Welche Rolle spielte René Benkos Ehefrau Nathalie rund um die Pleite ihres Mannes? Warum ließ sie einen Tresor anschaffen und bei Verwandten aufstellen? Die „Krone“ kennt den Abschlussbericht der Soko Signa.
In der Causa Benko geht es Schlag auf Schlag. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) hat dem Justizministerium kürzlich einen ersten Vorhabensbericht zu einer Teil-Anklage übermittelt. Dabei soll es laut Justiz-Kennern um den Vorwurf der schweren betrügerischen Krida gehen. Konkret: um Vermögensgegenstände im Millionenwert, die Signa-Gründer René Benko rund um seinen Konkurs als Einzelunternehmer dem Zugriff der vielen Gläubiger entzogen haben soll. Benko bestreitet die Vorwürfe vehement; für ihn und mögliche Mittäter gilt die Unschuldsvermutung.
Der Tresor im Bunkerraum
Eine nicht unwesentliche Rolle beim Verstecken von teuren Uhren und anderen Wertgegenständen, die René Benko gehört haben sollen, schreiben die Ermittler der Soko Signa Benkos Ehefrau Nathalie zu. Diese soll rund um die Pleite ihres Mannes im März 2024 einen Tresor anschaffen lassen haben, der in einem Bunkerraum bei ihren Verwandten im Tiroler Dorf Pfunds aufgestellt wurde. Dort fanden die Fahnder im Zuge der Hausdurchsuchungen bekanntlich eine beachtliche Anzahl hochpreisiger Herrenarmbanduhren, die sie René Benko zurechnen. Dazu noch: 120.000 Euro an Bargeld sowie wertvolle Manschettenknöpfe.
René Benko erklärte in Einvernahmen, er habe von der Anschaffung des Tresors erst später erfahren. Und: er versuchte den Umstand, dass in dem Safe seiner Frau teure Herrenuhren und Manschettenknöpfe gebunkert waren, damit zu erklären, dass er am Weihnachtsabend 2021 seinen beiden Söhnen die Manschettenknöpfe und Luxus-Zeitmesser geschenkt habe. Die exklusiven Wertgegenstände gehörten also schon seit Jahren nicht mehr ihm.
Die Weihnachtsgeschichte
Die Kriminalisten glauben Benkos Weihnachtsgeschichte allerdings nicht und vermuten, dass die teuren Preziosen dem Pleitier selbst gehören, der sie im Tresor seiner Frau verstecken wollte, damit sein Masseverwalter auf diese keinen Zugriff erhält. Würde das stimmen, wäre dies betrügerische Krida, und Benko würden im Falle einer Verurteilung für all die im Raum stehenden Vorwürfe bis zu zehn Jahre Haft drohen.
Noch schlimmer: Die Kriminalisten werfen Nathalie Benko laut Recherchen von „Krone“ und „News“ die Mitwirkung an René Benkos angeblicher betrügerischer Krida vor. Im Wesentlichen offenbar aus zwei Gründen: Zum einen hat Benkos Frau den Tresor anschaffen lassen und ihn befüllt. Zum anderen hat ihre Anwältin nach der Beschlagnahme der Wertgegenstände und des Bargelds im Jänner 2025 einen Antrag auf Herausgabe gestellt. Ihre Mandantin wolle – so schreibt Nathalie Benkos Anwältin – die in dem Tresor sichergestellten Herrenarmbanduhren und Manschettenknöpfe für ihre minderjährigen Söhne aufbewahren. Pikanterweise werden in diesem Antrag die Angaben René Benkos, er habe die Wertsachen seinen Söhnen zu Weihnachten 2021 geschenkt, bestätigt.
Der Blick in die Familienalben
Frau Benkos Pech: Die Ermittler der Soko Signa haben die Familienalben der Benkos durchgearbeitet und minutiös Fotos zusammengetragen, welche nach Ansicht der Kriminalisten eindeutig die Benko-Geschichte widerlegen sollen, wonach die teuren Herrenuhren am 24. Dezember 2021 an junge Familienmitglieder verschenkt worden wären. Mit dem polizeilichen Abschlussbericht zu diesem Verfahrensstrang werden von den Ermittlern an die Staatsanwaltschaft Fotos übermittelt. Auf diesen Bildern ist René Benko selbst unter anderem am 25. Dezember 2021, aber auch in den Jahren danach mit seiner angeblich am Heiligen Abend 2021 verschenkten Lieblingsuhr, einer goldenen Patek Philippe Nautilus, zu sehen.
Neuer Anwalt, neue Version
Laut Justiz-Insidern läuft Benkos Ehefrau nun Gefahr, als mögliche Mittäterin in diesem Faktum in absehbarer Zeit angeklagt zu werden und vor Gericht erscheinen zu müssen. Was sagt Nathalie Benko dazu? Sie bestreitet die Vorwürfe. Und tischt der Polizei neuerdings eine ganz andere Geschichte auf:
Ihre Anwältin habe ohne ihr Wissen die Herausgabe des Männer-Schmucks – also der Herrenuhren und der dazugehörigen Manschettenknöpfe – gefordert. Und: Ihre Anwältin habe auch ohne ihr Wissen René Benkos Weihnachts-Uhren-Geschichte bestätigt. Nathalie Benko hat diese Version durch einen neuen Rechtsvertreter vorgebracht; übrigens ihr dritter Anwalt seit Jänner 2025.
Es bleibt spannend, ob die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ausreichenden Tatverdacht sieht, um Frau Benko gemeinsam mit ihrem Mann auf eine Anklagebank zu setzen. Die Ermittler haben übrigens auch versucht, den Chatverlauf zwischen René und Nathalie Benko rund um die Aufstellung des geheimen Tresors in Pfunds auszuwerten. Das Ergebnis: Auf René Benkos Mobiltelefon startet die schriftliche Kommunikation mit seiner Ehefrau erst wieder am 12. März 2024, just am Tag nachdem der Tresor aufgestellt worden war. Im Abschlussbericht der Kriminalisten heißt es: „Ob der WhatsApp-Verlauf mit Nathalie Benko vor dem 12.03.2024 durch René Benko (bewusst) gelöscht wurde, kann nicht bestimmt werden.“
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