Sensations-Comeback

Iraschko-Stolz ist immer für eine Überraschung gut

Sport
08.02.2018 08:20

Eigentlich ist sie froh, dass sie wieder schmerzfrei Stiegen steigen kann. Nach zwei Operationen am rechten Knie innerhalb von sechs Monaten war es für Daniela Iraschko-Stolz eng geworden mit ihrer zweiten Olympia-Teilnahme. Doch die 34-jährige Steirerin mit Wohnsitz Innsbruck hat den Turnaround rechtzeitig geschafft und sogar sensationell in Ljubno bei ihrem Weltcup-Comeback gewonnen.

"Ich freue mich schon, dass sich das heuer noch ausgegangen ist. Das war schon ein bisserl ein blöder Sommer und auch die Vorzeichen vor Winterbeginn waren mit noch einer OP nicht so gut", gestand Iraschko-Stolz. Sie hat aber alles darauf ausgerichtet, dass sie nach Olympia-Silber 2014 in Sotschi noch einmal im Zeichen der Fünf Ringe antreten kann. "Ich denke, dass ich mich nicht verstecken muss und schon für eine Überraschung sorgen kann."

Das sagte sie noch kurz vor ihrem insgesamt 13. Weltcupsieg. An der Ausgangslage änderte sich für die Ex-Weltmeisterin aber nichts. "Eine Medaille ist natürlich möglich, aber es ist nicht unbedingt ein Ziel und ich erwarte es mir nicht. Aber wenn ich nicht um die Medaillen mitspringen könnte, dann würde ich nicht zu den Spielen fahren, das ist nicht meine Art und nicht meine Einstellung." Ihr eigentliches Hauptaugenmerk liegt auf der kommenden Saison. Ihrer letzten mit dem Höhepunkt Heim-WM 2019 in Seefeld.

"So will ich nicht aufhören"
Zwischendurch, da wurde ihr in den rund elf Monaten Wettkampf-Pause schon das Karriere-Ende nahegelegt. "Ich wollte es selbst nie hören. Alle haben gesagt, überleg einmal, aber das ist da rein und da raus gegangen, das war der Schutzmechanismus", erzählte Iraschko-Stolz. Sie möchte selbst entscheiden, wann sie die Skisprung-Latten ins Eck stellt. "Ich habe immer gewusst, so will ich nicht aufhören." Die Bewegung, die Arbeit an sich selbst und der Spitzensport macht ihr eben immer noch Spaß, meint sie. "So lange das so ist, ist das eh der perfekte Beruf."

Ein Beruf, in dem man auch im fortgeschrittenen Alter noch dazulernen kann. "Ich bin technisch auf so viele Dinge draufgekommen, was mir hilft, damit ich wieder ganz vorne mitspringen kann." Konkret geht es u.a. um die Anfahrtsposition. "Knie zurück in der Hocke und besser aufs System schauen." Zudem habe sie auch den Keil im Schuh etwas verändert, um etwas niedriger zu stehen. "Ich habe mit einer gelöschten Festplatte anfangen können nach einem Jahr Pause." Wenn sie nun verletzungsfrei bleibt, dann könne es in der kommenden Saison "ganz anders" ausschauen.

"Team-Omi"
Die "Team-Omi", wie sie von ihren Teamkolleginnen und auch Cheftrainer Andreas Felder genannt wird, hat aber schon in Ljubno die Konkurrenz alt aussehen lassen. "Ja, ja, das hat der Andy (Felder) eingeführt, aber die 'Omi' ist zum Teil besser beieinander als die Jungen, da müssen sie einmal nachdenken", meinte Iraschko-Stolz schmunzelnd.

Auch sonst hat sie an sich gearbeitet. "Ich habe mir gedacht, ich nehme ein bisschen ab und springe mit kürzeren Ski. Das ist momentan wieder recht in und ich tue mir da nicht so schwer." Die Tendenz zu weniger Gewicht sei ja offensichtlich: "Man braucht nur bei den Herren schauen." Also ernährt sie sich bewusster, auf Süßes verzichtet die Mixed-Vize-Weltmeisterin von Lahti 2017 aber nicht. "Das Mittagessen ist mir wurscht, aber aufs Naschen mag ich nicht verzichten."

Kochen kann sie nun nach dem Umzug nach Innsbruck-Hötting ("Das Beverly Hills von Innsbruck") in einer wesentlich größeren Wohnung auch in einer "feschen Küche". So gut gelaunt sie nun wieder ist, noch im Sommer war Iraschko-Stolz etwas "down" gewesen: "Wenn alles, was dir lieb ist, nicht mehr da ist...", sagte die Skispringerin und meinte damit auch den nach wie vor für sie verbotenen Zweit-Sport Fußball.

"Riesenerfolg, dass ich wieder Stiegen steigen kann"
"Von März bis Dezember war das sicher der härteste Kampf: Sich zu überwinden, wenn nichts mehr geht. Das ist sicher härter, als durch die Welt zu reisen und skizuspringen", erinnert sich die seit 2013 verpartnerte Iraschko-Stolz. Das Anti-Homo-Gesetz in Russland hatte vor vier Jahren auch bei den Olympischen Spielen in Sotschi für viele Schlagzeilen gesorgt, Iraschko-Stolz wurde nach ihrem Silbergewinn sogar zu einem Interview bei CNN eingeladen. "In Österreich war das eigentlich kaum Thema. Wenn du selbst ein recht offener Mensch bist und den Menschen akzeptierst, wie er ist, dann hat mit dir keiner ein Problem und umgekehrt auch nicht", lautet ihr Standpunkt dazu.

Und nun liegt ihr Fokus ohnehin auf Pyeongchang. "Du brauchst am Tag X das bisserl Glück und zwei perfekte Sprünge, aber ich habe die Medaille schon in der Tasche", sagt Iraschko-Stolz und erinnert nochmals: "Für mich ist es ein Riesenerfolg, dass ich wieder Stiegen steigen kann."

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(Bild: KMM)



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