Ein wahres Füllhorn

Prügel-Epos „Super Smash Bros. Ultimate“ im Test

Digital
07.12.2018 05:58

Vier Jahre nach seinem letzten Auftritt auf der kommerziell nicht sehr erfolgreichen Wii U kehrt Nintendos Prügel-Epos „Super Smash Bros.“ zurück, und zwar als allumfassende Ultimate-Version für die Switch. Im Test stellte das Game unter Beweis: Mit einer Vielzahl neuer Kämpfer, einem Füllhorn von Arenen, ganz neuen Modi und einem Soundtrack zum Niederknien liefert Nintendo hier ein Prügel-Rundumpaket ab, das Serien- und Genrefans die Freudentränen in die Augen treibt.

Schon der Vorläufer war inhaltlich beileibe kein Leichtgewicht, bei „Super Smash Bros. Ultimate“ legt Serienschöpfer Masahiro Sakurai nun aber noch einmal einen ganzen Haufen drauf. Allein die Anzahl der Kämpfer hat sich auf über 70 nahezu verdoppelt. Allesamt sind Helden der Videospielgeschichte - und zwar nicht nur von Nintendo, sondern auch vielen anderen Kult-Entwicklern, von Capcom über Konami bis Bandai Namco. Geprügelt wird diesmal in über hundert Arenen, der Soundtrack umfasst mehr als 800 Musikstücke. Und dann wäre da noch eine Vielzahl von Items und Power-ups, die es zu sammeln und sich um die Ohren zu hauen gilt.

Einzelspielerkampagne als Einstieg
Glücklicherweise erschlägt „Super Smash Bros. Ultimate“ den Spieler nicht von Beginn an mit dieser Fülle an Inhalten, sondern lässt ihn diese nach und nach in einer netten Singleplayer-Kampagne freischalten. Die Story funktioniert nach einem recht einfachen Muster: Alle Videospielhelden wurden von einer mysteriösen Macht gefangen, nur einer bleibt übrig um die anderen zu befreien. Die epische und actionreiche Inszenierung, viel spielerische Abwechslung in den einzelnen Stages der Kampagne und die Individualisierungsmöglichkeiten durch die vielen Power-ups sorgen dabei durchaus für Langzeitmotivation. Zudem hat man hier eine gute Balance gefunden, was die Dauer zwischen den einzelnen Freischaltungen angeht. Spielerischer Leerlauf hält sich in Grenzen, laufend kommt etwas Neues hinzu.

Etwas flotteres Gameplay als früher
„Super Smash Bros. Ultimate“ spielt sich eine Spur flotter als der Vorgänger auf der Wii U. Schaden tut das nicht, das Spieltempo empfanden wir weder als zu schnell noch als zu langsam, sondern als genau richtig. Bisweilen kommt es allerdings zu einem ganz schönen Chaos am Bildschirm - vor allem, wenn man Multiplayer-Matches mit bis zu acht Spielern austrägt und man im Gewusel den eigenen Charakter aus den Augen verliert. Serienveteranen wird das nicht stören, chaotisch waren die „Smash Bros.“ immer schon. Und fordernd, gilt es doch, sich mit den Kampfstilen vertraut zu machen und die Kombos zu lernen, die einen Kämpfer erst wirklich mächtig machen.

Überall entdeckt man liebevolle Details
Aufgelockert wird das wilde Kampfgeschehen, das sich dank direkter und schnell ansprechender Steuerung trotz allem stets kontrollierbar anfühlt, bei „Super Smash Bros. Ultimate“ mit einem Haufen liebevollen Details. Wenn ein Gegner nach einem brutalen Smash-Angriff mit passendem Gesichtsausdruck virtuell ans TV-Gerät geklatscht wird oder ein genau passend gesetzter Finisher in Zeitlupe präsentiert wird, lacht das Prüglerherz. Und bei dynamischen Arenen, die sich im Spielverlauf wandeln, sich womöglich bewegen oder zerstörbare Elemente bieten, sowieso. Die Vielzahl verschiedener (detailliert anpassbarer) Spielmodi für Einzel- und Mehrspielerspaß gefällt uns ebenfalls.

Gaming-Geschichtsstunde als Dreingabe
Überhaupt haben die Entwickler bei „Super Smash Bros. Ultimate“ viel Liebe zum Detail bewiesen. Das fängt bei den offensichtlichen Dingen an: Den hübsch und detailliert designten Kämpfern, den wirkungsvollen Items und stimmigen Arenen, mal retro, mal opulent. Man sieht es dem Spiel aber auch auf den zweiten Blick an - etwa in den übersichtlichen Menüs und ganz besonders auch bei den Zusatzinfos, die Ladepausen oder den Kämpferkatalog mit Infos zu den Spielen anreichern, welche die „Smash Bros“-Kämpfer bekannt gemacht haben. Im Grunde kann man sagen, dass „Super Smash Bros. Ultimate“ eine tolle Gaming-Geschichtsstunde ist. Gerade für jüngere Spieler, die nicht so genau wissen, woher sie den peitschenschwingenden Simon aus „Castlevania“ - immerhin 32 Jahre alt - kennen.

