Gesunde Flavonoide

Raucher und Trinker profitieren von Äpfeln und Tee

Wissenschaft
19.08.2019 14:29

„An apple a day keeps the doctor away“ („Ein Apfel pro Tag hält den Doktor fern“), heißt es seit dem 19. Jahrhundert in einer englischen Redewendung. Dieses Sprichwort könnte einer internationalen Studie zufolge insbesondere für Raucher und Trinker gelten. Und vor allem dann, wenn das Obst mit einer Tasse Tee genossen wird. Denn sowohl Äpfel als auch Tee sind reich an sogenannten Flavonoiden, Pflanzenstoffen, die vor Herzerkrankungen und Krebs schützen.

Derzeit sind mehr als 8000 Flavonoid-Verbindungen bekannt. Manche bestimmen die Farbe von Blüten und dienen so dem Anlocken von Bestäubern (Bienen, Hummeln etc.). Andere wirken als Fraßschutz vor Schädlingen und wieder andere als UV-Schutz für die Pflanzen. Doch auch für Menschen können Flavonoide positive Effekte haben. So haben frühere Studien darauf hingedeutet, dass die Stoffe die Körperabwehr und die Geisteskraft unterstützen, beim Abnehmen helfen und gegen Infektionen vorbeugen könnten.

Daten von Langzeitstudie analysiert
Einen weiteren Hinweis lieferte eine Studie der australischen Edith Cowan Universität und der Universität Kopenhagen. Das Team um die Ernährungsforscherin Nicola Bondonno und den Mediziner Frederik Dalgaard analysierte Daten einer dänischen Langzeitstudie, die unter anderem die Ernährung von mehr als 56.000 Teilnehmern zwischen 52 und 60 Jahren über einen Zeitraum von 23 Jahren erfasste. Diese Daten glichen die Forscher mit den Sterbefällen innerhalb der Gruppe ab.

Die Auswertung ergab, dass jene Teilnehmer, die regelmäßig Lebensmittel mit einem hohen Flavonoid-Gehalt zu sich nahmen, weniger wahrscheinlich an Krebs oder Herzerkrankungen starben. Besonders stark ausgeprägt waren diese Schutzeffekte bei jenen Menschen, die als Raucher oder Trinker ein erhöhtes Risiko für solche Erkrankungen hätten.

Verzehr sollte gefördert werden
Für Erstautorin Bondonno bedeutet das, dass der Verzehr entsprechender Lebensmittel insbesondere in diesen Risikogruppen gefördert werden sollte. „Allerdings wirkt der Konsum von Flavonoiden nicht allen erhöhten Sterblichkeitsrisiken entgegen, die mit dem Rauchen und einem starken Alkoholkonsum einhergehen“, wird sie zitiert. „Bei weitem das Beste für die Gesundheit ist, mit dem Rauchen aufzuhören und den Alkoholkonsum zu reduzieren.“ Weil die Änderung dieser Gewohnheiten vielen Menschen aber schwerfalle, solle gleichzeitig ein erhöhter Flavonoid-Verzehr angeregt werden.

Am niedrigsten war das Risiko für Krebs- und Herzerkrankungen bei jenen Teilnehmern, die etwa 500 Milligramm Flavonoide am Tag konsumierten. Dies könne leicht durch die Ernährung erreicht werden, betonte Bondonno: „Eine Tasse Tee, ein Apfel, eine Orange, 100 Gramm Blaubeeren und 100 Gramm Brokkoli würden eine weite Bandbreite von Flavonoid-Verbindungen ergeben und davon insgesamt 500 Milligramm.“

Assoziationen versus Kausalitäten
Auf die Frage, inwieweit Flavonoide ursächlich vor Krebs und kardiovaskulären Erkrankungen schützen, mahnte die Expertin Sabine Kulling vom Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel (Max Rubner-Institut) in Karlsruhe, die nicht an der Studie beteiligt war, zu Vorsicht: „Das ist aus der Studie nicht abzuleiten.“ Ein Problem epidemiologischer Studien sei, dass sie zwar Assoziationen aufzeigten, aber keine Kausalitäten: „Flavonoide sind hier eher als ein Marker oder Indikator für einen insgesamt gesünderen Ernährungs- und Lebensstil anzusehen. Möglicherweise leisten sie selbst auch einen kleinen Beitrag zum geringeren Sterblichkeitsrisiko, aber sie sind ganz sicher nicht allein dafür verantwortlich.“

Verkleben von Blutplättchen wird gehemmt
Unklar bleibe, was Flavonoide so gesund mache, betonte Autorin Bondonno. „Alkoholkonsum und Rauchen fördern Entzündungen und die Schädigung von Blutgefäßen, was das Risiko für eine Reihe von Krankheiten erhöhen kann.“ Schon frühere Studien hätten aber belegt, dass Flavonoide entzündungshemmend und positiv auf Blutgefäße wirkten. „Das könnte erklären, warum diese mit einem geringeren Risiko für Herztod und Krebs in Verbindung gebracht werden.“

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