Warten auf Gutachten

Drama um David: Klinik bleibt eiskalt

Salzburg
30.03.2019 08:48

Davids Todestag jährt sich im April zum ersten Mal. Der Bub starb nach einer Mini-OP im Salzburger LKH. Ein Fehlverhalten der Ärzte will die Klinik bis heute nicht eingestehen. Ganz im Gegenteil.

Für Mama Edda P. und Papa Thomas G. fühle es sich wie ein Kampf gegen Windmühlen an. Bald jährt sich der Tod ihres Sonnenscheins: „Es passiert einfach viel zu wenig. Wir wollen Gerechtigkeit, fühlen aber Hilflosigkeit“, so die Eltern. Monatelang ermittelt die Staatsanwaltschaft: anfangs gegen zwei, mittlerweile gegen fünf Mediziner. Der Vorwurf: grob fahrlässige Tötung. Doch ein Prozess liegt noch in weiter Ferne, da noch immer die zwei von der Anklagebehörde beantragten Gutachten ausstehen.

SALK-Anwälte sehen keinen Sorgfaltsverstoß
Dafür reagierte die SALK (Salzburger Landeskliniken) auf die Anzeige von Opfer-Anwalt Stefan Rieder nach dem Verbandsverantwortlichkeitsgesetz: „Die Beschuldigten haben die ihnen zur Last gelegte Straftat nicht verwirklicht; insbesondere haben sie nicht sorgfaltswidrig gehandelt“, heißt es von der Anwaltskanzlei Harrer & Harrer. Vorwürfe wie das fehlende EKG würden „keinen Behandlungsfehler“ begründen, Davids Puls war am Monitor sichtbar, argumentieren die Advokaten der SALK. Und eine vorläufige Schmerzensgeldzahlung quittieren sie wie folgt: „Im Hinblick auf das anhängige Verfahren wird kein Haftungsanerkenntnis abgegeben und keine Zahlung geleistet.“

Gutachter zeigen Verfehlungen auf
Ganz anders lesen sich die von den Eltern in Auftrag gegebenen Gutachten: Standards seien missachtet, Regeln nicht eingehalten worden. Weder eine Aufklärung, noch eine OP-Indikation gab es, heißt es von den Experten, die eine Reihe von Verfehlungen aufzeigten. Darunter eine mögliche Überdosierung bei der verhängnisvollen Vollnarkose.

Sachverständiger aus dem eigenen Haus
Dies wird im Anwaltsschreiben ebenso verneint. Als Beweis wird ein Anästhesie-Sachverständiger angeführt, der einen ranghohen SALK-Posten bekleidet. „Wenn die Klinik in unserem Fall keinen Sorgfaltsverstoß sieht, würden sie es bei anderen Patienten genauso machen?“, fragen sich die fassungslosen Eltern.

Arzt darf keine Kinder mehr behandeln
Gegen drei Ärzte, die bei der Reanimation tätig waren, wird seit Jänner ermittelt. Alle drei stellten nun die Vorwürfe in Abrede. Und kritisierten dabei einen Gutachter. Übrigens: Der beschuldigte Anästhesist darf laut unbestätigten Informationen keine Kinder mehr behandeln. Dienst macht er aber weiter.

SALK-Mitarbeiter fühlen anonym mit
„Es tut mir persönlich, und vielen meiner Kollegen, unendlich leid, was ihrem Sohn und ihnen widerfahren ist, und wie mit ihnen umgegangen wurde.“ Diese Worte stammen aus der SALK. Nicht aber von deren Führung, die außer Beileidsbekundungen noch immer keine Entschuldigung äußerte. Es sind Worte von SALK-Mitarbeitern. Mehrere antworteten auf eine Mail der Eltern, die an das Klinikpersonal gerichtet war.

„Ich finde es eine Schande“
Eine Antwort hat die Eltern „sehr berührt und aufgebaut“. Unter anderem heißt es darin: „Ich bin auch sehr betroffen und beschämt von der ungeschickten, intransparenten, menschenunwürdigen, von Juristen und Verwaltungspersonal angeführten Verteidigungskampagne meines Arbeitgebers. Ich finde es eine Schande, dass es in der heutigen Zeit offenbar aus rechtlichen Gründen nicht möglich ist, Mitgefühl zum Ausdruck zu bringen und Verantwortung für so eine Katastrophe zu übernehmen.“ Abschließend: „Wir würden den Mantel des Schweigens nur zu gerne lüften. Um eine Fehlerkultur zu entwickeln, um darüber zu sprechen, und um zu verhindern, dass jemals wieder so etwas passiert.“

Auch Kanzler rief an
Wie berichtet, hatten die Eltern via Facebook Kanzler Sebastian Kurz um Unterstützung gebeten und ein Dankesschreiben erhalten. Doch: Tage später griff Sebastian Kurz zum Hörer und rief die Eltern an: „Er versprach, mit dem Justizminister und dem Landeshauptmann darüber zu reden.“

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