03.12.2019 06:00 |

„Tod auf Samtpfoten“

Umwelt-Juristen wollen Katzen Freigang verbieten

Sind Hauskatzen tatsächlich der „Tod auf Samtpfoten“, wie zwei niederländische Jus-Professoren behaupten? Geht es nach den Umweltrechtlern Arie Trouwborst und Han Somsen, soll den possierlichen Stubentigern der Freigang künftig verboten werden - und zwar per EU-Gesetz. Begründung: Hauskatzen seien jedes Jahr für den Tod von Millionen von Vögeln, Reptilien und kleinen Säugetieren verantwortlich. Ganze Arten sollen durch die Räuber bedroht sein, heißt es in einem Gutachten.

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Katzen sind nicht nur die heimlichen Helden des Internet (siehe Video unten) - sie erfreuen seit der Antike die Menschen mit ihrer Gesellschaft. Doch wer einmal eine Katze beim Spiel mit ihrer Beute beobachtet hat, der weiß: Selbst die verschmustesten Stubentiger können zu gnadenlosen Jägern werden. Zwei Jus-Professoren aus den Niederlanden wollen die Haustiere deshalb einsperren - und berufen sich auf EU-Richtlinien.

Denn die Umweltrechtler schreiben in einem Gutachten, das im „Journal of Environmental Law“ veröffentlicht wurde, die Raubzüge der Katzen durch die Nachbarschaft könnten illegal sein. Dabei berufen sich Trouwborst und Somsen auf gesetzliche Pflichten der EU-Staaten und führen etwa die Vogelschutzrichtlinie der Europäischen Union sowie deren sogenannte Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ins Treffen.

„Andere Haustiere gehen nicht ohne Besitzer nach draußen“
Diese Richtlinien besagen unter anderem, dass heimische Arten zu schützen sind und deren Lebensraum zu sichern ist. Katzen wiederum, die vor Jahrtausenden im Nahen Osten domestiziert wurden, würden nach Auslegen der Rechtsexperten nicht unter den Schutz der europäischen Regelwerke fallen und weltweit fast 370 Arten bedrohen. Für die Juristen ist deshalb klar: Der Freigang der Stubentiger muss eingeschränkt werden. „Alle anderen Haustiere gehen nicht ohne Besitzer nach draußen, von Hunden bis zu Schlangen“, sagt Trouwborst gegenüber der niederländischen Zeitung „Trouw“. Die Ausnahmestellung der Katze sei verrückt.

Also nur noch kontrollierter Freigang an der Leine? Oder gar Ausgehverbot für die Miezen während der Brutzeit? Vogelexperten wären da gar nicht so abgeneigt. Lars Lachmann, Vogelschützer des deutschen Naturschutzbundes NABU, räumt allerdings ein, dass Katzen vor allem „in unmittelbarer Nähe menschlicher Siedlungen ein ernst zu nehmender Faktor, der partiell zu einem Rückgang von Vogelpopulationen führen kann“, sein könnten.

Junge Singvögel besonders gefährdet
Besonders bodenbrütende Singvögel seien gefährdet. Biologe Hannes Petrischak vom Geschäftsbereich Naturschutz bei der Heinz-Sielmann-Stiftung sagte im Gespräch mit dem Magazin „GEO“, eine Glocke am Halsband gefährde nicht nur die Katze, sie sei auch für die immobilen Jungvögel wirkungslos. Er hofft auf Verständnis bei den Besitzern: „Als Katzenhalter sollte man darauf achten, dass man zumindest in der Brutzeit - also von April bis Juli - die Katzen möglichst nicht frei herumstreunen lässt.“

Ganz neu ist die Debatte rund um die Katzen und ihre Jagdgewohnheiten nicht. In Australien gelten verwilderte Hauskatzen bereits als massive Bedrohung der heimischen Vogelarten, und auch in Neuseeland sieht man sich mit dem Problem konfrontiert. Die EU hat übrigens auf den Vorstoß der Wissenschaftler bereits reagiert - und das betont gelassen. Ein Sprecher aus Brüssel meinte dazu lediglich, dass man keinesfalls das Recht auf Freizügigkeit innerhalb der Europäischen Union beschränken wolle: „Das gilt auch für Katzen.“

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