Nach Krankheit

Leichter zurück in den Job

Gesund
26.03.2018 06:00

Viele, die körperlich oder seelisch bedingt länger zu Hause bleiben mussten oder von einem chronischem Leiden betroffen sind, wollen viele wieder arbeiten. Möglich ist das, wenn von allen Beteiligten Kompromisse gemacht werden. 

Ob Autounfall, Bandscheibenoperation, ein bösartiger Tumor oder Burn-out – mit solchen und ähnlichen Krankheiten bleibt einem Patienten meist eine gewisse Auszeit nicht erspart, um vollständig zu genesen. Die Statistik gibt dazu an: Ab dem Alter von 40 Jahren erhöht sich die durchschnittliche Zahl an Krankenstandstagen pro Angestelltem stark. Laut Experten werden diese Fehlzeiten aufgrund steigender Lebenserwartung und längerer Berufstätigkeit in Zukunft sogar stetig zunehmen. Die häufigsten Gründe dafür stellen heute seelische Störungen, Muskel- und Skelettkrankheiten sowie Krebsleiden dar.

Um dafür gerüstet zu sein, ist es wichtig, schon jetzt auszuloten, wie die Vereinbarkeit von Krankheit und körperlichen Einschränkungen mit dem Arbeitsleben aussehen könnte. Für Betriebe und deren Arbeitnehmer stellt sich natürlich dieselbe Frage: Wie fällt der Einstieg leichter? Seit vergangenem Jahr präsentiert sich als gute Möglichkeit die Wiedereingliederungsteilzeit, die mittlerweile auch vermehrt genutzt wird, vor allem von Krebspatienten. „Wer einen Krankenstand von mindestens sechs Wochen hinter sich hat, kann mit dem Arbeitgeber vereinbaren, erst einmal mit 12 Stunden Arbeit pro Woche zu beginnen“, erklärt Arbeits- und Gesundheitspsychologin Mag. Barbara Haider-Novak, fit2work-Personenberatung. „Grundsätzlich geht es zunächst darum, abzuklären, ob die bisher ausgeübte Tätigkeit noch möglich ist – dann wäre Wiedereingliederungsteilzeit angezeigt. Sollte sich aber herausstellen, dass eine Veränderung erfolgen muss, werden andere Optionen erarbeitet.“

Aufgaben an die Möglichkeiten anpassen (Bild: ArTo/stock.adobe.com)
Aufgaben an die Möglichkeiten anpassen

Viele Firmen wollen ihre langjährigen geschätzten Mitarbeiter gerne behalten und sind auch bereit, Kompromisse einzugehen. So wie bei dem Fall einer Patientin mit der Darmerkrankung Morbus Crohn. Die Frau konnte nicht mehr im Verkauf tätig sein, weil ihr Leiden sie zu oft auf die Toilette zwang. Mit einer geringen Aufschulung erhielt sie deshalb einen Schreibtischposten im Verwaltungsbereich. Hier konnte sie sich die Arbeitszeit freier einteilen. „Es geht nicht darum, ,Schon-Arbeitsplätze‘ zu kreieren“, gibt Mag. Haider-Novak zu bedenken. „Die Betroffenen wollen und sollen durchaus 100 Prozent Leistung erbringen, aber eben mit Tätigkeiten, die noch machbar sind. Am besten natürlich, sie bleiben im selben Betrieb.“ Um ihre persönlichen Möglichkeiten auszuloten, können sich Interessierte an die kostenfreie Beratungsstelle „fit2work“ wenden.

Was sie bei einem Wiedereinstieg beachten sollten
Medizinerin und Psychotherapeutin Dr. Irene Kloimüller MBA, Programmleiterin der fit2work-Betriebsberatung gibt Tipps für Betroffene, Kollegen und Vorgesetzte, wie es mit der Rückkehr in den Beruf besser klappt.

  • Wichtig ist ein klares und gut realisierbares Konzept der Eingliederung mit genauer Definition der möglichen Aufgaben. Mit dem Vorgesetzten wird das betriebliche Vorgehen geplant und gut abgestimmt. 
  • Fixe Unterbrechungen durch Therapien wie z. B. Physiotherapie, Psychotherapie etc. müssen bereits zu Beginn eingeplant werden. 
  • Das gesamte Team miteinbeziehen, um soziale Unterstützung und Verständnis zu schaffen. 
  • Seien Sie flexibel mit der Zeiteinteilung, sei es bei der Pausengestaltung oder dem Beginn der Arbeitszeit. Der Wiedereinsteiger benötigt zu Beginn möglichst viel Spielraum. 
  • Keine Mehr- oder Überstunden machen oder fordern, Ruhezeiten streng einhalten! 
  • Zu Beginn der Wiedereingliederung sollte am Ende jeden Tages eine kurze Reflexion erfolgen: Was geht schon gut, was nicht? Das Gespräch wird entweder mit dem Vorgesetzten, Eingliederungsbeauftragten oder Arbeitsmediziner geführt. 
  • Verfolgen Sie eine „Politik der kleinen Schritte“: Jeden Tag für sich bewältigen. Mit der Zeit wächst das Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit wieder an. 
  • Betroffene setzen sich oft selber unter Druck und überfordern sich. Sprechen Sie diese darauf an, wenn so ein Verhalten auffällt. „Nicht über die Person reden, sondern mit ihr!“ sollte das Motto für die gesamte Kollegenschaft lauten.

Eva Greil-Schähs, Kronen Zeitung

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