"Groß und schön"

Trumps "Mauerbau-Casting" mit 700 Bewerbern

Ausland
04.04.2017 07:57

Vielen US-Amerikanern war Donald Trump vor seiner Präsidentschaft vor allem als TV-Star bekannt. Bei der Reality-Show "The Apprentice" suchte er Management-Talente, zudem machte sich der New Yorker Baulöwe als Ausrichter diverser Schönheitswettbewerbe wie der Wahl zur "Miss Universe" einen Namen. Als Politiker gilt Trumps Leidenschaft zwar anderen Themen - besonders am Herzen liegt ihm der Bau einer "großartigen Mauer" zum Nachbarland Mexiko -, die rund 700 Firmen, die sich angemeldet haben, müssen aber ebenfalls eine Art Schönheitswettbewerb durchlaufen.

Denn Trump hat bei seinem Traum von der Mauer gewisse Ansprüche. "Hübsch" soll sie sein, doch zugleich "stark". Menschen dürfen sie nicht überwinden können. Am Dienstag soll die Frist für Unternehmen enden, um Vorschläge einzureichen. Die Regierung macht beim umstrittenen Bauwerk zur Abwehr illegaler Einwanderer klare Vorgaben: Auf der US-Seite soll es - trotz massiver Beschaffenheit, die Attacken etwa durch Presslufthammer oder Spitzhacke für mindestens eine Stunde standhält - "ästhetisch ansprechend" sein. Farbgebung und Textur müssen zur Landschaft passen.

Ende Mai soll Bestbieter präsentiert werden
Die Ausschreibung hat Casting-Charakter: Die ausgewählten Bewerber bekommen zunächst bis zu zweieinhalb Stunden Zeit, die Jury in einer mündlichen Präsentation zu überzeugen. Nach Verkündung der Gewinner Ende Mai geht es in der nächsten Runde ans Eingemachte: Die Prototypen werden als Mauerabschnitte zur Begutachtung vorgeführt. Gewünscht ist eine "imposante Höhe" zwischen fünfeinhalb und gut neun Metern. Unterirdischen Tunneln soll aber auch vorgebeugt werden. Ausgeschrieben ist der Auftrag als "solide Betonmauer", doch andere Materialien dürfen teilweise ebenfalls zum Einsatz kommen.

Trump verspricht: "Baue die Mauer sehr günstig"
Der Schutzwall zur Grenzsicherung soll sich auf einer Strecke von gut 1900 Kilometern erstrecken, an der bisher keine befestigten Hindernisse stehen. Es handelt sich auch mit Blick auf die Kosten um ein Mammutvorhaben. Das Heimatschutzministerium kalkuliert vorläufig mit rund 21 Milliarden US-Dollar (knapp 20 Milliarden Euro), Trump geht von etwa der Hälfte aus. "Ich baue die Mauer sehr günstig", so sein Versprechen. Doch auch wenn die Vorbereitungen bereits laufen, stehen hinter dem Projekt zahlreiche Fragezeichen. Ob und in welchem Ausmaß es jemals vom US-Kongress bewilligt wird, ist unklar.

Abgesehen davon, dass die Regierung des Nachbarlands oft genug betont hat, für diese Mauer kein Geld lockerzumachen, sind Sinn und Umsetzbarkeit des Vorhabens auch sonst höchst umstritten. Weite Teile des Grenzabschnitts befinden sich in Privatbesitz, in anderen Bereichen würde die bergige und von Canyons durchzogene Landschaft das Unterfangen erschweren oder von vornherein überflüssig machen. Ob sich etwa der Drogenschmuggel wirklich durch Trumps Plan eindämmen ließe, wird von Experten bezweifelt. Zudem ist mit Klagen von Gegnern des Projekts und heftigen Protesten von Aktivisten zu rechnen.

"Amerika zuerst" gilt beim Mauerbau nicht
Obwohl mehr als 700 Firmen Interesse bekunden, bleibt abzuwarten, wie viele sich letztlich wirklich engagieren wollen. Der Auftrag ist heikel, große Namen der Branche halten sich zurück. Wie kontrovers die Sache ist, zeigt sich daran, dass sogar der mit Trump befreundete Immobilienentwickler Jorge Perez aus Florida dem US-Magazin "Bloomberg Businessweek" sagte, der Plan sei "idiotisch" und komme für ihn nicht infrage. Auch der deutsche Baukonzern Hochtief stellte klar, mit seinen US-Töchtern von einer Bewerbung abzusehen. Trumps Motto "Amerika zuerst" gilt übrigens beim Mauerbau offenbar nicht - auch internationale Firmen und Großaufträge für Baumaterial aus dem Ausland sind zugelassen.

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