„Einfuhr erlauben“

US-Agrarminister will Chlorhuhn auf EU-Tellern

Ausland
27.01.2020 18:42

Die US-Regierung hat die Einfuhrverbote der Europäischen Union für Chlorhuhn und Hormonfleisch kritisiert. Vorbehalte der Europäer entbehrten „einer soliden wissenschaftlichen Grundlage“, sagte US-Agrarminister Sonny Perdue am Montag in Brüssel. Mit Blick auf ein mögliches Handelsabkommen sollte die EU ihre „Haltung überdenken“ und die „Einfuhr von Chlorhuhn und Hormonfleisch erlauben“.

Perdue beklagte bei einem Treffen mit EU-Handelskommissar Phil Hogan eine „Verunglimpfung“ der US-Geflügelproduktion. Tatsächlich werde das Fleisch in Wirklichkeit gar nicht mit Chlor gereinigt: „Im Wesentlichen ist es Essig“ und keinesfalls unsicher, sagte der US-Minister. Auch bei der Hormonbehandlung von Rindern sei wissenschaftlich keine Beeinträchtigung der Lebensmittelsicherheit nachgewiesen.

Chlorhuhn in der EU seit 1997 verboten
In den USA wird Geflügel häufig mit Chlordioxid behandelt, um krank machende Keime abzutöten. In Österreich und der gesamten Europäischen Union sind der Einsatz von Chlor nach der Schlachtung sowie der Import von Chlorhühnern seit 1997 verboten.

Kein Kommentar der EU-Kommission
Die EU-Kommission äußerte sich auf Nachfrage der Nachrichtenagentur AFP zunächst nicht. Ein Kommissionssprecher hatte zuvor die Handelsgespräche mit Washington als „laufenden Prozess“ bezeichnet. „Bald“ werde es ein Treffen von Trump und Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in der US-Hauptstadt geben, hieß es.

Österreich: Keime werden im Wasserbad abgetötet
Chlordioxid ist kein harmloses Mittel, es wird zwar in der Trinkwasseraufbereitung verwendet, ist jedoch auch schon in minimalen Konzentrationen hochgiftig. Die österreichische Geflügelindustrie arbeitet mit einem 60 Grad warmen Wasserbad zum Abtöten der Keime und danach mit Kühlkammern, damit überlebende Keime sich nicht mehr vermehren können. Beim Kochen ist für die Keime dann Endstation. 

EU-Lebensmittelbehörde hält Chlorhuhn für unbedenklich
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit kam zu dem Schluss, dass die Desinfektion von Geflügelfleisch mit Chlordioxid unbedenklich sei. Die Vorbehalte der Europäer gegenüber dem US-amerikanischen Chlorhuhn sind dennoch groß. Viele Menschen haben Angst, dass es die Gesundheit schädigt oder auch einfach nur nicht schmeckt.

In der EU und somit auch in Österreich kommt Chlor bei Viehtränken zum Einsatz, um diese keimfrei zu halten. Dabei gelten sehr strenge Dosiernormen von maximal 0,4 Milligramm pro Liter. Die Qualität des Wassers wird von den Behörden regelmäßig kontrolliert. Der Einsatz von Chlordioxid bei Viehtränken muss nicht gekennzeichnet werden.

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