In den vergangenen Wochen kam es laut der Antisemitismus-Meldestelle zu mehreren Vorfällen mit Uber- bzw. Flughafentaxifahrern. Die als jüdisch erkennbaren Personen sollen von einem Taxilenker als „Kindsmörder“ beschimpft worden sein. Anschließend soll er die Familie am Straßenrand ausgesetzt haben.
In Wien kam es zuletzt immer wieder zu antisemitischen Vorfällen mit Uber- und Flughafentaxifahrern, wie die Antisemitismus-Meldestelle der israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien in einem Facebook-Post berichtet. Betroffen waren Menschen, die durch ihre Kleidung, durch Gespräche auf Hebräisch oder Jiddisch oder durch den Hinweis auf ihre Herkunft aus Israel als jüdisch erkennbar sind.
Taxilenker bezeichnet Familie als „Kindsmörder“
Vergangene Woche bestellte eine jüdische Familie – ein Ehepaar mit zwei Kindern im Alter von zehn und 13 Jahren sowie eine 75-jährige Frau – ein Uber, um zu einem Geburtstagsessen zu fahren. Als der Fahrer unterwegs erfährt, dass ein Teil der Familie aus Israel stammt, rastete er aus: Er soll die Familie als „Mörder“ beschimpft und erklärt haben, er wolle keine „Kindermörder“ in seinem Wagen haben.
Der Präsident der IKG Wien Oskar Deutsch berichtet von den Vorfällen auf Facebook:
Jüdischer Familienvater brutal attackiert
Der Mann stoppte abrupt am Straßenrand, zwang die Passagiere auszusteigen und setzte seine Tirade auf offener Straße fort, heißt es in dem Bericht der Meldestelle für Antisemitismus. Schließlich soll der Taxilenker den Familienvater körperlich angegriffen haben.
Die schockierte Familie wandte sich an die Antisemitismus-Meldestelle, die sie bei der Anzeigenerstattung bei der Polizei begleitete. Seit dem Vorfall wird sie weiterhin betreut.
Wenn hier nicht entschieden dagegen vorgegangen wird, und zwar sowohl von der Politik und vom Rechtsstaat als auch von der Zivilgesellschaft (...), dann wird es für Juden und Jüdinnen bald keinen Platz mehr in Europa geben. Nein, das ist keine Übertreibung. Die Spitze des Eisbergs ist erreicht.
Oskar Deutsch, Präsident der IKG Wien
Deutsch: „Wo soll das hinführen?“
Der Präsident der IKG Wien, Oskar Deutsch, verurteilte den Vorfall scharf und machte klar, dass es sich nicht um einen Einzelfall handle. So werde etwa in Salzburg ein Film über das jüdische Leben nicht mehr gezeigt, und in Restaurants würden israelische Gäste abgewiesen. Beleidigungen und Diskriminierungen gegenüber Jüdinnen und Juden würden als „Kavaliersdelikt“ abgetan und später „oft legitimiert“, kritisierte Deutsch.
„Wo soll das hinführen? Es ist unerträglich, dass Jüdinnen und Juden angesichts der Bedrohungslage ständig darüber nachdenken müssen, Symbole zu verbergen, die eigene Sprache nicht zu sprechen oder ganze Regionen zu meiden. So kann es nicht weitergehen“, beklagt Deutsch in dem öffentlichen Facebook-Post.
Filmvorführung in Salzburg findet doch statt
Indes wird die für den 28. August geplante und dann wegen Sicherheitsbedenken verschobene Premiere eines Dokumentarfilms über jüdisches Leben im heutigen Salzburg nach der harschen Kritik nun doch zum ursprünglichen Termin stattfinden. „Es wird mit allen Verantwortlichen ein gemeinsames Sicherheitskonzept erarbeitet, damit eine reibungslose Durchführung stattfinden kann“, teilte der Vorsitzende des „Das Kino“-Kuratoriums, Landeshauptmannstellvertreter Stefan Schnöll (ÖVP), am Montag mit.
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