Grazer Oper:

„Fledermaus“: Diese Party läuft aus dem Ruder

Steiermark
20.10.2019 17:22

Wenn man versucht eine Operette gegen den Strich zu bürsten, kommt dabei selten etwas Gutes heraus. Diese Erfahrung machte nun auch Regisseur Maximilian von Mayenburg, der aus Johann Strauß’ „Fledermaus“ ein düsteres Rachedrama filtern wollte. Das Ergebnis: mitunter starke Momente, leider ohne Zusammenhang.

Der Anfang ist noch vielversprechend
Markus Merkel führt die Grazer Philharmoniker ohne Scheu vor knalligen Effekten durch die schmissige Ouvertüre. Den ganzen Abend über bleibt er der Fels in der Brandung, der selbst die am wenigsten schlüssigen Ideen des Regisseurs musikalisch wieder solide zusammenführt.

Antikes Rachedrama
Maximilian von Mayenburg möchte der b’soffenen G’schicht mehr Tiefgang verleihen, das ist nachvollziehbar. Dass ein lockerer Scherz zu einer derart komplexen Retourkutsche führt, mag uns heute komisch vorkommen. Dass dem Ganzen aber eine beinahe tödliche Geschichte zugrunde liegt, die ein Rachedrama antiken Ausmaßes nach sich zieht - das findet sich weder in der Musik noch in den Liedtexten wieder. Da helfen auch die adaptierten Dialoge wenig, die zwanghafte Aktualisierung, die aus der Kammerzofe ein Au-Pair-Mädchen macht, aus Prinz Orlowsy ein seltsames Mischwesen und aus dem Gefängnis eine WC-Anlage. Ein Einfall, den nicht nur der nüchterne Frosch - ein gelungener Auftritt von Adi Hirschall - nicht versteht.

Schon beim Fest im düsteren Keller (Bühne: Tanja Hofmann) läuft diese Party gewaltig aus dem Ruder, werden die Abläufe immer unlogischer. Einem ins Nichts gesungenen Csárdás und dem Uhren-Duett zur unpassenden Zeit wird einzig ein berührendes „Brüderlein und Schwesterlein“ entgegengehalten.

Ensemble könnte, wenn es dürfte
Das eigentlich spielfreudige Ensemble kann sich in diesem Regiekorsett kaum rühren. Elissa Huber als divenhafte Rosalinde und Alexander Geller als ihr untreuer Gabriel finden hier ebenso wenige Orientierungspunkte wie Sieglinde Feldhofer als kecke Adele. Markus Butter wäre ein wunderbar komischer Gefängnisdirektor Frank, wenn er denn nur dürfte, und auch Anna Brull zeigt das Potenzial zu einem großartigen Orlowsky. Ivan Oreščanin als rachsüchtiger Dr. Falke wird vor allem gegen Ende hin von der Regie im Regen stehen gelassen. Und auch Albert Memetis jugendlicher Alfred und Manuel von Sendens witziger Dr. Blind sind Figuren, mit denen die Regie wenig anfangen kann.

Der gut einstudierte Chor, nette Balletteinlagen und hübsche Kostüme (Frank Lichtenberg) entschädigen hier ebenfalls für fehlende Logik.

Infos und Karten finden Sie hier.

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