Über den Wolken

Tom Clancy’s H.A.W.X.

"Hier ist Ghostrider. Die Bogeys sind einfach überall. Habe ich Feuererlaubnis?" "Hier ist Strike. Negativ, Ghostrider. Ich wiederhole: Negativ! Keine Feuererlaubnis! Verstärkung ist unterwegs. Halten sie durch!" - so oder so ähnliche Funksprüche sorgen seit den Achtzigern für Assoziationen mit Maverick, Goose, Viper oder anderen Protagonisten aus "Top Gun". Fliegen wie einst Tom Cruise und spannende Luftgefechte erleben können PC- und Konsolen-Besitzer jetzt mit "Tom Clancy's H.A.W.X.". Überbordenden Realismus darf man sich allerdings - wie beim Hollywood-Streifen auch- nicht erwarten.

Die Hintergrundgeschichte der Kampagne ist schnell erzählt. In nicht allzu ferner Zukunft vertreten private Söldnerunternehmen nicht mehr nur mit Bodentruppen die Interessen gut zahlender Nationen. Eines dieser Unternehmen ist ARES, welche über eine stattliche Luftstreitmacht verfügt. Die "H.A.W.X."-Einheit ist wiederum ein gefürchtetes Geschwader, das die Interessen der Amerikaner schlagkräftig vertritt.

Die erste Mission erfolgt auf Seiten dieser Einheit. Sofort ist klar, dass der Schwerpunkt auf rasanter Action liegt. Der eigene Vogel lässt sich simpel steuern. Die Gegner werden automatisch aufgeschaltet, so dass nur mehr der Knopf für das Feuern der Raketen gedrückt werden muss. Das Bord-MG ist ebenfalls vorhanden, aber eigentlich nur in Ausnahmefällen, die in der Testphase nicht auszumachen waren, wirklich notwendig. 

Nachdem die Einstiegsmission der Kampagne, die gleichzeitig das Tutorial darstellt, erfolgreich absolviert wurde und dabei Bodenziele, feindliche Helikopter sowie Flugzeuge aus dem Weg geräumt wurden, geht es erst richtig los. Aufgrund von Sparmaßnahmen fliegt man nämlich aus der "H.A.W.X."-Einheit und heuert deshalb einfach bei der Konkurrenz ARES an.

Im Lauf des Spiels kommen etliche zusätzliche Flugzeugtypen hinzu. Darunter sind F22, F16, F18, Eurofighter, Saab Grippen oder der britische Harrier. Insgesamt haben über 60 Kampfflugzeuge den Weg ins Spiel gefunden. Sie steuern sich alle unterschiedlich, wobei wie bereits erwähnt der Simulationscharakter nicht im Vordergrund steht, sondern arcadelastiges, kurzweiliges Flugvergnügen.

Die Missionen sind recht abwechslungsreich gestaltet, allerdings geht es primär darum, heftig darauf los zu ballern, was mit der Zeit leider recht eintönig wird. Einzig die Neugier, wie die relativ belanglose Hintergrundgeschichte weitergeht oder die Tatsache, im Vier-Spieler-Koop-Modus mit menschlichen Mitstreitern fliegen zu können, verhindert, dass das Spiel schnell beiseite gelegt wird. Der Multiplayer-Modus macht demnach auch jede Menge Spaß, da unkompliziert packende Luftduelle ausgefochten werden können.  

Atmosphärisch sorgen der hektische Funkverkehr und die auf den ersten Blick ausgezeichnete Grafik für gute Laune. Detaillierte Flugzeugmodelle, Raketenqualm und Hitzeflimmern lassen das nötige "Top Gun"-Feeling aufkommen. Geht man allerdings in den Tiefflug über, wird augenscheinlich, dass die Bodentexturen nur in einer größeren Höhe eine Augenweide sind. Zudem stehen verdächtig wenige Gebäude in der Gegend herum. 

Die Gegner-KI entspricht dem, was man von einem Arcade-Spiel erwarten kann. Die feindlichen Piloten verhalten sich weder besonders klug noch sind sie einfach nur Kanonenfutter. Simulationsprofis und Fliegerasse werden natürlich verächtlich die Nase rümpfen. Der Gelegenheitsspieler wird allerdings über diesen moderaten Schwierigkeitsgrad nicht unglücklich sein.

Fazit: "Tom Clancy’s H.A.W.X." ist ein kurzweiliges Arcade-Spiel, das über eine ansprechende, allerdings nicht überragende Optik verfügt. Die gut in Szene gesetzten Luftkämpfe sorgen anfangs für das eine oder andere begeisternde "Ah" und "Oh", gehen nach einiger Zeit jedoch in ein dezentes Gähnen über. Die Story gibt zu wenig her und auch die Missionen sind trotz der Bemühung um Abwechslung im Endeffekt recht ähnlich. Da hilft es auch nicht, dass Kommandos optional mittels Sprachsteuerung gegeben werden können. Mit mehreren menschlichen Mitspielern bereitet das Ganze jedenfalls etwas mehr Vergnügen.

Plattform: PS3 (getestet), Xbox360, PC
Publisher: Ubisoft
krone.at-Wertung: 7/10

von Harald Kaplan