Anschlag auf Zug
Maoisten-Attacke: Behörden rechnen mit 150 Toten
Verkehrsministerium und Polizei machten maoistische Rebellen für die Tat verantwortlich. Die Behörden verhängten wegen des Unglücks ein nächtliches Fahrverbot in betroffenen Unionsstaat Westbengalen.
An dem Anschlagsort im Bezirk West Midnapore waren am Samstag schwere Kräne im Einsatz, die sich mühsam einen Weg durch die zerstörten Waggons bahnten. Zerfetzte und blutverschmierte Kleider und Gepäck lagen verstreut herum. Überlebende suchten verzweifelt nach ihren Angehörigen. "Ich suche meine Frau und meine drei Kinder", sagte ein 38-jähriger Mann. "Ich habe ihr Gepäck gefunden, doch ich kann sie nicht finden."
Mehr als 200 Verletzte
Ein Polizeisprecher sagte, dass mehr als 200 Menschen verletzt wurden, viele von ihnen schwer. Zudem könnten viele Todesopfer vermutlich nur durch eine DNA-Untersuchung eindeutig identifiziert werden. In den Wracks wurden am Samstag noch zahlreiche Opfer vermutet.
13 Waggons des Schnellzugs waren am Freitag gegen 1.30 Uhr Ortszeit entgleist, während viele Fahrgäste schliefen. Vier der Waggons prallten gegen einen Güterzug und wurden regelrecht zerquetscht. Der Nachtzug war auf dem Weg von Kolkata (Kalkutta) nach Mumbai (Bombay).
Zusätzlich Teile der Gleise entfernt?
Die exakte Ursache des Unglücks war auch am Samstag weiter unklar. Bahnministerin Mamata Banerjee sagte, maoistische Rebellen hätten die Waggons in die Luft gesprengt. Nach Überzeugung der Polizei wurden Teile der Gleise zuvor mutwillig entfernt. Innenminister G.K. Pillai sagte indes, ob die Maoisten tatsächlich für den Anschlag verantwortlich seien, sei noch Gegenstand der Ermittlungen. "Wahrscheinlich waren sie es. Es gibt niemand anderen hier in der Region. Aber wir untersuchen das noch."
Zu dem Anschlag hatte sich am Freitag zunächst in einem Anruf bei der Nachrichtenagentur PTI die von Maoisten unterstützte Rebellengruppe Volkskomitee gegen Polizeigewalt (PCPA) bekannt. Zuvor hatte der Polizeichef von Westbengalen, Bhupinder Singh, gesagt, vor Ort seien Flugblätter der Rebellen gefunden worden. Stunden später rief jedoch ein Sprecher der PCPA bei der Agentur PTI an und wies eine Beteiligung an dem Anschlag zurück. Die Region ist eine Hochburg der Maoisten, die sich nach eigenen Angaben für die Belange benachteiligter Bevölkerungsschichten und landloser Bauern einsetzen. Die Rebellen sind in 20 der 29 indischen Bundesstaaten aktiv. In dem Konflikt mit den Maoisten starben seit 2005 mehr als 1200 Sicherheitskräfte, etwa 2600 Zivilisten und rund 900 Rebellen.
Medien kritisieren Regierung
Die indischen Medien kritisierten unterdessen die Regierung wegen ihrer Sicherheitspolitik und forderten eine neue Strategie gegen die Links-Extremisten. Auch die Maoisten gerieten wegen der "sytematischen Blutbäder" unter der Zivilbevölkerung unter Beschuss der Medien. "Eine Bewegung im Namen der Armen Indiens ist inzwischen zu einem unmenschlichen Todeskult degeneriert", schrieb die "Times of India".
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