Comeback geplatzt

Schumi schließt spätere Rückkehr nicht aus

Sport
12.08.2009 15:18
Michael Schumacher hat sich am Mittwoch in Genf sichtlich geknickt der Presse gestellt, um offene Fragen zum geplatzten Comeback im Ferrari-Cockpit zu beantworten. Schumi zeigte sich zutiefst enttäuscht, dass er die Rückkehr in den Formel-1-Zirkus wegen seiner Nackenschmerzen doch noch platzen lassen musste, wollte aber nicht ausschließen, vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt ein Comeback zu wagen: "Spekulationen sind in diesem Geschäft normal. Rein medizinisch gibt es keine Gründe, nicht mehr zu fahren." Kurioses Detail am Rande: Beim Mikro-Check vor der 77-minütigen Pressekonferenz wurde der Beatles-Song "Let It Be" gespielt...

Die Schmerzen Schumachers resultieren aus einem Motorradunfall am 11. Februar im spanischen Cartagena, nach dem Schumacher laut "Bild"-Zeitung sogar in Lebensgefahr schwebte. Damals hatte er sich die Schädelbasis, den siebenten Halswirbel und eine Rippe gebrochen. Zudem wurde eine Arterie verletzt. Die Mediziner an der Rennstrecke diagnostizierten damals lediglich einige Prellungen und schickten den Kerpener wieder heim.

Mehr zum gescheiterten Comeback findest du in der Infobox!

Erstmals sprach Schumacher öffentlich über den schweren Sturz in Cartagena. "Ich habe bei dem Motorradunfall nichts mitbekommen. Ich weiß nur, dass ich wachgeworden bin und meine Probleme hatte", sagte Schumacher und fügte hinzu: "Ich weiß nicht, ob man sagen kann, dass sie lebensbedrohlich waren." Sein Arzt, Dr. Johannes Peil (link im Bild), gab zu: "Wir haben uns damals große Sorgen gemacht."

Mediziner optimistisch
"Die Entscheidung, ob dann eine weiterer Versuch zum Fahren in der Formel 1 unternommen wird, liegt allein bei Michael. Wenn die Behandlungserfolge so weitergehen, dass auch die letzte Sache noch ausheilt, ist aus ärztlicher Sicht nicht auszuschließen, dass er wieder in einem Formel-1-Auto fahren kann", sagte Dr. Peil. Das dürfte sich vor allem Ferrari-Präsident di Montezemolo, der Schumacher von seinem eigentlichen Nein abgehalten hatte, sicher wünschen. "Wenn alles gut gelaufen wäre, hätte ich Michael auch gerne für 2010 in einem dritten Auto bei Ferrari gehabt", sagte der Italiener.

"Ich lebe in dem Glauben an das Schicksal. Vielleicht war es mein Schicksal, diesen Unfall zu haben", so Schumacher weiter. Tatsächlich hat der 40-Jährige bis auf einen Unterschenkelbruch (Silverstone 1999) keine nennenswerten Verletzungen erlitten.

Lauda nimmt Schumacher in Schutz ...
Ex-Weltmeister Niki Lauda nahm den Deutschen gegen Vorwürfe in Schutz, dass es sich bei der Comeback-Ankündigung nur um einen PR-Gag gehandelt habe und Schumi schon viel früher hätte wissen müssen, dass er niemals wieder Rennen fahren könne: "Ich bin mir sicher, dass er alles versucht hat, um medizinisch fit an den Start zu gehen. Es steht für mich fest, dass er sich jetzt nicht wohlfühlt, weil er alles machen wollte, um zu fahren."

... und zieht über Badoer her
Anstelle von Schumacher wird nun der Italiener Luca Badoer für Ferrari an den Formel-1-Start gehen. Der 38-jährige Badoer hat zwischen 1993 und 1999 49 F1-Rennen bestritten, dabei jedoch keinen einzigen Punkt erobert. Lauda kommentiert das folgendermaßen: "Für Ferrari ist das die größte Katastrophe, weil es gibt ja keinen Fahrermarkt. Statt dem Badoer könnte ich auch fahren und ich würde nur hintennach fahren. Der ist seit zehn Jahren keinen Grand Prix mehr gefahren und ist einfach nicht gut genug", erklärte Lauda am Mittwoch.

Schumacher selbst will Badoer mit Rat und Tat zur Seite stehen. "Er hat mich noch an dem Abend angerufen, Minuten nachdem Teamchef Stefano Domenicali mir die Entscheidung mitgeteilt hat. Er sagte mir, dass er bereit ist, mir Tipps zu geben und mich anfeuern wird", erklärte Badoer auf der Ferrari-Internetseite.

Schumachers Statement zum Rücktritt
Auf seiner Website schrieb Schumacher am Dienstagvormittag: "Ich habe gestern Abend Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo und Teamchef Stefano Domenicali darüber informieren müssen, dass ich nicht für Felipe einspringen kann. Ich habe absolut alles versucht, dieses Comeback auf Zeit möglich zu machen, aber zu meinem größten Bedauern klappt es nicht. Die Schmerzen im Nacken, die nach dem privaten F1-Tag in Mugello auftraten, haben wir leider nicht in den Griff bekommen - auch wenn wir alles versucht haben, was medizinisch und therapeutisch machbar ist.

Die Verletzungsfolgen vom Motorrad-Unfall im Februar, als ich mir Brüche im Bereich Kopf und Hals zugezogen habe, sind leider noch immer zu schwer. Daher kann mein Nacken den extremen Belastungen der Formel 1 nicht standhalten. Das hat sich im Verlauf der Untersuchungen, die wir während der vergangenen beiden Wochen immer wieder angestellt haben, und der Abschluss-Untersuchung gestern Nachmittag deutlich gezeigt. Weil sich die Probleme im Nacken, die nach dem Tag in Mugello aufgetreten waren, nicht besserten, habe ich mich am Sonntag kurzfristig entschieden, diese eindringliche Untersuchung bereits gestern zu machen.

Ich bin zutiefst enttäuscht. Mir tut es wahnsinnig leid für die Jungs bei Ferrari und alle die Fans, die mir die Daumen gedrückt haben. Ich kann nur nochmals sagen, dass ich alles versucht habe, was in meiner Macht stand. Ich wäre gerne für Felipe eingesprungen. Jetzt bleibt mir nur, dem gesamten Team die Daumen für die nächsten Rennen zu drücken."

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(Bild: KMM)



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