Wahlen in der Wirtschaftskammer. Man müsse zwischen Satire und Ernsthaftigkeit unterscheiden

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