Stimmige Präsentation, monströser Soundtrack
Zum großartigen Gesamteindruck des neuen „Smash Bros.“ trägt natürlich auch die Gesamtpräsentation bei, die im bunten Comic-Look gehalten ist und - sowohl stationär als auch im mobilen Modus - schön flüssig über den Switch-Bildschirm flimmert. Sicher, manch eine Textur könnte heute schärfer sein, in Summe glänzt „Super Smash Bros. Ultimate“ aber mit hohem Detailgrad, niedlicher Optik, flüssiger Darstellung und schönen Licht- und Partikeleffekten. Erwähnenswert: Es schont im Vergleich zu vielen anderen Titeln den Akku der Switch, läuft spürbar länger mobil als ein „Zelda: Breath of the Wild“.

Besonders hervorheben möchten wir an dieser Stelle auch den Soundtrack: 800 Stücke aus Jahrzehnten der Videospielgeschichte zusammenzusammeln, zu adaptieren und sie letztlich zum wohl umfangreichsten Soundtrack-Katalog zusammenzufügen, den es in einem Prügelspiel je gab, ist eine starke Leistung und gehört gewürdigt. Genauso wie die Abwesenheit von Bugs: Im Test stolperten wir über keinerlei Fehler im Spiel. In puncto Qualitätskontrolle könnten sich viele andere Unternehmen eine Scheibe von Nintendo abschneiden.

Langzeitmotivation dank Sammlerei und Multiplayer
Die beste Würdigung eines jeden Spiels ist es letztlich, wenn es eine gehörige Langzeitmotivation entfaltet und man es immer und immer wieder startet. Und hier ist „Super Smash Bros.“ traditionell ganz stark, erfreut sich bei vielen Gamern einer Beliebtheit als Mehrspielertitel, wie sie sich nur ganz wenige Spiele erarbeitet haben. Was „Mario Kart“ für Freunde flotter Rasereien ist, ist „Smash Bros.“ für viele Freunde von Prügeleien gegen menschliche Gegner. Auch hier war der Vorgänger für die Wii U schon ziemlich stark, „Super Smash Bros. Ultimate“ legt aber noch einmal ein gehöriges Schauferl drauf. Vor allem das flottere Spieltempo und die vielen neuen Inhalte, die eine schier unendliche Zahl spannender Kampfkonstellationen erlauben, tun dem Mehrspielermodus gut.

Erstaunlich gut ausbalanciert
Verblüfft waren wir im Test, wie gut trotz der enormen Fülle an Inhalten die Balance des neuen „Smash Bros.“ getroffen wurde. Obwohl hier Dutzende Kämpfer mit Nah- oder Fernkampfwaffen, schnell oder langsam, als großes oder kleineres Ziel aufeinandertreffen, erschien uns im Testzeitraum kein Kämpfer übermächtig. Zwar hat sich bei uns im Test eine Vorliebe für größere und eher langsame, dafür aber umso härter zuschlagende Kämpfer wie Bowser herauskristallisiert. Die kam allerdings nicht von Bowsers Übermacht, sondern war schlicht dem Umstand geschuldet, dass ein größerer Kämpfer im Gewusel leichter zu verfolgen ist. Gewinnen kann man eine Partie mit jedem Kämpfer - sei es ein dicker Brummer wie Bowser, ein flinkes Pokémon wie Pikachu oder ein Kämpfer, der eher auf den Fernkampf setzt.

Auch für kompetitives Spiel interessant
In der eingeschworenen Prügelspielgemeinde wird es über kurz oder lang freilich Diskussionen über die Balance von „Super Smash Bros. Ultimate“ geben. Wer sich intensiv mit einem Kämpfer befasst, all seine Eigenheiten studiert, Kombos lernt und kluge Strategien gegen gewisse Gegnertypen entwickelt, wird seinen Kämpfer wohl glatt etwas übermächtig wirken lassen können. Gut möglich, dass Nintendo hier später noch mit dem einen oder anderen Update ein wenig nachbessern wird müssen. Zum Start des neuen „Smash Bros.“ erschien es uns aber jedenfalls schon recht gut ausbalanciert.

Fazit: „Super Smash Bros. Ultimate“ ist ein familientaugliches Prügelspiel-Meisterwerk von epischem Umfang, das es uns ganz besonders mit seinen vielen liebenswerten Charakteren und Arenen, der bunten Inszenierung, seinem Tempo, seinem Sound und seiner Langzeitmotivation angetan hat. Die neue Kampagne befriedigt Sammler, am hohen Multiplayer-Potenzial der Reihe bestand ohnedies nie ein Zweifel. Somit ist „Super Smash Bros. Ultimate“ das wohl dickste und rundeste Prügelpaket, das je über uns gekommen ist - und sogar gegenüber dem ohnehin schon sehr guten Vorgänger noch ein klar sichtbarer Schritt nach vorn.

Plattform: Switch
Publisher: Nintendo
krone.at-Wertung: 10/10

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