Wenig Scheu

Wanderer begegneten Wolf: „Er sah uns lange an“

Steiermark
30.05.2018 06:35

Zwei Wanderer, denen ein Wolf nah kommt, Schafsrisse in Leutschach und Wald am Schoberpass: Immer öfter nähert sich der Wolf in der Steiermark bewohntem Gebiet, viele Landwirte plagen Zukunftssorgen. Ein Politiker geht in die Offensive: ÖVP-Landesrat Hans Seitinger will einen Abschuss ermöglichen.

Es war der 8. Mai um 8.44 Uhr - Bernhard Lanner hat die Daten noch genau parat. Gemeinsam mit einem zweiten Wanderer genoss der 23-jährige Student aus Kammern am obersteirischen Reiting gerade bei einer Rast die herrliche Aussicht und das prächtige Wetter, als sich plötzlich ein Wolf näherte. „Er war etwa 25 Meter von uns entfernt und hat uns lange angeschaut. Als ich in meinem Rucksack kramte, entfernte er sich etwas“, erzählt Lanner. „Wir gingen dann talwärts, da hat er uns von oben beobachtet.“

Ob es dasselbe Exemplar war, das in den vergangenen Tagen zweimal bei einem Bauern in Wald am Schoberpass zuschlug und insgesamt vier Schafe riss, ist unklar. Tatsache ist: Der Wolf wird in der Steiermark wieder heimisch.

Hegemeister Herbert Kroiss war bei der ersten Attacke am Sonntag in Wald einer der ersten vor Ort: „Es spricht einfach alles für einen Wolf. Auch, weil das tote Schaf in der Nacht darauf weggetragen wurde. Das schafft kein Fuchs.“

„Keine scheuen Tiere mehr“
Dass sich der Wolf zweimal beim selben Landwirt bediente, überrascht Kroiss nicht: „Warum soll ein Raubtier woanders jagen, wenn es dort die Tiere reihenweise am Silbertablett gibt? Weit mehr überrascht es mich, dass er nun auch schon tagsüber auftaucht. Da kann man nicht mehr von einem scheuen Wildtier sprechen.“

In Leutschach nah an Wohnhaus
Auch im südsteirischen Leutschach, wo ein Wolf am 24. April gleich 15 Schafe riss, geht die Angst um: „Das Tier muss extrem nah am Wohnhaus unserer Nachbarn vorbeigegangen sein, um zu unseren Schafen zu gelangen. Da bekommt man schon ein ungutes Gefühl“, sagt die betroffene Halterin Judith Lieschnegg-Lichtenegger.

Politik ringt um Linie
Doch was tun? Für den steirischen Agrarlandesrat Hans Seitinger (ÖVP) ist klar: „Ich bin nicht für die Ausrottung des Wolfes. Wenn ein Wolf aber direkt zu einem Haus geht, kann man nicht mehr zuschauen“, spricht er sich für einen Abschuss aus. „Wir sollten nicht warten, bis etwas wirklich Schlimmes passiert. Man muss der Gefahr ins Auge blicken, man darf nicht beschwichtigen.“

Zuständig wäre das Büro von SPÖ-Naturschutzlandesrat Anton Lang. Dort gibt man sich zurückhaltend, will die Situation „genau beobachten“. Immerhin steht der Wolf unter strengem Artenschutz.

FPÖ will großen Gipfel
Die FPÖ fordert einen Gipfel mit Bauern, Jägern und Politikern. „Im Zug einer solchen Veranstaltung könnten auch die offenkundigen Schwierigkeiten mit der steigenden Population von Bär, Fischotter und Biber erörtert werden“, meint FPÖ-Landtagsabgeordneter Gerald Deutschmann.

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