Das internationale Forscherteam hat außerdem die Schäden, die durch das Fehlen von bestäubenden Insekten entstehen würden, auf 190 bis 310 Milliarden Euro pro Jahr errechnet. "Im Wesentlichen kann man davon ausgehen, dass vor allem die Vitaminressourcen für den Menschen - also Obst und Gemüse - von einem Rückgang der Tiere besonders stark betroffen sind", so Settele. "Wir gehen nicht davon aus, dass alle Bestäuber aussterben werden. So gesehen zeichnet diese Studie ein Worst-Case-Szenario", meint der Wissenschaftler.
Es herrscht jedoch Einigkeit darüber, dass der Rückgang der Bestäuber auch ein zentrales Problem für die Erhaltung der biologischen Vielfalt ist. "In den Berechnungen sind die Auswirkungen, die ein Rückgang der Bestäuber auf die generelle Pflanzen- und damit auf die Tierproduktion hätte, nicht enthalten", sagt Settele.
Früchte und Gemüse besonders betroffen
Das Forscherteam hat den ökonomischen Wert der Bestäubung unter dem Aspekt der "Dienstleistung für den Menschen" bewertet. Demnach wären drei Kategorien agrarischer Produkte besonders betroffen: Früchte und Gemüse durch einen Verlust von jeweils 50 Milliarden Euro, sowie essbare Ölfrüchte mit 39 Milliarden. Die Auswirkungen auf Genussmittel wie etwa Kaffee, Kakao sowie Nüsse und Gewürze waren von geringerer ökonomischer Relevanz.
Bei einem kompletten Rückgang der Insektenbestäuber würde sich die Weltagrarproduktion stark verändern. Besonders Importeure wie die EU wären davon betroffen. "Global betrachtet sind die Länder auf der Nordhemisphäre verwundbarer als die Länder im Süden", erklärt Studienleiter Settele. Ein Rückgang der Bestäuber-Insekten könnte also starke Konsequenzen für den Lebensmittelhandel zwischen Nord und Süd haben. "Die Ergebnisse betonen, dass der Komplettverlust an Insektenbestäubern wie vor allem der Honigbiene und vielen weiteren Bienenarten nicht zu einem Zusammenbrechen der Weltagrarproduktion führen, es aber einschneidende Verluste geben würde." (pte)
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