Schaden droht

Wegen Brexit: Premier League zittert um ihre Stars

Fußball International
06.11.2018 17:32

Rund fünf Monate vor dem geplanten EU-Austritt Großbritanniens herrscht Unruhe im englischen Fußball - und Unklarheit, wie es nach dem 29. März 2019 weitergeht. „Nach zweieinhalb Jahren weiß ich immer noch nicht, ob es gut oder schlecht wird“, sagte Tottenham-Trainer Mauricio Pochettino. Für europäische Talente wäre die Tür in die beste Liga der Welt wohl zu. Und die Superstars fordern schon jetzt ihr Gehalt in Euro statt in Pfund.

Die Folgen für die Premier League sind schwer abzusehen. Aber Spurs-Coach Pochettino und andere Verantwortliche befürchten, dass es nach dem Brexit schwieriger wird, Spieler aus dem Ausland zu verpflichten - vor allem, wenn sich Großbritannien und die EU nicht auf ein Abkommen einigen. Damit könnte auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr geraten.

Arbeitserlaubnis wäre nötig
Derzeit kann jeder Fußballer aus einem EU-Land uneingeschränkt für jeden Premier-League-Klub spielen. Für die Verpflichtung von Spielern, die aus Ländern außerhalb der Europäischen Union stammen, gelten hingegen strenge Auflagen. Für eine Arbeitserlaubnis braucht der Spieler die Zustimmung des nationalen Fußballverbandes (FA). Voraussetzung für diese Arbeitserlaubnis ist, dass der Profi - vereinfacht gesagt - ein etablierter Nationalspieler ist. Die FA orientiert sich bezüglich der Einsatzzeiten an der FIFA-Rangliste der Nationalteams. Von einem Profi Venezuelas, das Platz 29 belegt, werden mehr Einsätze verlangt als von einem Spieler Brasiliens, das derzeit Dritter der FIFA-Weltrangliste ist.

Drohender Schaden
Dieselben Regeln könnten in Zukunft für alle nicht-britischen Profis gelten - sehr zum Missfallen der Liga. Schon im vergangenen Jahr forderten die Klubbesitzer der Premier League nach einem gemeinsamen Treffen die britische Regierung auf, den Fußballwettbewerb vor drohendem Schaden zu bewahren. Es müsse nach dem Brexit Ausnahmen geben, damit Spitzenfußballer auch in Zukunft nach England wechseln.

Keine Ausnahmen
„Es muss eine vernünftige Basis geben, auf der Weltklasse-Spieler in die Premier League kommen, aber nicht Legionäre, die junge englische Talente verdrängen“, sagte FA-Präsident Greg Clarke im vergangenen Jahr. Clarke hofft, dass die englische Nationalmannschaft profitiert, wenn langfristig weniger mittelmäßige Spieler nach England kommen. An Ausnahmen scheint er wenig Interesse zu haben.

Kleine Klubs betroffen
Finanziell schwächer gestellte Vereine wie etwa Huddersfield müssten sich umstellen. Den „Terriers“ war 2017 mit mehreren früheren deutschen Zweitliga-Profis der Aufstieg und im ersten Jahr Premier League der Klassenerhalt gelungen. Dass Kicker wie Christopher Schindler oder Chris Löwe nach den in Zukunft drohenden Regelungen eine Arbeitserlaubnis bekommen hätten, darf bezweifelt werden.

Keine Talente
Dasselbe gilt für einige der Spieler, die 2016 mit Leicester City die Meisterschaft feierten, darunter der französische Weltmeister und heutige Chelsea-Profi Ngolo Kante oder der zu Manchester City gewechselte Riyad Mahrez. „Das Ende der Bewegungsfreiheit macht es sehr viel schwieriger, talentierte Spieler zu holen“, fürchtet Burnley-Präsident Mike Garlick. „Es droht, die wachsende Ungleichheit in unserer höchsten Spielklasse noch zu verschlimmern.“

Euro statt Pfund
Laut Garlick sei es aufgrund der Verluste des britischen Pfunds gegenüber dem Euro, hervorgerufen durch die Brexit-Unsicherheit, schon jetzt schwerer geworden, Spieler zu verpflichten. Nach einem Bericht der Zeitung „Manchester Evening News“ sollen Manchester-United-Profis sogar gefordert haben, ihr Gehalt in Euro statt in Pfund zu bekommen. Das Blatt spekuliert, die Personalkosten bei ManUnited müssten seit dem Brexit-Votum gestiegen sein.

Neues Referendum
Liverpool-Trainer Jürgen Klopp hatte im Frühjahr im „Guardian“ seine Hoffnung auf ein zweites Brexit-Referendum geäußert. „Lasst und das noch mal durchdenken“, sagte er. Ähnlich klang das jetzt bei Pochettino. „Wenn die Politiker merken, dass es hart und schlecht für England wird, warum drehen wir nicht um?“, sagte der Argentinier. „Ansonsten ist es so, als würde man nicht bremsen, obwohl man kurz davor ist, einen Autounfall zu verursachen.“

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(Bild: KMM)



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