Dramatische Rettung

Ausnahmezustand: Mure schob Häuser ineinander

Österreich
18.11.2019 11:04

Während in der Stadt Salzburg am Sonntagnachmittag sogar die Sonne schien, herrschte in weiten Teilen der südlichen Bezirke des Bundeslandes Ausnahmezustand. Zahlreiche Murenabgänge und Überflutungen sorgten für erhebliche Probleme. In der Gemeinde Bad Gastein im Salzburger Pongau ging gegen Mitternacht eine Mure auf zwei Wohnhäuser nieder, schob eines in das andere. In einer dramatischen Rettungsaktion konnten Einsatzkräfte zwei Menschen lebend aus den völlig zerstörten Gebäuden bergen. Auch in Teilen Kärntens, der Steiermark und in Osttirol herrscht nach wie vor Ausnahmezustand.

Erdmassen hatten die beiden Wohnhäuser im Ortsteil Badbruck kurz vor Mitternacht erfasst und völlig zerstört. In den Gebäuden befanden sich zu diesem Zeitpunkt zwei Menschen, teilte Franz Wieser, Leiter des Medienzentrums des Landes, mit. Eine Person konnte kurz nach dem Unglück verletzt geborgen werden, eine weitere war zunächst noch eingeschlossen. Gegen 2.30 Uhr dann die Entwarnung: Auch die zweite Person konnte lebend geborgen werden.

54 Häuser wegen drohender Hangrutsche evakuiert
Bereits am Nachmittag hatte sich die Lage in Salzburg weiter zugespitzt. Hunderte Hilfskräfte sind in den Gemeinden im Einsatz, um die Bewohner zu schützen. Das Land Salzburg hatte am Sonntag um 17 Uhr Zivilschutzalarm für vier Gemeinden ausgelöst: Muhr (Lungau), Großarl, Hüttschlag und Bad Hofgastein (alle Pongau) waren betroffen. Wegen drohender Hangrutsche wurden außerdem 54 Häuser evakuiert. In mehreren Gemeinden bleiben am Montag Schulen geschlossen.

Zivilschutzalarm in Kärntner Gemeinden
In Oberkärnten gab es Muren- und Lawinenabgänge, mehrere Straßen und Täler sind nach wie vor gesperrt - wie etwa das Mölltal. Dort hatte am Abend in der Gemeinde Reißeck eine Mure ein Stallgebäude verschüttet. Eine 34-Jährige wurde dabei schwer verletzt - sie war gerade dabei, die insgesamt 26 Kühe zu füttern.

Vorsichtige Entwarnung für Feld am See
Im Bezirk Spittal an der Drau gilt für mehrere Gemeinden Zivilschutzalarm. Bis zu 60 Häuser wurden evakuiert. Alle Schule im Bezirk bleiben am Montag geschlossen. Am Morgen wurde auch Zivilschutzalarm in der Gemeinde Feld am See im Bezirk Villach-Land ausgegeben. Eine Mure droht vom Mirnock abzugehen und könnte in der Folge die Ortschaft im Gegental treffen, so Bezirkhauptmann Bernd Riepan. In der Folge wurden Erkundungsflüge gestartet, um einen besseren Eindruck von der Lage zu bekommen, hieß es. Am späteren Vormittag konnte dann vorsichtige Entwarnung gegeben werden: Es dürfte in diesem Bereich zu keinen größeren Erdrutschen kommen.

Tauernautobahn bei Feistritz an der Drau gesperrt
Allerdings müssten südlich der Ortschaft in Hinterrauth mehrere Gebäude evakuiert werden, da man bei den Erkundungsflügen Risse und kleinere Erdrutschungen im Boden festgestellt habe, so Riepan. „Der Hang ist offenbar instabil“, erklärte er. Die Tauernautobahn bei Feistritz an der Drau musste am Vormittag laut Polizei in Fahrtrichtung Villach zwischen Spittal und Villach gesperrt werden - ebenfalls aufgrund eines drohenden Hangrutsches, wie es hieß. Der Verkehr wurde über die Bundesstraße umgeleitet.

Gurk-Pegel auf Stand eines 30-jährlichen Hochwassers
Auch im Kärntner Gurktal spitzt sich die Lage dramatisch zu: So hat die Gurk mittlerweile den Pegel eines 30-jährlichen Hochwassers erreicht, meldete das Bezirksfeuerwehrkommando. Der Gurker Ortsteil Sandboden wurde deshalb aus Sicherheitsgründen evakuiert, Bewohner von insgesamt 15 Häusern wurden aufgefordert, diese zu verlassen. Am Vormittag trat die Gurk an mehreren Stellen über die Ufer, im gesamten Gurktal kam es deshalb zu Verkehrsbehinderungen. Wegen Murenabgängen mussten überdies zahlreiche Straßen gesperrt werden. 

Die „Krone“-Wetteraussichten für die kommenden Tage:

Evakuierungen auch in der Steiermark
Die Steiermark blieb von dem Wetterchaos ebenfalls nicht verschont. Seit Sonntagabend ist die obersteirische Gemeinde Stadl-Predlitz Katastrophengebiet. In der Nacht auf Montag mussten wegen drohender Hangrutschungen und Überflutungen weitere Evakuierungen durchgeführt werden. Insgesamt rund 50 Personen mussten ihre Häuser verlassen.

Betroffen waren Hänge im Gemeindeteil Predlitz sowie im Paalgraben nördlich von Stadl an der Mur. Einige der Evakuierten verbrachten die Nacht beim Arbeiter-Samariterbund. Eine Entspannung der Lage ist allerdings noch nicht in Sicht. So hieß es Montagfrüh: „Die Lage wird sich zuspitzen.“

Erkundungsflüge in Osttirol dank Niederschlagspause
Auch in Osttirol bleiben die Schulen am Montag geschlossen. Das hat die Bildungsdirektion Tirol empfohlen. Damit soll eine mögliche Gefährdung auf dem Schulweg vermieden werden. Wie das Land mitteilte, sollen demnächst mehrere Erkundungsflüge gestartet werden, da die sehnlichst erhoffte Niederschlagspause, die für Montag prognostiziert worden war, auch tatsächlich eintrat. 

Die Stromversorgung ist in Osttirol insgesamt stabil, auch in den Nachtstunden gab es keine zusätzlichen Störungen - derzeit sind jedoch noch immer etwa 1900 Haushalte in 14 Gemeinden ohne Strom. Die Wetterverschnaufpause werde deshalb auch seitens der Mitarbeiter des Stromversorgers Tinetz genutzt, „um so viele Störungen wie möglich zu beseitigen“, so Bezirkshauptfrau Olga Reisner.

Indes sitzen im Stubaital immer noch 250 Personen fest, nachdem am Sonntag eine Lawine die Zufahrtsstraße zu den Gletscherbahnen verschüttet hatte. So kam die Lawinenkommission zu dem Ergebnis, dass zuerst Lawinen abgesprengt werden müssen, ehe ein Notweg erstellt werden kann.

Die Wetterbedingungen hielten einen 55-jährigen Autofahrer im Stubaital jedoch nicht davon ab, sich betrunken hinter das Steuer zu setzen. Mit überhöhter Geschwindigkeit verursachte der 55-Jährige in der Folge einen Unfall, stürzte mit dem Wagen in einen Bach und flüchtete zu Fuß. Helfer der Freiwilligen Feuerwehr suchten über Stunden nach dem vermeintlich Vermissten, ehe sich der Tiroler schlussendlich selbst telefonisch bei der Polizei meldete. 

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