Neuer Konflikt
Großbritannien und Argentinien streiten um Falkland-Erdöl
Die Ölvorkommen in der 200-Meilen-Zone rund um die Inseln werden auf bis zu 60 Milliarden Barrel (1 Barrel = 159 Liter) geschätzt. Damit wäre es eines der größten Vorkommen weltweit. Schon 1998 war vor den Falkland-Inseln (im Bild: britische Soldaten bei einer Militärübung auf den Falklands im Jahr 2007) nach Öl gebohrt worden, die Ausbeutung galt damals jedoch als nicht wirtschaftlich. Die gestiegenen Preise haben dies jedoch mittlerweile geändert.
Großbritannien hat unterdessen am Montagabend mit den Probebohrungen begonnen. Eine rund 100 Kilometer nördlich der Inseln liegende Bohrplattform der britischen Firma Desire Petroleum nahm ihre Arbeit auf, wie lokale Medien berichteten. Die Falkland-Inseln im Südatlantik gehören zu Großbritannien, werden aber auch von Argentinien beansprucht. Die britische Regierung betonte, dass die Aktion in Einklang mit internationalem Rechte stehe.
Ölrausch auf den Falklands
Die Bewohner der Inseln - auf Englisch Falklands, in Lateinamerika Malvinas genannt - befinden sich seit einiger Zeit im Ölrausch. Wenn das schwarze Gold erst einmal sprudelt, werde es allen zugute kommen, prognostiziert die britische Zeitung "Daily Telegraph" - Großbritannien, den Falkland-Inseln und Argentinien.
Argentinien betrachtet die Ölsuche hingegen als illegal und pocht auf die Verteidigung seiner Souveränität und der Ressourcen in der Region. Staatspräsidentin Cristina Kirchner verfügte Anfang Februar per Dekret, dass Schiffe, die durch argentinische Hoheitsgewässer zu den 500 Kilometer vor der argentinischen Küste gelegenen Falkland-Inseln wollen, eine Sondergenehmigung brauchen. Argentiniens Vize-Außenminister Victorio Taccetti meinte: "Sie wollen einseitig und illegal Rohstoffe abbauen, die der Republik Argentinien gehören, und Argentinien wird angemessene Maßnahmen ergreifen, um seine Interessen und seine Rechte zu verteidigen."
Bereits Anfang Februar hatte Argentinien den Geschäftsträger der britischen Botschaft ins Außenministerium in Buenos Aires einbestellt und dabei nach Regierungsangaben "auf das energischste gegen den unmittelbar bevorstehenden Beginn der Öl-Suche nördlich der Malwinen-Inseln protestiert".
Argentinien strebt friedliche Lösung an
Britische Zeitungsberichte lesen sich bisweilen, als sei schon bald ein neuer Krieg zu erwarten. Die Lage unterscheidet sich allerdings erheblich von der im Jahr 1982. Damals hatte London lediglich etwa 80 Royal Marines auf den Falklands stationiert. Heute gibt es einen Militärstützpunkt mit 2.000 britischen Soldaten, Boden-Luft-Raketen, einen Zerstörer und Kampfjets.
Argentiniens Botschafter bei den Vereinten Nationen, Jorge Argüello, erhob dieser Tage den Vorwurf der Kriegstreiberei gegen bestimmte Kreise in Großbritannien. Die Regierung in Buenos Aires kündigte "angemessene Maßnahmen" zur Verhinderung der geplanten britischen Bohrungen an. Sie setzt im Übrigen aber auf eine friedliche Beilegung des Streits. Für kommenden Mittwoch ist nach Angaben argentinischer Diplomaten ein Treffen von Außenminister Jorge Taiana mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon vorgesehen.
74 Tage Krieg um Falkland in den 80ern
Im April 1982 hatte ein argentinisches Expeditionskorps die 1833 von den Briten eroberten Inseln besetzt, war aber nach 74 Tagen wieder verdrängt worden: Die Militärjunta kapitulierte vor der britischen Armee, die "Eiserne Lady" in London, Premierministerin Margaret Thatcher, triumphierte. Im Falkland-Krieg starben auf beiden Seiten insgesamt mehr als 900 Menschen. Heute gibt es auf dem Insel-Archipel rund 3.000 Bewohner - außerdem 500.000 Schafe sowie ungezählte Wildgänse, Robben und Pinguine.
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