Gleich bei der Elisabethbrücke in der Villacher Vorstadt hat zu dieser Zeit ein Schneider seine Werkstätte – und obwohl die Geschäfte schlecht gehen, hat er einen Lehrling. Dieser junge Mann, den er für die Zeit nach dem Krieg ausbilden soll, verliebt sich unsterblich in die Tochter seines Meisters. Auch 1917 noch ein furchtbares Vergehen – ist es doch gesellschaftlich unmöglich, als Lehrjunge einer Meister-Tochter den Hof zu machen.
Als die Sache ans Licht kommt, geht es in der Schneiderei an der Villacher Straße hoch her! Sagen wir es so: Erst nachdem der wütende Schneider seinen Lehrbuben und seine Tochter (getrennt) ins Bett schickt, kehrt Ruhe ein.
Am nächsten Morgen ist der Lehrjunge verschwunden. Er hatte offenbar seine Habseligkeiten gepackt und sich im Morgengrauen davon gemacht. Gleichzeitig vermisst der Bootsverleiher im Lendhafen gleich gegenüber eines seiner Ruderboote. Ein mit ungelenker Hand geschriebener Abschiedsbrief taucht auch auf.
Da der Lehrbub seine große Liebe nicht erreichen kann, teilt er Lehrherrn und Eltern mit, dass er beabsichtige, nach Australien auszuwandern. Offensichtlich via Lendkanal und Wörthersee, wie der Redakteur der „Klagenfurter Zeitung“ augenzwinkernd bemerkt.
Zwei Ausgaben der „Klagenfurter Zeitung“ später gibt es sogar eine Fortsetzung dieses Liebesdramas: Der Bursche hat es nicht bis Australien geschafft, sondern nur bis Pritschitz.
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