Schwere Verluste

Kunduz: Taliban offenbar wieder vertrieben

Ausland
01.10.2015 09:22
Spezialkräfte haben nach Angaben der afghanischen Führung die wichtigsten Teile von Kunduz von den radikalislamischen Taliban zurückerobert. Afghanische Sicherheitskräfte hätten "Kontrolle über die Stadt erlangt", sagte der Gouverneur von Kunduz, Hamdullah Danishi, am Donnerstag gegenüber Reuters.

Der Gegner habe schwere Verluste erlitten, teilte das Innenministerium auf Twitter mit. Nach wie vor seien in der Stadt aber Kämpfe im Gange. Bisher seien rund 200 Taliban-Kämpfer getötet worden.

Mehrere Bewohner der Stadt sagten der Nachrichtenagentur AFP, in der Nacht habe es Bombardements gegeben. Im Zentrum der Stadt seien nun afghanische Soldaten zu sehen, auf den Straßen lägen Leichen von Taliban-Kämpfern. Afghanische Soldaten hätten die Taliban-Flagge durch die offizielle afghanische Flagge ersetzt, in manchen Teilen der Stadt werde allerdings noch gekämpft, berichteten die Bewohner.

Taliban dementieren Niederlage
Ein Taliban-Sprecher widersprach den Angaben. "Unsere Kräfte haben sich nicht zurückgezogen, wir haben die Stadt immer noch unter Kontrolle", sagte Taliban-Sprecher Zabihullah Mujahid Donnerstagfrüh. "Letzte Nacht sind afghanische Sicherheitskräfte gemeinsam mit Amerikanern für eine halbe Stunde in die Stadt gekommen." Nach schweren Gefechten hätten sich die Sicherheitskräfte wieder zurückgezogen.

Die Islamisten hatten Anfang der Woche die Macht in Kunduz übernommen. Hunderte Häftlinge wurden befreit, Regierungs- und Mediengebäude in Brand gesetzt und mehrere Taliban-Flaggen gehisst. Die radikalislamischen "Koranschüler" erbeuteten Panzer und andere Fahrzeuge, riefen "Allahu Akbar" und erklärten die Einführung des islamischen Scharia-Rechts, wie in Videoaufnahmen zu sehen war. Die Einnahme von Kunduz, wo die deutsche Bundeswehr lange stationiert war und für Sicherheit sorgte, war der erste derartige Erfolg der Taliban seit ihrer Entmachtung im Jahr 2001.

Gegenoffensive mit Unterstützung der NATO
Die Offensive der afghanischen Spezialkräfte wurde von den USA mit Luftangriffen unterstützt. NATO-Spezialkräfte trafen nach Angaben des westlichen Militärbündnisses in Kunduz ein, um die Regierungstruppen zu beraten. Die Taliban hätten Landminen und Sprengfallen um Kunduz versteckt, daher sei die eigene Verstärkung für die afghanische Armee nur langsam vorangekommen, sagte ein Vertreter der Sicherheitskräfte.

Nach Angaben von Sicherheitsvertretern hatten die Taliban Kunduz während des muslimischen Opferfests Eid al-Adha langsam infiltriert und dann einen Überraschungsangriff von innen heraus gestartet. So hätten sie Kunduz am Montag binnen weniger Stunden einnehmen können. Die Offensive der Islamisten hatte nach UNO-Angaben bis zu 6000 Zivilisten in die Flucht getrieben.

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