Werk als Schweigegeld

Sekretärin versteckte Klimt-Zeichnung im Schrank!

Österreich
13.02.2018 13:47

Eines jener verschwundenen Bilder, um die die Stadt Linz seit Jahren mit den Erben einer Leihgeberin prozessiert, ist nun aufgetaucht - und war an wahrlich ungewöhnlicher Stelle gehortet worden. Eine Sektretärin hatte das Werk, das sie widerrechtlich besessen hatte, jahrelang im Schrank versteckt. Im Dezember 2017 starb die Frau und verfügte, dass die Zeichnung "Zwei Liegende" der Stadt zurückgegeben werden soll. Erhalten hatte die Frau das Werk als "Schweigegeld" von ihrem damaligen Chef. Es hat einen Wert von 66.000 Euro.

Klaus Luger (SPÖ), Bürgermeister der Stadt Linz, bezeichnete den Fall im Rahmen einer Pressekonferenz am Dienstag wie einen "Krimi" und berichtete, dass die wiederaufgetauchte Zeichnung ab Freitag in der Ausstellung "1918 - Klimt.Moser.Schiele Gesammelte Schönheiten" im Kunstmuseum Lentos zu sehen sein und den Erben gegen Rückzahlung des Schadenersatzbetrages zurückgegeben werde. Ein hauseigener Experte hatte die Echheit bestätigt, erklärte dazu auch Kulturdirektor Julius Stieber.

Werke nicht mehr auffindbar
1951 hatte die Eigentümerin Olga Jäger die Zeichnung "Zwei Liegende" von Gustav Klimt sowie drei Bilder ("Junger Mann", "Tote Stadt", "Paar") von Egon Schiele an die Neue Galerie der Stadt Linz - heute Lentos - verliehen. Als die Erben 2006 den Leihschein aus dem Nachlass einlösen wollten, waren die Werke plötzlich nicht mehr auffindbar.

Daher klagten sie die Stadt auf Schadenersatz - zugleich der Beginn eines Rechtsstreits durch alle Instanzen. 2011 sprach der OGH den Nachkommen für die Schiele-Zeichnung "Paar" 100.000 Euro zu, im Vorjahr für die Klimt-Zeichnung "Zwei Liegende" sowie Schieles Aquarell "Junger Mann" und dessen Ölgemälde "Tote Stadt" insgesamt 8,21 Millionen Euro plus Zinsen.

Greift Verjährungsklausel, bekommt Stadt Geld zurück
Doch die Stadt begehrte Wiederaufnahme, da ein Schriftstück aufgetaucht war, wonach die Mutter der Erben bereits 1990 die Herausgabe der Bilder verlangt hatte. Somit sei der Schadenersatzanspruch längst verjährt gewesen, führte der Rechtsvertreter der Stadt, Bruno Binder, an. Am Freitag beginnt der neuerliche Prozess im Landesgericht Linz. Sollte die Verjährungsklausel greifen, bekommt die Stadt ihr Geld zurück.

Vor dem Hintergrund des nun aufgetauchten Werkes hat auch die Staatsanwaltschaft Linz die Polizei wieder mit Ermittlungen beauftragt. "Wer auch immer noch ein verschwundenes Bild hat, wird sich spätestens jetzt die Frage gefallen lassen müssen, ob er ein Hehler ist - ansonsten soll er so vernünftig sein, den rechtmäßigen Erwerb darzulegen", sagte Behördensprecher Philip Christl.

Chef bezahlte Sekretärin mit Werk für ihr Schweigen
Die Sekretärin war in der Vergangenheit wohl zu den verschwundenen Werken befragt worden, habe aber angegeben, von nichts zu wissen, hieß es. Anders liest sich jedoch ihre letztwillige Verfügung: Darin erklärte sie, bemerkt zu haben, dass drei Leihgaben in der Neuen Galerie nicht entsprechend dokumentiert waren. Sie habe ihren damaligen Chef Walter Kasten darüber unterrichtet. Dieser habe daraufhin ihr Schweigen verlangt und ihr im Gegenzug die Klimt-Zeichnung geschenkt. Als sie von den Nachforschungen erfuhr, versteckte sie das Werk im Schrank.

Aber wer ist nun der rechtmäßige Eigentümer der "Zwei Liegenden"? "Wir haben schon bezahlt, wir glauben, wir sind es", so Binder. Die Erben könnten die Zeichnung gegen Rückzahlung des Schadenersatzbetrags bekommen. "Leider ist es das günstigste der verschollenen Werke", merkte Binder an.

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