Debatte entfacht

Dicker Passagier beschäftigt US-Flugsicherheit

Ausland
07.12.2009 09:41
Ein übergewichtiger Mann, gequetscht auf einen Gangplatz in einem Flugzeug der American Airlines, hat in den USA eine neue Diskussion um die Sicherheit in der Luftfahrt entfacht. Ein Foto der Szene, von einer Stewardess im Internet veröffentlicht, landete bei der US-Flugbehörde Federal Aviation Administration, die nun einheitliche Regeln aufstellen könnte, wie Airlines mit Passagier-Schwergewichten umzugehen haben.

Der Blogger Kieran Daly postete das Foto im November auf seiner Website "FlightGlobal". Eine Stewardess habe ihm das Bild zugeschickt, mit der Bitte es zu veröffentlichen. Laut den Angaben der American-Mitarbeiterin hatte der Mann einen Gangplatz gebucht, wo er aber unweigerlich den Fluchtweg blockierte. 

Man habe schlussendlich seinen Sitznachbarn auf einen späteren Flug umbuchen müssen und zwei weitere Passagiere auf die letzten freien Plätze der Maschine versetzt, damit der übergewichtige Fluggast eine Reihe für sich alleine hatte und die Sicherheit der anderen Passagiere nicht gefährdete.

Mit Verlängerungsgurt angeschnallt
Es sei unverständlich, warum das Bodenpersonal den Mann mit nur einem Ticket an Bord gelassen habe, meinte die Flugbegleiterin. Zugleich gestand sie aber auch ein, dass es keine Vorschriften für den Umgang mit übergroßen Passagieren gebe. In einem Notfall wäre der Mann aber ein Sicherheitsrisiko gewesen, hieß es.

Ein American-Airlines-Sprecher meinte gegenüber der "New York Post", es seien während des betreffenden Fluges keine Sicherheits-Vorschriften verletzt worden. Man habe ja reagiert, der Mann wurde mithilfe eines Verlängerungsgurtes über drei Sitze hinweg angeschnallt. Ob er der Mann nachträglich für die zusätzlichen Plätze bezahlen musste, ist nicht bekannt. 

Laut der "Post" bekommt die FAA regelmäßig Beschwerden von Piloten und Flugbegleiterinnen über dicke Menschen als Sicherheitsrisiko. Zuletzt habe es einen Fall gegeben, wo sich ein Pilot weigerte, mit einem 300-Kilo-Passagier, der drei Plätze neben dem Notausgang reserviert hatte, zu starten. Die FAA überlege nun, zusammen mit Experten einheitliche Vorschriften für die Beförderung übergewichtiger Personen zu erstellen, hieß es.

Fettleibigkeit ist wachsendes Problem in den USA
Die Vereinigten Staaten führen seit Jahren die weltweiten Körpergewichts-Statistiken an. Zwei Drittel aller Erwachsenen und fast ein Drittel der Kinder in den USA sind einer Studie vom Juli 2009 zufolge übergewichtig. Als besonders alarmierend werteten die Experten damals nicht nur die Zunahme allgemeinen Übergewichts, sondern vor allem den starken Anstieg krankhafter Fettleibigkeit, genannt Adipositas. In 31 der 50 Bundesstaaten liege der Anteil der Fettleibigen an der Gesamtbevölkerung bei mehr als 25 Prozent, in vier Staaten - vor allem im Süden - übersteige er gar 30 Prozent. 

Die Studienautoren warnten vor den volkswirtschaftlichen Kosten der "Fettepidemie". Sollte der Trend anhalten, würden die Folgekosten von übergewichtsbedingten Krankheiten sich jedes Jahrzehnt verdoppeln und 2030 bei 956 Milliarden Dollar liegen.

AUA: "Das wär bei uns nicht möglich"
Bei den Austrian Airlines trifft man auf vergleichbare Fälle nur "ganz, ganz selten", wie AUA-Sprecher Michael Braun auf krone.at-Anfrage am Montag berichtete. Dass jemand, der augenscheinlich auf einen Sitz nicht hinpasst, dort überhaupt Platz nehmen kann, "das wär bei uns nicht möglich". In der Regel würden sich Passagiere, die wissen, dass sie mehr als einen Sitzplatz brauchen, ohnehin bei der Buchung melden. "Wir stellen dann einen Zusatzsitz bereit, der Passagier muss dafür nur das Beförderungsentgelt (keine Flughafentaxe etc., Anm.) bezahlen", so Braun. In der Business-Klasse stelle sich das Problem bei den meisten Flugzeugtypen ohnehin nicht, weil dort der mittlere Sitz prinzipiell freigehalten werde. 

Deizidierte Vorschriften für den Umgang mit übergewichtigen Passagieren abseits der generellen Sicherheitsregeln gibt es bei der österreichischen Flugline, die seit September im Besitz der Lufthansa ist, aber nicht. "Wir versuchen in solchen Fällen kurzfristig kulante Lösungen herbeizuführen", so AUA-Sprecher Braun.

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