Platzer sah in den mangelnden Rahmenbedingungen die Hauptgründe für seinen Rückzug aus dem Eishockey-Geschäft. "Ich hatte die Vision, Eishockey zu einem Event zu machen. Aber die Infrastruktur der Halle lässt keine Steigerung mehr zu", meinte der Club-Verantwortliche. Vor allem der Nachwuchs leide unter den mangelnden Eiszeiten, da sich der Verein die Albert-Schultz-Halle mit anderen Sportarten teilen muss.
Die langersehnte, aber von der Wiener Stadtregierung nur zögerlich in Angriff genommene Mehrzweckhalle sei für Spitzeneishockey in der Bundeshauptstadt notwendig. "Die Wiener Politik steckt ihr Geld lieber in eine Skisprungschanze. Das war für mich ein Schlag ins Gesicht", erklärte Platzer, der hinter der sportlichen Zukunft des Clubs ein Fragezeichen sah. Die Kaderplanung für kommende Saison sei zwar abgeschlossen, Verträge könnten jedoch erst verlängert werden, wenn der ebenfalls amtsmüde Präsident Hans Schmid seine persönliche Entscheidung bekanntgibt. Diese soll Ende Jänner, Anfang Februar fallen.
"Die Liga hat keine Autorität, der Verband entscheidet alles."
Auch für Liga und Verband setzte es einen verbalen Bodycheck. "Die Liga will sich nur selbst gut darstellen", erklärte der 45-Jährige, der die Capitals 2000 mitbegründet hatte. Ideen vonseiten der Wiener würden ohne darüber nachzudenken abgelehnt werden. Als Beispiel nannte Platzer eine internationale Jugend-Meisterschaft mit tschechischen und slowakischen Vereinen. Auch plädieren die Caps erfolglos für einen unbegrenzten Zugang von EU-Spielern in der Liga, da österreichische Spieler zu teuer seien.
Aus den von Sponsoren lukrierten Geldern würden zwei Drittel zu Verband bzw. Liga wandern, nur ein Drittel würde auf die Vereine aufgeteilt werden: "Die Liga hat keine Autorität, der Verband entscheidet alles." Außerdem gebe es manche Clubs, die dem Verband "näher stehen als andere". Diese würden auch gehört werden. "Ich will die Liga nicht erpressen, aber auf Missstände aufmerksam machen", erklärte Platzer abschließend. Die Liga kündigte am Sonntag in einer Presseerklärung jedenfalls an, mit den Wienern "ehestmöglich das Gespräch zu suchen".
"Nicht alle sind gleich, sondern manche sind gleicher"
Platzers bedauert Schmids Rücktritt, äußerte in einer Vereins-Aussendung aber "vollstes Verständnis" für den Schritt. Er selbst führe derzeit "noch einige Gespräche und werde auch noch weitere Termine zum Thema Zukunft der Vienna Capitals wahrnehmen". Dennoch: "Seit meinem Amtsantritt habe ich immer wieder betont, dass ich so lange als Präsident der Vienna Capitals zur Verfügung stehe, solange das Lustgefühl größer ist als jenes der Unlust. Derzeit steht es an der Kippe."
Liga als "gescheitert" betrachtet
Das österreichische Eishockey kritisierte er als "sehr starres System, in dem Veränderungen schwer durchführbar sind. Auch habe ich erkennen müssen, dass in der Liga nicht alle gleich sind, sondern manche gleicher. Viele Entscheidungen wurden nicht für die Liga, sondern gegen die Capitals getroffen", erklärte Schmid und verwies auf das Punktesystem.
"Die Liga betrachte ich in der momentanen Form als gescheitert. Dass derzeit fast zwei Drittel der Sponsoreneinnahmen der Liga für den Verband und die Liga-Verwaltung ausgegeben werden, zeigt auch, auf welchem Weg sich die Liga befindet."
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